Direkt nach dem Spiel kann man als Fußballer sicherlich mal etwas Dummes sagen. Das ist nur zu menschlich. Wir kennen das ja. Mailand oder Madrid. Der Schiri blind und hirnamputiert und man wechselt niemals zu/m FC Bayern/Borussia Dortmund/Verein XY. Sowas halt. Im Zweifelsfall entschuldigt man sich danach und lässt über den Verein eine entsprechende Pressemitteilung rausgeben. Dann zahlt man natürlich noch eine unbestimmte Summe Geld an den Verein arbeitsloser Schiedsrichter/Sozialprojekt XY und die Sache ist erledigt.
Wenn man nun nach dem Spiel behauptet, dass man nicht schwul ist und auch nicht sein wird, weil der Schiedsrichter wiederum behauptet, dass ihm deine Körpersprache nicht gefällt, dann ist das blöd. Wenn dann aber der Verein das hinterher auch noch rechtfertigt, weil man „die persönlichen Männlichkeit“ in den Vordergrund stellen wollte, dann wirds richtig blöd. So geschehen im Fall Mohamadou Idrissou.
Der demnach ziemlich unmännliche Robbie Rogers überlegt, ob er nach dem Outing des ebenfalls ziemlich unmännlichen Jason Rogers (NBA-Basketballer), doch wieder Fußball spielen sollte (ORF). Sachen gibts.
Vielleicht wäre es männlicher in diesem Fall, sich zu entschuldigen, seinen Fehler einzugestehen und eine Spende an die Aktion Libero oder die Fußballfans gegen Homophobie zu tätigen.
Und sonst so? Irgendwas mit einem Finale des Jahrhunderts. Sowohl Dortmund, als auch Bayern ziehen ins Champions League Finale in Wembley ein und Uli Hoeneß kann nachts nicht schlafen.
Bayern demütigen Barca
Einer Demütigung kam das zweite Halbfinal-Rückspiel gleich. Bayern hatte wenig Mühe mit dem Gastgeber aus Barcelona und siegte auch in der Höhe völlig verdient mit 3:0. Zonal Marking ist begeistert von Bayerns Spiel.
Bayern must triumph at Wembley later this month before being crowned as a truly great side, but it’s difficult to remember such a flexible team capable of playing in so many different ways. Bayern’s physicality was crucial in the first hour of the first leg, then they became defensively disciplined and ruthless on the counter-attack for the remaining 120 minutes of the two-legged tie.
Für Stefan Osterhaus (NZZ) ist das deutsch-deutsche Finale übrigens keine Sensation.
Eine Sensation ist das Duell unter Deutschen nur auf den ersten Blick, bestenfalls ist es eine Überraschung. Es handelt sich um einen Aufschwung, der sich schon lange angekündigt hat. Für die Münchner ist es der dritte Champions-League-Final in vier Jahren. Die Hausse des deutschen Fussballs ist mit vielen Namen verbunden – doch massgeblich mit einem, mit jenem von Jürgen Klopp, dem Coach von Borussia Dortmund.
Andreas Rüttenauer (taz) erklärt, dass es kein deutsch-deutsches Finale gibt.
Es gibt kein deutsch-deutsches Finale. Das wäre bis 1990 möglich gewesen. Seitdem gibt es nur noch einen deutschen Staat. Damit das mal klar ist.
Nebenbei ärgert er sich, dass Uli Hoeneß in Barcelona dabei sein durfte und die ZEIT ihm eine Plattform für ein Interview bot.
Der Bayern-Präsident durfte mit nach Barcelona fahren und sich von seinen Getreuen streicheln lassen, nachdem jeder in der Wochenzeitung „Die Zeit“ nachlesen konnte, wie schlecht es ihm geht, seit man hinter ihm her ist. „Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert.“ „Die Zeit“ hat ihn zurückgeholt. Leider.
Florian Haupt (Welt) warnt davor eine neue Ära auszurufen.
