Die Blog- & Presseschau für Montag, den 25.3.13

Das abgelaufene Wochenende führte wieder einmal vor Augen wie wichtig die Bundesliga ist, damit man sich am Wochenende nicht langweilt. Natürlich gibt es auch jede Menge langweilige Bundesligaspiele,  aber wenigstens kommt dann im Anschluss direkt das nächste Spiel oder eine Sendung über das langweilige Bundesligaspiel in der dann fünfzehn Mal diese eine Abseitsentscheidung gezeigt wird, die einen Hauch Dramatik in die Diskussion bringt und die Langeweile vergessen lässt.

Nach dem Länderspiel am Freitag konnte dann aber nicht mal die Diskussion über echte und unechte Stürmer noch überzeugen. Sie hatte schon vor dem Spiel zu Ermüdungserscheinungen geführt.

Am Samstag gab es dann immerhin den Flashback in die 80er als der WDR live aus dem Degerloch die Partie der Kickers gegen die Arminia aus Bielefeld zeigte. Im Schneetreiben von Stuttgart zeigte sich ab und an der orange Ball und in der Halbzeit kam Guido Buchwald, einer dieser Weltmeister von trauriger Gestalt, zum Interview und erklärte wie wichtig doch ein Sieg der Kickers sei.

Der Durst war danach Fußball nicht gestillt. Wie ein ausgetrockneter Fußballfan nach einem Spiel mit Verlängerung im Hochsommer suchte man nach dem nächsten Zapfhahn und fand ihn nach einer Show, die einst zum Samstagabend gehörte wie das Bad in der Wanne. Eine Show, die es heute nicht mal mehr schafft eine positive Schlagzeile zu lancieren.

Die „Gute-Laune-Queen“ (siehe unten) hatte dann auch „Fußball“ im Angebot: Zypern – Schweiz. Vor ein paar hundert Zuschauern in Nikosia. Auf der Insel hat man schließlich andere Probleme. Wer will es den Zyprern da verdenken, dass sie keine Lust auf den dilettierenden Shaqiri haben.

Hatte man vor dem TV ja auch nicht. So zappte man durch das Programm. Sah Boxen und am Tag darauf sogar Skifliegen und Formel 1 – doch hier funktionierte der Placebo Effekt nicht im Ansatz.

Zum Glück gibt es eine kleine weiß-hellblaue Pille am Dienstag, um den Entzug nicht zu trocken zu gestalten. Vielleicht bekommt man sogar einen Stürmer zu sehen.

Erst Samstag ist dann wieder Bundesliga. Das Wochenende bekommt wieder Struktur. Leider nur noch acht Mal bis zur Sommerpause.

presseschau

Nationalelf

Peter Hess (FAZ) wertet das Qualifikationsspiel gegen Kasachsten als „Aufbruch ins Tiki-Taka-Land“. Kai Butterweck (Indirekter Freistoss) fasst die Diskussionen rund um die Nationalmannschaft zusammen.

Laut Spielverlagerung hat Deutschland einen Pflichtsieg verbucht. Das Spiel habe die Probleme im deutschen Team aber auch offengelegt.

Nach dem Spiel gegen Kasachstan wird ob der unterschiedlichen Stärken der Teams eine Vorqualifikation diskutiert. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erteilte dem im Sport 1 Doppelpass eine Absage. Auch Günter Netzer ist für Spiele gegen „Fußball-Zwerge“ (spox).

Nach Meinung von Oliver Bierhoff braucht die Deutsche Nationalmannschaft wohl gar nicht bei der WM in Brasilien antreten. Schließlich sei ein Sieg in Südamerika im Prinzip ein Ding der Unmöglichkeit. (RP) Im Interview mit der Sportschau sprach der Teammanager über Kunstrasen, unechte Stürmer, Stefan Kießling (echter Stürmer) und Kontakt zu Jürgen Klinsmann.

Joachim Löw hat Hermann und Janssen nachnominiert. (FR) Die Sportschau war beim Training der kleinen deutschen Trainingsgruppe.

Mesut Özil wird vor dem Spiel am Dienstag als „Nationalspieler des Jahres“ geehrt. (spox)

Der U21 gelang ein Sieg bei der Generalprobe für die Europameisterschaft. Das Team siegte 2:1 gegen Israel. (RP) Das ZDF sprach mit Trainer Rainer Adrion.

