#Link11: Die Leichtigkeit des Seins

Nietzsche sprach von der ewigen Wiederkunft, Kundera sprach von Ost und West; wenn wir von der Leichtigkeit des Seins sprechen, meinen wir natürlich: Fußball. 11x auf dem Platz und 7x auf der Bank. Der Kader für heute, bittesehr:

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1. Es ist nicht leicht, Joachim Löw zu sein. Immer diese Widerstände, Widerstände, Widerstände! Und das rund 3 Monate vor Beginn der WM. Christof Kneer in der Süddeutschen über verzagte, allzu lässige Weltstars und alte Probleme der Nationalmannschaft. Stefan Hermanns sieht zumindest die Rückkehr einer alten Tugend als Hoffnungsschimmer. (Tagesspiegel).

Peter Ahrens über die neue Strategie des ewigen Bundestrainers (Spiegel). Raf Honigstein ordnet die gefühlte Niederlage gegen Chile auf ESPN ein.

2. Es ist nicht leicht, Timo Werner zu sein. Jung, beliebt, und mit Unterzeichnung seines ersten Profivertrages an seinem gestrigen 18. Geburtstag auch noch reich. Wäre da nur nicht die Situation seines Herzensvereins. Der diesmal konsequent auf die Jugend setzen will, mit dieser Jugend aber momentan ein Spiel nach dem anderen verliert. Auf Werner lastet die Hoffnung der Massen. Er könnte erst einmal die Kerzen auspusten, aber es sind keine da. (Stuttgarter Zeitung).

3. Es ist nicht leicht, Ultra bei Werder zu sein. Nach der Pyrotechnik beim Heimspiel gegen den Hamburger Sportverein haben sich die Verantwortlichen an der Weser dazu entschieden, den beteiligten Gruppierungen das Vorkaufsrecht für Auswärtskarten zu entziehen und bis auf Weiteres Choreografien und Blockfahnen zu verbieten (Stadionwelt). Sollten sich die Vorfälle wiederholen, könnte es zum Bau eines Zaunes vor der Ostkurve kommen, deutet Werders Präsident Klaus Fischer an (Kreiszeitung).

4. Es ist nicht leicht, die DFL zu sein. Um bei der Auslandsvermarktung der Bundesliga in bisher mit diesem Premiumprodukt noch unterversorgten Gegenden Fortschritte zu machen, schickt der Ligaverband nun Werder Bremen auf eine bezuschusste Werbefahrt ins Reich der Mitte (Kreiszeitung). Auch Bayer Leverkusen wird im Sommer Fernasien bereisen: Die Werkself macht sich auf den Weg nach Südkorea (sid/RP).

5. Es ist nicht leicht, Sanel Kuljic zu sein. Jetzt muss der ehemalige Nationalspieler Österreichs doch ein Geständnis ablegen. So ein wenig war er doch in den aktuellen Wettskandal in der Alpenliga verwickelt. (Nachrichten.at) Ex-Profi Dominique Taboga, der zwischenzeitlich mal im Gefängnis war, äußertes sich gestern erstmals und stellt die Frage: 600€ Siegprämie oder 7.000€ fürs Nichtstun? (Kurier)

6. Es war nicht leicht, Joachim Hopp zu sein. Erst auffe Maloche, und dann auffen Platz. Und dann auch noch beim MSV. Die gute alte Zeit. Damals als Hopp der letzte Überlebende einer untergegangenen Welt war. Bei den 11 Freunden blickt Hopp noch einmal zurück. Die Musik heute ist großer Mist!

7. Es ist nicht leicht, Matthias Sammer zu sein. Wie man es macht, es ist verkehrt. Es ist so einfach, Matthias Sammer zu sein. Wie man es macht, es riecht nach Erfolg. Heute macht Sammer sich Sorgen um die Bundesliga. Auf seine Art und Weise. Die Süddeutsche hat Sammers Aussagen aus einem Sport 1-Interview aufgeschrieben.

8. Es ist nicht leicht, Jens Keller zu sein. Wie man es macht, niemand dankt es einem.  Der Schalke-Trainer ist ein moderner Don Quijote, und das Schalker Umfeld  seine Windmühlen. Der Schalker-Trainer im Gespräch mit der WAZ. Für die Königsblauen geht es am Wochenende gegen die Tormaschine Hoffenheim. Schalke wird eine deutliche Reaktion zeigen, verspricht Kapitän Höwedes (Ruhr Nachrichten). Doch web04 vermutet dahinter Parolen und hat Reaktionen zusammengetragen.