Ein Grund zum Stolz, aber besser nicht für Triumphalismus. Als Deutschlands Kickergewerbe zuletzt ähnlich weit oben stand, beim WM-Sieg 1990, sprach der damalige Trainer Franz Beckenbauer seinen fatalen Satz: Der deutsche Fußball werde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.
Jupp Heynckes kündigte im Zuge des Finaleinzugs seinen Rücktritt an (FR).
Der BVB verliert und zieht trotzdem ins Finale ein
Die Geschichte des BVB-Rückspiels in Madrid ist schnell erzählt. Real dominiert 20 Minuten. Danach sieht alles so aus, als ob der noch amtierende deutsche Meister das Spiel locker nach Hause schaukelt. Beide Mannschaften haben einige sehr gute Chancen. Das 0:0 kurz vor Schluss verwundert den neutralen Zuschauer. Dann setzt doch noch das große Zittern ein. Madrid trifft zwei Mal und am Ende fehlt ein Tor aka als ein Wimpernschlag um doch noch das Wunder klar zu machen. Der BVB verliert bereits zu Beginn des Spiels Mario Götze mit einem Muskelfaserriss. Prognosen stellen eine Finalteilnahme in Frage.
Frank Hellmann (FR) spricht von einem Finaleinzug in freudiger Demut. Daniel Theweleit (taz) weiß, dass Dortmunds Spielweise nun „State-of-the-art“ ist. Saskia Aleythe (SZ) beschreibt Aki Watzkes Flucht aufs Klo. Peter Penders (FAZ) tituliert die Dortmunder als Dramatiker. Marcus Bark (Sportschau) stellt aber fest, dass am Ende die Westfalen feiern.
Für den aufgewühlten Klopp war es immer noch „eine der außergewöhnlichsten Leistungen, die ich im Sport seit langem erlebt habe.“ Real Madrid sei für ihn „auf jeden Fall der größere Klub und wahrscheinlich auch die bessere Mannschaft“. Aber nun war der BVB im Finale, bei dem er seit 2008 arbeitet. Drei Jahre zuvor war der Klub an der Pleite und somit der Oberliga vorbeigeschrammt.
Glaubt man Jose Mourinho, dann liegt es natürlich am Schiedsrichter, dass Real im Halbfinale gegen Dortmund scheiterte. Diese These scheint die Bild-Zeitung zu bestätigen, die investigativ feststellte, dass es sich bei Howard Webb um einen Drittliga-Referee handelte (BILDblog).
Moritz Pfefferkorn (Abenteuer Fußball) fragte sich, warum der BVB so leichtfertig Bälle wegschenkte.
Ob es allerdings Teil eines Plans war, die eroberten Bälle einfach nur in besten griechischen Spiel immer wieder möglichst weit weg vom eigenen Tor zu schlagen, anstatt nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung zu verfahren wird wohl ein Rätsel bleiben.
Steffen Dobbert (ZEIT online) hat interessante Statistiken zum Transferwert und zur internationalen Erfahrung der Halbfinalisten zusammengetragen. Auch im Nachhinein spannend zu betrachten.
8Bit-Football fasst das Dilemma des Mario Götze zusammen.
Uli Hoeneß
Uli Hoeneß äußerst sich heute in der ZEIT zu seiner Steueraffäre, seinen Konten in der Schweiz und zu seiner Spielsucht. Die Geschichte ist groß und exclusiv angekündigt. Wir dürfen also gepannt sein.
Jens Becker (taz) fragt sich derweil, warum niemand genauer das Privatdarlehen des ehemaligen Adidas-Chefs Louis Dreyfus an Uli Hoeneß untersucht.
Dieser Sachverhalt scheint in der öffentlichen Diskussion jedoch keine Rolle zu spielen. Warum eigentlich? Es ist ja nicht so, dass der Wurstwarenhersteller Hoeneß kein eigenes Geld hätte, mit dem er am Finanzmarkt zocken kann. Es ist auch nicht so, dass ein Hoeneß von einer Bank abgewiesen würde, die er um einen Wertpapierkredit bittet.
