Fußballdeutschland macht sich an diesem Rosenmontag tatsächlich Gedanken, ob die Meisterschaft bereits nach dem 21.Spieltag entschieden sein könnte. Der FC Bayern München baute seinen Vorsprung auf 15 Punkte aus. Während der Rekordmeister Sieg um Sieg einfährt und dabei den Gegnern nicht den Hauch einer Chance lässt (Sebastian Winter, Spiegel Online), patzt die tabellarische Konkurrenz aus Dortmund und Leverkusen in schöner Regelmäßigkeit.
Dortmund ging gegen Hamburg im Signal-Iduna-Park mit 1:4 unter und verlor „ausgerechnet“ (Hendrik Buchheister, SZ) Robert Lewandowski durch eine rote Karte. Leverkusen spielte Gladbach zwar an die Wand, holte beim 3:3 aber dennoch nur einen Punkt, weil in der Abwehr der Schlendrian herrscht (Stefan Klüttermann, RP).
Am Tabellenende scheint es kaum noch Hoffnung auf Befreiung für Fürth, Augsburg und Hoffenheim zu geben. Fürth verlor gegen Wolfsburg, Augsburg schaffte ein schmeichelhaftes 1:1 gegen Mainz (das Mainz Trainer Thomas Tuchel gegen den Schiedsrichter toben ließ, Jan Christian Müller, FR) und Hoffenheim verlor nach einem Patzer des Tim Wiese Ersatzes Heurelho Gomes in Hannover.
Highlights
Mike Glindmeier (Spiegel Online) war beim Problemspiel zwischen dem 1.FC Nürnberg und der Eintracht aus Frankfurt. Nürnberger Fans war es verboten worden, Fahnen mit ins Stadion zu nehmen, worauf es zu Protesten und Ausschreitungen kam.
Bei der Eintracht war man am Ende des Tages jedenfalls zufrieden. Schließlich habe es ja auch wirklich Probleme bei diesem Problemspiel gegeben. „Ja, es gab ein großes Aufgebot von Polizei und Ordnungskräften. Aber in der Gesamtbetrachtung scheint das notwendig gewesen zu sein“, sagte Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann.
Oliver Fritsch (ZEIT online) hat sich mit Amateurtrainern beschäftigt, die den Sprung in die Bundesliga nicht schaffen, bzw. denen gar nicht erst eine Chance gegeben wird.
Ihr Problem: Der Aufstieg ist für viele Oberligavereine wegen der hohen DFB-Auflagen gar nicht möglich, die Schwelle zum Profibereich für die Vereine und damit auch ihre Trainer zu groß. Zugleich ist die Bühne Oberliga zu klein, um wahrgenommen zu werden. Es sei denn, man trägt einen bekannten Namen, den man sich als aktiver Fußballprofi erworben hat.
Silvano Speranza (NZZ) beobachtet im afrikanischen Fußball Wellenbewegungen der großen Fußballnationen und sucht nach Erklärungen nach der Beendigung des Afrika-Cups.
Die Gründe dafür liegen bestimmt nicht bei einem Mangel an talentierten Spielern, sondern eher in mangelhaften Strukturen. Immer wieder wird das organisatorische Chaos in den Verbänden angeprangert und auf die fatale Interdependenz von politischer Macht und Fussballadministration hingewiesen. «Wer zahlt, befiehlt», mag eine ökonomische Binsenweisheit sein, aber der Qualität des Fussballs ist es nicht förderlich, wenn Minister oder gar Staatspräsidenten einem Nationaltrainer die Mannschaftsaufstellung diktieren.
Christopher Keil (SZ) berichtet über Wilson Raj Perumal, einen Spielmanipulator, der Schiedsrichter und Funktionäre bestach und auch nicht davor zurückschrak, jemanden das Bein zu brechen für das richtige Ergebnis.
Und er war kreativ. Für die Dan-Tan-Familie ließ er eine Nationalmannschaft Togos in Bahrain antreten, die Probleme hatte, 90 Minuten durchzustehen und aus Nationalspielerdarstellern bestand. Er begann, Verbände in Afrika (Ghana, Zimbabwe) zu „engagieren“, statt immer nur einzelne Offizielle und am Match Beteiligte.
Erstmals ist das Hauptstadt-Derby zwischen Hertha BSC Berlin und Union Berlin eine Art Spitzenderby. In der Zweitliga-Partie am Montag trifft der Tabellen-2. auf den 5. Grund genug für Stefan Hermanns, Katrin Schulze und Matthias Koch (Tagesspiegel) die Partie, genauer unter die Lupe zu nehmen.
Zweiter gegen Fünfter: Hertha BSC will den 1. FC Union im Olympiastadion mit seinen besonderen Stärken schlagen. Und Union will dagegen halten – hinten dicht, vorne flexibel.