9. Es ist nicht leicht, Tran Dinh Dong zu sein. Der Song Lam Nghe An-Spieler darf die nächsten 28 Spiele seiner Mannschaft von der Tribüne verfolgen. Brichst Du ihm das Bein, brechen wir Deine Karriere, sagt der vietnamesische Fußballverband (BBC) .Wenn man sich das Video anschaut, dann geht die Sperre durchaus in Ordnung. (Youtube)

10. Es ist nicht leicht, QPR-Fan zu sein. Der englische Zweitligist macht 2013 65.000.000 GBP Verlust, und hat Gehaltskosten von 68.000.000 GBP (BBC). Thomas Hitzlsperger erzählt dazu eine kurze Anekdote. (Twitter)

11. Es ist nicht leicht, Wladimir Putin zu sein. Jetzt will ihn nicht einmal mehr die Schalker Mannschaft besuchen. Horst Heldt sagt dem russischen Präsidenten ab. (Ruhr Nachrichten). Der Brief an den Ehrenrat wird in der Zwischenzeit in der internationalen Presse rumgereicht. (World Soccer / ESPN FC) Und die Süddeutsche Zeitung fasst die aktuelle Gemengelage zusammen.

 

Bester Link gestern: 
Es ist nicht leicht, deutscher Nationalspieler zu sein. Oliver Fritschs Text über den Warnschuss in Form eines Freundschaftsspiels bei der ZEIT war gestern Nummer eins.

 

Field Reporter

Ich hab die Vermutung dass es genauso endet wie bei G*tze. Lewy wird bis zum Ende der Saison nicht mehr spielen und da haben die Bauern mit Sicherheit ihre Finger im Spiel.

Es ist nicht leicht, Borussia Dortmund-Fan zu sein. gotNOS? aus Bielefeld präsentiert im schwatzgelb.de-Forum die Fußball-Verschwörungstheorie der Woche.

 

Mixed Zone:

Schwankungen: Es ist nicht leicht, Adidas zu sein. Gerade jetzt, da in Südamerika Währungen abgewertet werden, berichtet der Sportinsider + + + Vergessen: Es ist nicht leicht ,eine Bundesliga-Legende zu sein. Eine neue Seite schafft Abhilfe. Legenden der Bundesliga. + + + Die graue Maus: Es ist nicht leicht, Bochum-Fan zu sein. Jetzt verabschiedet sich Ansgar Schwenken von der ehemaligen grauen Maus der ersten Liga. Commando Bochum fragt sich, wie das jetzt zu bewerten ist. + + + Oscar: Es ist nicht leicht, Fußball-Fan in Zeiten von Social Media zu sein. Man verliert so schnell den Überblick. Die 11 Freunde haben die wirklich wichtigen Bilder der größten Stars der Woche in einer liebevollen Klickstrecke zusammengefasst. + + + Steuerzahler: Es ist nicht leicht, Stefan Kuntz zu sein. Er muss laufend Gelder von der öffentlichen Hand eintreiben, Spieler kaufen und verkaufen und mit ansehen, wie sein Verein trotz massiver Transferausgaben in der zweiten Liga festsitzt. Jetzt kommen wieder mal Kritiker, die meinen, die Deals mit Stadt und Land seien nicht ganz sauber. (FAZ) + + +

 

6 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Alles wieder sehr nett, vielen Dank.

    Ein kleiner Fehler hat sich allerdings eingeschlichen. Die Spieler von Bayer Leverkusen arbeiten gar nicht mehr im Bayerwerk, sie sind Vollprofis als Fußballer. Das mit dem Ausdruck „Werkself“ ist nur Marketimgsprech.

    • Insofern passt die Bezeichnung ja zur Meldung.

      Ich sehe allerdings keinen eklatanten Unterschied zwischen der „Werkself“ und anderen Teamumschreibungen wie etwa „die Knappen“. Es werden längst verlorenen Identitäten vermarktet, wie es im Fußball Usus ist. Da beim Begriff der Werkself anzusetzen und ihn nicht mehr zu benutzen, fände ich inkonsequent; ein konsequentes An- und Abführen aller „falschen Zweitnamen“ aufwendig. Ich teile die Aussage der Bemerkung, frage mich aber, worin der Fehler besteht.

      (Disclaimer: Einleitung, 2-4, Bester Link gestern & den letzten Punkt der Mixed Zone habe ich zu verantworten.)

      • Ich sehe durchaus einen substantiellen Unterschied dazwischen, wenn eine Bezeichnung wie „Fohlenelf“ z. B. von einer Zeitung aus der Region stammt, der sich dann dauerhaft durchsetzt, oder ein solcher aus der von einem Club beauftragten „Marketingkampagne“ stammt, um das so zurecht schlechte Image des Vereines/Clubs/Bundesligateams bewusst zu verändern.