Mit Fußball ist man weniger einsam
In einem schönen Text fasst „Im Schatten der Tribüne“ den Fußballwahnsinn der letzten Wochen zusammen und bemerkt, dass man mit Fußball weniger einsam ist.
Wir fassen zusammen: Mit Fußball ist man etwas weniger einsam, Fußball beschert grandiose Stunden und wunderbar spannende Spiele. Über Fußball lässt sich immer und überall reden. Scheinbar besonders in diesen Tagen. Fußball wird aber durch die Medien dermaßen ausgeschlachtet, so dass sich der ganz normale Fan zwischendurch zu fragen hat, ob noch wichtich auf´m Platz oder nur in den Nachrichten.
National
Die Verantwortlichen beim 1.FC Nürnberg meinen, dass die Fans Grenzen überschritten haben.
Niels Lehnebach (Spiegel Online) konstatiert, dass die DFB-Elf die Fahrt in die USA nach der Saison ohne 19 Stars antreten muss.
Braunschweig ist wieder erstklassig und feiert feucht-fröhlich. Vorne weg Eintrachts Manager Marc Arnold, wie man im 11 Freunde-Interview erfährt.
Tekninen Historia ist im Aufstiegsfieber und schaut wie groß die Chancen des 1.FC Köln auf den Relegationsplatz sind.
Irritation in Liga 3. Was passiert im Falle der vorzeitigen Insolvenz der Aachener. Liga3-online bestätigt nun auf Nachfrage beim DFB, dass die Spiele der Aachener dann nicht in die Wertung kämen.
Bei Wir-sind-die-Liga gibt es die nächste Kolumne zur Reihe „Wir sind die Kinder der Bundesliga“. Willi vereint Schalke und Dortmund.
Gericht verurteilt Hooligans. Das Landgericht Dresden hält die „Hooligans Elbflorenz“ für eine kriminelle Vereinigung mit rechtsradikalem Hintergrund (Sächsische Zeitung).
Email von Helmut. Jekylla sprach einst vier Stunden mit Helmut Schulte, nun bekam sie sein Buch von ihm persönlich zugeschicht.
International
Bayern verlor vor 4 Jahren in Barcelona mit 0:4. Udo Lattek soll angeblich bittere Tränen geweint haben. Der Libero erinnert an einen denkwürdigen Abend.
Admira und Innsbruck wurde in erster Instanz die Lizenz für die erste österreichische Liga verwehrt (ORF).
Deco unter Dopingverdacht (SZ).
Hausgemachtes
Über 70 Flattr-Klicks bekamen wir letzten Monat. Eine überragende Zahl, die so hoch wie nie zuvor war. Nach vorläufigen Hochrechnungen sind das knapp 20 Euro. Wir sagen Danke! Wer uns weiterhin unterstützen will, kann dies via Flattr-Button tun oder den Paypal-Button auf der rechten Seite für eine Spende nutzen.
Mediathek
Der Flatterball geht in Runde 121. Die Jahrhundertwoche.
Günther Koch ist ein legendärer Radiomoderator, der 2001 eine eigene CD gewidmet wurde. Wie sich Musik im Mix mit Günther Koch anhört, kann man bei Cochise on the Run nachhören.
Der Futiklub hat Uli Hoeneß auf dem Kieker.
Meist geklickt
Elf verschwundene Bundesligisten (SZ).
Sammelsurium
Alex Hudson (BBC) beschreibt welchen Einfluss inzwischen Statistiken auf den Fußball haben. Was kann man mit dem Wissen, dass ein Schütze zu 95% nach links beim Elfmeter schießt anfangen?
Rausschmeißer
Leser beschimpfen die 11 Freunde-Redaktion.
Ronaldinho als Daumenkino (Schlenzer.net).