Die Fokus Fußball Linkelf steht heute im Zeichen von Überraschungen. Derlei gab es am gestrigen Tage gleich zwei.
Linkelf
1. Die erste Überraschung: RTL schnappt sich die Rechte an den deutschen Quali-Spielen zur EM 2016. Programm-Geschäftsführer Frank Hoffmann sagt:
Nach den mitreißenden Übertragungen bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika sind wir glücklich, mit den Spielen der deutschen Nationalmannschaft noch attraktivere Spiele in unser Programm der nächsten Jahre zu platzieren.
Ich persönlich frage mich, inwieweit Partien Deutschlands gegen die Färöer oder Kasachstan attraktiver sein sollen als ein WM-Achtelfinale. „Noch quotenträchtiger“ dürfte der Komperativ sein, den Frank Hoffmann gesucht hat. Jens Bierschwale (Welt Online) hat alle Infos zum Deal und meint, den Öffentlich-Rechtlichen schade das Engagement von RTL.
2. Die zweite Überraschung: Gastgeber und Titelfavorit Schweden spielt nur 1:1 zum Auftakt der Frauen-EM. Dabei versemmelten sie gegen Dänemark gleich zwei Elfmeter (siehe ZDF). Zuvor haben sich Italien und Finnland 0:0 getrennt. Heute startet das Turnier auch für Deutschland, Silvia Neids Damen treffen auf die Niederlande. Frank Hellmann (ZDF) erklärt, wieso die Niederländerinnen gefährlich werden könnten.
3. Bei der U20-WM haben Frankreich und Uruguay das Finale erreicht (fifa.com). Das allein wäre keine Meldung wert, schließlich rangiert die U20-WM von der Aufmerksamkeit her irgendwo zwischen Ozeanien-Meisterschaft und der Hannoveraner Altherren-Liga. Ich will vielmehr auf dieses Traumtor hinweisen, dass Ali Adnan für seine irakische Mannschaft geschossen hat, bevor sein Team im Elfmeterschießen an Uruguay scheiterte (101greatgoals).
4. Hat je eine Vorbereitung so viel Trubel hervorgerufen wie jene des FC Bayern? Wohl kaum, es kommt aber auch selten vor, dass ein neuer Trainer ein zweifacher Champions-League-Sieger ist. Bayern-Blogger Steffen Meyer erklärt auf Spox, warum die falsche Neun für ihn nach einer falschen Idee klingt. In seinem eigenen Blog hat er Ausschnitte der Pressekonferenz mit Jerome Boateng, in welchem dieser seiner Brille alle Ehre macht und hipster-esk über Dreier- und Viererketten und die richtigen Abstände philosophiert.
5. Auch Borussia Dortmund sorgt mit seinen Neuzugängen für einigen Buzz, um es neudeutsch zu formulieren. Schuld daran ist ein armenischer Herr, bei dem ich nicht einmal so tun werde, als könnte ich seinen Namen korrekt schreiben (Strg+C & Strg+V ist keine Lösung!). „Mücke“, so sein neuer Spitzname, ist laut Jochen Tittmar (Spox) der Gegenentwurf zu seinem handelsüblichen Fußballprofi – sprachbegabt, nachdenklich, auch abseits des Platzes fleißig. Ein lesenswertes Porträt, nicht nur für BVB-Fans. Bei seinem Debüt hat „Mücke“ gleich beeindruckt, meint DerWesten.
6. Auch der VfB Stuttgart bereitet sich auf die aktuelle Saison vor. Jan Christian Müller (Frankfurter Rundschau) fasst zusammen, was sich die Stuttgarter für die kommende Saison vorgenommen haben.
7. Michael Skibbe ist zwar gerade einmal 47, doch es wirkt so, als sei er bereits endlose Zeiten im Fußballgeschäft. Von der Vizeweltmeisterschaft bis hin zu seinem unglücklichen Stelldichein in Berlin hat sich auch sein Ruf in Deutschland verändert – oder genauer gesagt: verschlechtert. Bei den Grasshopper Zürich möchte er wieder durchstarten. Flurin Clalüna (NZZ) porträtiert ihn und glaubt, der Ruf werde dem Trainer Skibbe nicht gerecht.
