Die Link11 zum Mittwoch ist – so wie die Fankurve – ein Ort an dem Gegensätze zusammentreffen. Junge sportliche Menschen, die auf dem Smartphone die Ballbesitzwerte ihres Teams kontrollieren, hüben, pöbelnde Real-Keeper und Frühpensionisten, die die Jungen am liebsten mit dem Spazierstock von ihren Segways holen würden, drüben. Eingekesselt in diesem Kampf der Kulturen: Die Fans, die gerne einfach nur weiter Fußball schauen möchten. Zum Beispiel in Parma oder München…oder Kairo.
1. Deutschlands U-21 Männer haben das Halbfinale der Euro erreicht, wenn auch mit einiger Mühe. Beim ZDF findet ihr eine Videozusammenfassung der Partie. Constantin Eckner sorgt sich trotz passabler Leistungen um den deutschen Jugendfußball. Er schreibt, die Auswahlmannschaften seien voller taktisch hervorragend geschulter Athleten, doch es herrsche ein Mangel an Kreativspielern (Zeit).
Arne Puyol hat ein Spiel der deutschen Mannschaft besucht und dabei einige Erkenntnisse über Prag, Segways und Fußballabschlussfahrten gewonnen, die er launig kommentiert (Unnatürliche Handbewegung).
2. Serbien hat die U-20 Weltmeisterschaft der Männer gewonnen. Das ist eine kleine Überraschung, denn das Team von Trainer Paunovic hatten nach der Vorrunde wohl nur Wenige auf der Rechnung. Das wiederum ist nicht verwunderlich, denn Serbiens Turnierleistung war eher durchschnittlich, schreibt Mark Murphy und sucht nach Gründen für den Erfolg (200%).
3.
„Geistig rege wird nur bleiben, wessen inneres Feuer der Missgunst lodert.“
Von den Jungen zu den Junggebliebenen: Was für hartgesottene Ultras der Neckermann-Fan ist, ist für Philipp Köster der Werthers-Echte-Opa: Eine verweichlichte, gegenpressinganalysierende Version seiner selbst, die es zu unterdrücken gilt. Das nahende Frührentenalter fest im Blick, hält er bei den 11 Freunden ein flammendes Plädoyer für die altersunabhängige Pöbelkultur und wünscht sich einen Lebensabend im wütenden Rentnermob, der die Kurve aufmischt.
4. Grund zum Pöbeln haben gerade Allen voran die Fans des FC Parma. Der ruhmreiche Ex-Verein von Cannavaro, Buffon, Dino Baggio, Veron, Crespo oder Thuram ist bankrott und muss einen Neuanfang in der Amateurliga wagen. David Gendelman beschreibt den dramatischen Niedergang eines ambitionierten Clubs als Symbol des italienischen Fußballs und der Abwärtsspirale des italienischen Staates während der Wirtschaftskrise (Guardian). Colin McGowan erzählt für VICE eine Geschichte von fatalem Missmanagement und dubiosen Investoren.
5. Vom FC Parma zu, viele werden es geahnt haben, 1860 München. Zwar haben die dezimierten Löwen vorerst ein Übergangspräsidium gefunden, doch dieser Umstand verdeckt die existenzbedrohenden Probleme des Clubs nur unzureichend, der nach einem Machtkampf sämtlicher Führungskräfte (SZ) nun ausschließlich von Investor Ismaik und seiner Familie kontrolliert wird. Lars Wallrodt sieht den TSV am Ende eines fatalen Weges, der 2004 mit der Korruptionsaffäre Wildmoser begann (WELT).
6. Johannes Geis wechselt zum FC Schalke. Sara Peschke portraitiert den 20-jährigen als „Kommandeur“, dessen „Befehlszentrale“ das Spielfeld ist (Spiegel). Während bei jedem Schalker Großtransfer reflexartig die Frage nach den Clubfinanzen gestellt wird, sieht Manuel Veth die Chancen auf eine Verlängerung des lukrativen Sponsorenvertrags mit Gazprom steigen. Dem Rubel sei Dank (Futbolgrad).