        Wenn man Letzteres aufnimmt, sollte man Geld dafür nehmen, das Image des Vereins zu verbessern. Als „Knappen“ sind die Schalker natürlich auch nur ein Imageträger einer Branche, die kaum noch existiert, aber da hat keine Agentur die Finger im Spiel gehabt, das entstand authentisch in jener Zeit.

        Den Ausdruck „Werkself“ gibt es – in dieser Häufigkeit – erst seit einer vom Verein gelaunchten Kampagne – insofern eine künstliche Marketingentstehung, wie es sie bei der Fohlenelf oder den Knappen nicht war. Man kann das mitmachen, man sollte es aber nicht. Wenn, dann sollte man Geld dafür nehmen, einen Imagegewinn eines Bundesligavereins mit seinen Formulierungen in seiner Publikation zu unterstützen.

        Wie überhaupt die schlimme Synonymitis im Fußball ein Problem ist. Aber das ist ein anderes Thema.

        Ernsthaft über Bayer Leverkusen zu schreiben und als Symptom der schlimmen Synonymitis im Fußball sie dann als „Werkself“ zu bezeichnen – einen größeren Gefallen kann man der Marketingabteilung von Bayer Leverkusen ja kaum machen.

        • Danke für deine ausfürliche Antwort. Ein paar Gedanken dazu:

          Jeder Spitzname (vielleicht von denen abgesehen, die einen Namen vereinfachen, oder denen, die erfunden werden, einfach um ein Synonym zu haben) transportiert doch ein gewisses Image. Wenn ein vom Spiel der Borussen angetaner Sportredakteur die Mannschaft als Fohlen bezeichnet, dann, um jugendliche Frische zum Ausdruck zu bringen. Zu den großen Erfolgen der Siebziger war der Begriff inhaltlich ja auch schon überholt und nur noch Vortäuschung oder Reminiszenz einer vergangenen Ausrichtung. Beim wie „authentisch“ auch immer entstandenen Begriff der Knappen ist schon zur damaligen Zeit davon auszugehen, dass er einen homogeneren beruflichen Hintergrund, eine größere Einheit transportierte als es unter den Fußballern tatsächlich gab.

          In beiden Fällen – zu Beginn des Jahrhunderts wie auch in den Sechzigern – gehe ich davon aus, dass das Image außerhalb des Vereins entstand und dann von diesem übernommen wurde. In der heutigen Wirtschaftswelt – davon gehe ich zumindest aus – möchte es kaum ein Unternehmen der Außenwelt überlassen, welches Image, welche Slogans mit ihm verbunden werden, kümmert sich also selbst um seine Spitznamen. Inwiefern dadurch alleine aber eine Bezeichnung weniger respektabel wird, erschließt sich mir nicht ohne Weiteres.

          Darüber hinaus: Wie du selbst sagst, gibt es die „Werkself“ zwar in dieser Häufigkeit erst durch die Kampagne. Es muss ihn in jedem Fall aber schon zuvor gegeben haben, wie es auch den des „Werksclubs“ mit negativerer Konnotation gab und gibt. Ob die Knappen oder die Fohlen in ähnlicher Weise durch den jeweiligen Verein verstärkt wurden, vermag ich nicht zu sagen. Ich finde übrigens, dass es frappierende Parallelen deiner Ausführungen über die Vereinsbezeichnungen zum Umgang mit Nicht-Traditionsklubs gibt.

          Der Marketingabteilung Leverkusens oder jedes anderen Vereins macht man wohl in erster Linie durch die ausführliche Berichterstattung einen Gefallen – die Verwendung der Begriffe sind dabei meistens ohnehin stimmig mit der transportierten Wertung. Will sagen: Ich finde es nicht verwerflich, bei Gelegenheit im Sinne von Marketingabteilungen zu handeln, halte es quasi für dem Sportjournalismus immanent. Im Gegenteil: Sich danach zu orientieren, in welche Richtung bestimmte Marketingabteilungen arbeiten und dem entgegen zu wirken, kommt mir falsch vor. Ich kann durchaus deine Abneigung gegen die Synonymitis verstehen, bin dann aber geneigt, entweder alle oder keinen dieser Imagebegriffe zu tilgen – aus Gründen der Synonymitis, nicht, um die bewusste Veränderung zurecht schlechter Images zu verhindern.

  2. Ich mag „Legokusen“. Ist zwar total dämlich und ich weiß auch gar nicht genau, was es aussagen soll, aber es klingt lustig.

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