Zitat des Tages

93 Vereine konkurrieren fortan in 5 Ligen um groteske 3 Aufstiegsplätze in die Bedeutsamkeit: Was für Millionen Zuschauer der Sportschau ab 18 Uhr ein nettes Aufwärmprogramm ist, war hinsichtlich dieser Kommerzialisierung der Sargnagel für zahlreiche Traditionsvereine. Preußen Münster hat den Absprung geschafft und lebt. Carl-Zeiss Jena, TuS Koblenz, Rot-Weiß Oberhausen, Eintracht Trier und Rot-Weiss Essen sind mausetot. Oder hört noch jemand ihre Stimmen, und wie sie singen, oh wie schön das alles ist?

Søren Feyerabend (Kabinentraktate) schreibt ganz wunderbar über den Fußball in Münster im Besonderen und über die Ungerechtigkeit des Amateurleistungssports im Allgemeinen

Werder Fans diskutieren Schaaf

Es begann mit einer Kolumne für den Weserkurier von Arnd Zeigler in der er den „bremen-typischen Reflex“ in der Diskussion um Trainer Thomas Schaaf beschrieb und anprangerte:

“Denn wir sind Werder Bremen. Und auch wenn man auf so manches neidisch sein kann, wäre niemand von uns gerne lieber Bayern München. Denn Werder Bremen steht für etwas. Ganz altmodisch gesagt: Werder steht für Werte, für eine Mentalität, für eine Philosophie, auf die wir alle stolz sein können. Alles, was Werder ist, verdanken wir der Tatsache, dass der Verein sich treu geblieben ist.”

Tobias Singer (Meine Saison) kritisierte Zeiglers Aussagen scharf:

Was Arnd Zeigler sagen wollte, war wohl: Man darf als Verein nicht immer dem Druck der Straße nachgeben, wenn man erfolgreich sein will. Man muss an den eigenen Werten und Zielen festhalten. Was er gesagt hat, war: Jegliche Diskussion um Thomas Schaaf war falsch, ist falsch und wird auch immer falsch bleiben. Bis in alle Ewigkeit, Amen.

In den Kommentaren unter dem Text meldet sich nun wieder Arnd Zeigler zu Wort. Er kritisiert wiederum Singers Replik:

Die Art der Diskussion über Schaaf wird mittlerweile auf sehr unangenehme Weise geführt. Jegliche Schaaf-Befürworter werden quasi entmündigt oder als gleichgeschaltet betrachtet. Werder wird als manövrierunfähiger Deppenverein dargestellt, der aus purer Verbohrtheit an einem Trainer festhält, von dem hingegen jeder schlauere und frei denkende Mensch längst weiß, dass er Werder ins Verderben führt.

Tobias Singer anwortet:

Mir wäre die Option “erfolgreich mit Thomas Schaaf” auch am liebsten, aber ich glaube nicht mehr daran. Ich halte Schaaf zwar nach wie vor für einen guten Fußballtrainer, aber nicht für die derzeitige Situation und den derzeitigen Kader bei Werder.

Hamburg ist grün-weiß fasst die Diskussionen zusammen und freut sich über kommunikative Werderaner. To be continued.

National

Wo Laien über Rassismus urteilen – Oliver Fritsch (Zeit) über die Sportgerichtsbarkeit im Amateurfußball, die zum Beispiel beim Fall Ikenna Onukogu, der von Fans rassistisch beleidigt wurde, in Bottrop überfordert ist.

Tim Lüddecke (Sportbild) sprach mit Onukogu, der früher in der zweiten schwedischen Liga spielte und im Tor von Nigerias U21 stand, über die  rassistische Beleidigungen und den Wunsch nach Rückendeckung.

Auch in Augsburg regt sich nun Widerstand gegen eine Kooperation mit einem Ticketverkäufer: FCA Fans gegen VIAGOGO. Fußball muß bezahlbar bleiben!

Nach der Buchveröffentlichung von Babak Rafati sah sich der DFB gezwungen mit Statements von Bundesligaschiedsrichtern gegen die Vorwürfen gegen Herbert Fandel vorzugehen.