7. Hoffnungen auf Geis hatten sich auch die Fans von Borussia Dortmund gemacht. Wie es aussieht, müssen sie nun mit Ilkay Gündogan Vorlieb nehmen, der (eigentlich) wechseln wollte. Im Hinblick auf eine überraschende Vertragsverlängerung beim BVB sagte dessen Onkel und Berater jüngst, ein gewohntes Umfeld tue der Entwicklung seines Neffen sicher gut. Für Lutz Wöckener eine fadenscheinige Lachnummer (WELT).
8. Die Copa America geht in die heiße Phase über. 10 Bundesligaprofis werden ab Donnerstag Nacht um den Einzug ins Halbfinale spielen. Sehr zum Missfallen ihrer Arbeitgeber, die ihre Saisonvorbereitung gefährdet sehen (FAZ). Solche Sorgen kümmern Tim Rieke nicht. Er hat für Spielverlagerung die Gruppenphase des Mit-Favoriten Brasilien analysiert und greift dabei tief in die Taktikkiste.
„Das häufige Herauskippen von Elias – meistens nach rechts – wurde durch einige weit nach hinten pendelnden Bewegungen dieser zwei Offensivleute ergänzt, die dort flexibel durch die Zonen kreisten und aus den tiefen Halbräumen aufbauen wollten.“
Andreas Kern dagegen ist erbost darüber, dass das südamerikanische Äquivalent zur Euro nicht im deutschen Fernsehen gezeigt wird (The European).
9. Die deutsche Nationalmannschaft steht bei der WM in Kanada vor dem Viertelfinale. Silvia Neids Team überzeugt im bisherigen Turnierverlauf durch hohes Pressing, schnelles Umschalten und einen hervorragenden Sturm. Daniel Meuren erklärt, wie die Bundestrainerin nach der enttäuschenden Heim-WM wieder ein DFB-Team geformt hat, das Maßstäbe setzt (FAZ). Aufgrund eines nicht ganz unkomplizierten Regelwerkes ist die Mannschaft (ohne Anführungszeichen) mit dem Viertelfinaleinzug für die olympischen Spiele 2016 qualifiziert (Spiegel).
10. Seit dem Beginn der Champions League Ära fließt das Geld einen bis zwei Gänge schneller in den europäischen Vereinsfußball, der mittlerweile vor der 21. Saison der neuen Zeitrechnung steht. Play The Game hält in seinem „Diversity Index“ die Anzahl der unterschiedlichen Teilnehmer fest, die jedes Land seit 1994/95 in die lukrative Königsklasse entsandt hat. Wo also herrschen „schottische“ Verhältnisse, wo „englische“?
11. Wer nur halb so alt wie die Protagonisten aus Philipp Kösters Rentnerhooligan-Fantasie ist, der erinnert sich vermutlich noch an Franco Baresi. Milans Galionsfigur der 80er Jahre ist ein Fußballheld alter Schule und für Viele der legitime Nachfolger von Franz Beckenbauer (dem Fußballer). Gary Thacker schreibt der italienischen Legende eine so ausführliche wie verdiente Würdigung (These Football Times).
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„Überall war Stacheldraht, überall waren Polizisten und gepanzerte Fahrzeuge. Das ganze Stadion sah aus wie eine militärische Festung. […] Es drangen immer mehr Menschen in die Gasse. Vielleicht 10.000 insgesamt. Und die Tore waren immer noch verschlossen. Auf einmal begann die Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen auf uns zu schießen. Am Ende der Straße prügelten sie auf uns ein. Wir versuchten wegzurennen, doch an der anderen Seite war nur das verschlossene Tor. Tausende Fans wurden gegen den Zaun gepresst. Wir konnten ja nirgendwo hin. Viele erstickten. Aber die Polizei schoss sogar noch mit Tränengas, als schon Tote am Boden lagen.“
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