8. Dass die Fans der Istanbuler Fußballklubs ihren Beitrag zu den Protesten gegen Erdogan geleistet haben, dürfte jeder regelmäßige Fokus-Fußball-Leser mitbekommen haben. Nun wollen einige Freiwillige einen Film über die protestierenden Fans drehen und hoffen auf Unterstützung per Crowdfounding. Alle Infos gibt es bei Faszination Fußball.
9. Trainer Baade war gestern fleißig. Am Nachmittag bilanzierte er, dass die besten Torjäger der Geschichte der Nationalteams zwei Ungarn waren. Am Abend grub er ein Fundstück aus den staubigen Archiven des österreichischen Fußballs: den offiziellen Song zur WM 1998.
10. Wem kann man heutzutage schon trauen? Sorin Oproiescu auf jeden Fall nicht. Er fälschte seinen Lebenslauf, um einen Profivertrag zu erhalten. Thomas Dudek (11Freunde) erzählt seine Geschichte.
11. In Honduras feiert ein Radioprogramm hohe Quoten: Ein paar Frauen reden über Fußball – frei nach dem Motto: von Frauen, für Frauen. Robin Hartmann (11Freunde) erklärt den Erfolg des Projekts.
Field Reporter
Entscheidend war, zu verstehen, dass die letzten drei, vier Prozent nicht daraus resultieren können, die Spieler noch mehr unter Druck zu setzen. Diese Prozente werden auf dem Spielfeld herausgeholt. Aber sie werden vorher vorbereitet. Und am Ende übernimmt ein Spieler Verantwortung. So wie Bastian im Champions-League-Finale, als er nach 25 Minuten ohne Anweisung vom Trainer eine taktische Veränderung vornahm – wir waren im Aufbauspiel schlecht, sie pressten gut, also schuf er Überzahl im Aufbauspiel.
Matthias Sammer mimt im Interview mit Christian Eichler (FAZ) den weltersten Taktikpsychologen.
Meist geklickter Link gestern
Der Rotebrauseblogger über die Spielabsage Energie Cottbus gegen Maccabi Tel Aviv.
Mixed Zone
Kommentar: Philipp Selldorf (SZ) über Schalkes Absage an Viagogo und die Macht der Fans. +++ Rücktritt: PSG-Chef Leanordo tritt zurück (u.a. Ruhrnachrichten). +++ Interview: Katja Kraus redet über den Frauenfußball (DRadio). +++ Manipulation? Miroslav Kloses Klub Lazio Rom im Fokus der Ermittler (NZZ). +++ Testspiele: Bundesligisten schlagen sich achtbar, bis auf Hoffenheim (kicker).
Rausschmeißer
Thorsten Kirschbaum hat seinen Hund nach Demba Ba benannt, schließlich sei dieser auch „groß, schlank und kopfballstark“ (Stuttgarter Zeitung).
„Mücke“ ist eine Erfindung der BILD-Zeitung – und eine peinliche und geschmacklose dazu, ebenso wie „Spidermann“. Ich finde es gibt keinen Grund, die se lächerlichen Spitznamen in der seriöseren Fußballberichterstattung zu erwähnen.
Danke für den Hinweis. Ich lese die Bild-Zeitung nicht, daher wusste ich das nicht. Zudem meine ich, den Spitznamen Mücke schon vor dem Abschluss des Transfers auf Twitter gelesen zu haben. Sei’s drum, in Zukunft werde ich Strg+C und Strg+V bemühen.
Die Bild sollte eigentlich Pflichtlektüre sein, schließlich ist sie mit roundabout 10 Mio Lesern ein Meinungsbilder par excellence und hat eine Macht, vor der selbst Bundespräsidenten in die Knie gehen müssen.
Grund meines Posts ist aber ein anderer: es heißt Komparativ. *zwinker*