Zitat des Tages
„Ich habe sehr gute Kontakte, nicht nur national, sondern auch international. Ich war eingeladen vom DFB letzten Mittwoch in Paris. Aus sicherer Quelle – von einem, der es wissen muss – habe ich mitbekommen, dass Lewandowski mit Bayern einig ist, dass Lewandowski zu den Bayern kommt.“
Lothar Matthäus verkündete am Samstag, dass der Robert Lewandowski-Deal fix sei (AZ).
Bundesliga
Schalke holte in den letzten 10 Pflichtspielen nur einen Sieg. Horst Heldt hält vorerst an Jens Keller fest (Welt).
Torsten Wieland hat somit quasi seit 12 Wochen Aschermittwoch.
Keller hatte eine gute taktische Idee für das Spiel gegen die Bayern, doch die Umsetzung war mangelhaft, befand die Spielverlagerung.
Der Schalkefan erlebte die Knappen wie einen Zweitligisten auf Erlebnisausflug.
Bruno Labbadia bekam erst kürzlich einen neuen Vertrag, doch während die Tinte gerade noch trocknet, wird der Ärger um ihn und die Leistungen der Stuttgarter Mannschaft immer größer, berichtet Christopf Ruf (Spiegel Online)
Auch Jürgen Lohle (taz) blickt kritisch auf die Stuttgarter Misere nach fünf in Folge verlorenen Spielen und zaubert Egon Coordes aus dem Hut.
Thomas Haid und Carlos Ubina (Stuttgarter Zeitung) sehen den VfB im Abstiegskampf angekommen.
Blog-G fragt sich, wo die spielerische Leichtigkeit der Frankfurter Eintracht geblieben ist.
Die Spielverlagerung sah in allen Belangen überlegene Leverkusener im Spiel gegen Gladbach – am Ende gab es trotzdem nur einen Punkt.
Klaus Schenkmann von Auchmalabseits machen die Leverkusener so viel Spaß, wie lange nicht.
Das Bayer04blog vermisst die Balance zwischen Offensive und Defensive im Leverkusener Spiel.
Schwatzgelb hadert mit dem Platzverweis gegen Robert Lewandowski.
Anygivenweekend gibt zu bedenken, dass in Dortmunder Unterzahl kein Gegentreffer fiel.
Nedfuller sah die rote Karte als absolut berechtigt.
Max von Abenteuer Fußball meint, dass inzwischen der entscheidende Tick bei den Dortmunder Spielern fehlt.
Das 09blog hofft auf die richtige Reaktion der Dortmunder gegen Donetzk.
Bayern marschiert Richtung Meisterschaft. Die einzige Unruhe entsteht derzeit rund um Mario Gomez und einen eventuellen Wechsel Lewandowskis nach München (Welt).
Miasanrot fragt sich, ob die Bayern wirklich so gut sind.
Der Burnster hat eine Meinung zu den Bayern, fragt sich aber auch warum die Schalker sich so anstellen, wie sie sich gerade anstellen.
Sensatzionell hat sich der bayrischen Dominanz angenommen und gefragt, ob es in Europa ähnliche Beispiele gibt.
Maik Rosner (FR) findet, dass es kaum noch was zu verbessern gibt im Spiel der Bayern und sieht Guardiola vor einer schweren Aufgabe.
Kurz gemeldet
Nigeria siegt beim Afrika-Cup gegen Burkina Faso mit 1:0. Die taktischen Analysen gibt es bei Zonal Marking, Spielverlagerung und Ballverliebt.
Joseph Blatter schließt weitere Amtszeit nicht aus (11 Freunde).
Derweil kritisiert Jens Weinreich den Medienrummel um und mit Mark Pieth.
Ein Kessel Buntes
Steffen Dobbert (ZEIT online) hat Nina Christmann, Frau von Patrick Ochs interviewt, die sich gegen die Klischees ausspricht, die landläufig gegenüber Spielerfrauen herrschen.
Alex Westhof (FAZ) mit einem interessanten Porträt des Düsseldorfer Trainers Norbert Meier.
Oli Fritsch (Indirekter Freistoß) lässt seine Arbeit der letzten Tage und Wochen Revue passieren.
Mediathek
Robert Hoyzer ist ein Held, sagt Declan Hill im Gespräch mit Philipp May (Deutschlandfunk).
Der neueste Fehlpass-Podcast ist online.
In eigener Sache
Im Laufe des Tages wird es zum ersten Mal das europäische Kräftemesser geben. Vorher nehmen Collinas Erben den Spieltag in Textform auseinander und zum Abschluss wird es noch das Torspiel auf die Ohren geben.
Erinnert sei auch noch mal an die von uns präsentierte Lesung von Trainer Baade.
Rausschmeißer
Fußball in allen Sprachen dieser Welt (Battesbuliblog) und George Best als Fashion-Victim (Battesbuliblog).