Dembowski geht kritisch mit sich selbst und mit seinem Verein ins Gericht:

Waren wir wirklich bereit, unser Leid aufzugeben, nur um uns mit allen medialen und auch finanziellen Begleiterscheinungen in der Spitze der Liga, in der Nähe der absoluten Weltklasse zu sonnen. War es wirklich das, was das Fandasein ausmachte? Der Erfolg, das Streben nach Erfolg, die Scharmützel mit Fans anderer Vereine, die sich in der internationalen Klasse wähnten? War es richtig, dass Derby als ein notwendiges Übel abzutun, war es richtig, nach mittelmäßigen 40 Minuten gegen Freiburg, die Mannschaft in Grund und Boden zu stampfen, nur um sie nach durchaus gelungenen weiteren 50 Minuten in den Himmel zu loben?

Torsten Wieland (Königsblog) wagt den Rückblick auf 100 Tage Jens Keller als Cheftrainer bei Schalke 04.

Sebastian Wolff (FR) sprach mit der einzigen Spielerberaterin Deutschlands, Samira Samii.

Nach dem Derby zwischen Regionalligist Waldhof Mannheim und Drittligist Karlsruher SC (0:2) kam es zu Ausschreitungen. 34 Personen wurden festgenommen. (RP)

International

In einem hervorragenden Text für das Zeit Magazin beschreibt Marian Blasberg Brasilien im Wandel vor der WM und Olympia und versucht eine Frage zu beantworten:

Wer hat das Sagen in den Favelas – die Drogenbosse oder bald endlich die Polizei, der bislang niemand vertraute?

Thomas Kistner (Deutschlandradio) prophezeit ein endgültiges Aus des FIFA-Reformprozesses. Auch Jens Weinreich (FR) legt in einem Artikel zur Reform der FIFA nach:

Der Reformprozess der Fifa dient nur einem Zweck: dem Machterhalt ihres ewigen Präsidenten Joseph Blatter.

Das Organisationskomitee der Fußball-WM 2022 in Katar kann sich Verlegung in den Winter vorstellen. Doch dann drohen Schadensersatzklagen. Auch der genaue Zeitraum des Turniers wäre ein Streitfall. (FAZ)

Myles Palmer (Arsenal News Review) bezeichnet den Umzug des FC Arsenal ins Emirates-Stadion als großen Fehler des Vereins:

Arsenal fans now pay twice as much to watch a team half as good as it was 10 years ago

Die Gazzetta dello Sport veröffentlichte unter der Überschrift „A lezione die bundesliga“ einen Beitrag zur Zuschauerkrise des italienischen Fußballs und den Unterschieden zum deutschen Modell. Der Blogger, Kai Tippmann, hat den Artikel übersetzt und bei Altravita veröffentlicht: Von der Bundesliga lernen.

Dopingarzt Eufemiano Fuentes fordert Geld von Real Madrid: Reisekosten zu einem Prozess gegen die Zeitung Le Monde. Real reagierte sofort. (FAZ)

Ein Manchester City Fan verlor seine Dauerkarte, weil er von einem Steward beim Rauchen einer E-Zigarette erwischt wurde. (Zum Runden Leder)

Mediathek

Im Interview mit dem Deutschlandradio berichtet Ewald Lienen über die schlechten Bedingungen für den Fußball bei AEK Athen.

Wettbetrüger benutzen den Jugendsport als Einfallstor. Tom Mustroph (Deutschlandradio) sieht eine „Bedrohung von unten“.

Thomas Wheeler (Deutschlandradio) über den weißrussischen Verein Partizan Minsk, der auf Deutschlandreise war.

Sammelsurium

Vor 40 Jahren wurde bei Eintracht Braunschweig die Trikotwerbung eingeführt. (RP) Die Stuttgarter Zeitung blickt auf die Trikots des VfB zurück.

Michael Eder (FAZ) lobt den Auftritt von Michael Ballack im ZDF:

Im Vergleich zu den Kahnschen Pressweh-Analysen plaudert Teilzeit-TV-Experte Michael Ballack so wunderbar locker, dass es eine Freude war. Und auch die Gute-Laune-Queen umdribbelt er elegant.

Ein LKW Fahrer erzählt bei 1904 Geschichten von der Frage eines Polizisten, die durchaus als „unmoralisches Angebot“ verstanden werden kann.

Sebastian (halb 04) gibt eine Anleitung zum Fußball gucken

Im Fußballroman in Freddas Fußballblog geht es weiter.

Battes Buli Blog erinnert an vergessene Fußballnationalspieler. Folge 1: Thomas Ritter.

Rausschmeißer

Foul oder nicht Foul?

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