Tor 23: Kicken?

Catenaccio. Er hat seinen eigenen Blog so genannt. Catenaccio. Nach einem Spielsystem, dass streng ergebnisorientiert ist. Dazu ist er Fan von Bayer 04 Leverkusen. orwiegend von der Couch im Münsteraner Land aus. Werkself. Ein Verein so sexy wie ein torloses Unentschieden bei fünfzehn Grad Minus. Er ist aber auch Fitzelkönig, unterwegs mit… Jonathan Sachse, Unterstützer der Aktion Libero und Fokus Fussball Gründungsmitglied.

Lassen wir Jens Peters also sehr gern hinter Tor 23 nach dem Fußballerlebnis des Jahres 2012 fahnden. 

Ganz ehrlich? Das war eins der beschissendsten Fußballjahre meines fast 36 alten Lebens. Nun das Fußballerlebnis des Jahres zu finden ist wohl die reinste Provokation meines Mitkurators bei Fokus Fussball und bestimmt irgendeine fiese Retourkutsche, dafür das Leverkusen Hannover irgendwann mal abgeledert hat.

Aber er hat gefragt und ich kann solche Wünsche in der Weihnachtszeit nicht abschlagen, also blättere ich in meiner Kopfchronik durch das Fußballjahr. Diese Chronik ist ziemlich löchrig und ich neige dazu, nahezu alles sehr schnell zu vergessen. Bei Kinofilmen kann das sehr praktisch sein (den Film hab ich schon gesehen, aber warum gibt es da ein Happy-End?), bei vielen anderen Dingen ist es eher hinderlich.

So dachte ich mir beispielsweise, dass Leverkusen in der Champions League gegen Valencia ein Spiel gedreht hat. 2:1 nach 0:1-Rückstand. Ich war im Stadion. Ballack mit einem seiner wenigen famosen Spiele in Leverkusen – der ungeliebte Trainer Robin Dutt mit inspirierendem Coaching – André Schürrle mit einem Tor, wie man es von ihm erwartet und Sidney Sam mit dem nötigen Verve für das Siegtor. Der Haken war nur, dass das Spiel im letzten Jahr stattfand. Gedächtnis und so.

Dutt-Watch from jot.pe on Vimeo.

Also suchte ich weiter und quälte mich durch das Fußballjahr 2012, von dem ich furchtbar genervt war und bin. Warum eigentlich?  Dabei gab es doch so mancherlei fußballerischen Gourmethappen. Die Dortmunder, die selbst Nichtanhänger, mit der Zunge schnalzen ließen, die Nationalelf mit einer unglaublichen Siegesserie und in Leverkusen darf man sich auch wieder über neuen Schwung freuen. Ist doch alles gut, oder?

Aus irgendeinem Grund ist bei mir der Fußball ein kleines bisschen entzaubert worden. Die unsäglichen Geschehnisse um Robin Dutt in Leverkusen, eine Europameisterschaft, von der ich nur noch den Strand auf Usedom in Erinnerung habe – überhaupt die gesamte mediale Aufbereitung des Spektakels Fußball und seiner Themen, wie Transfergerüchte, Trainerentlassungen, Nationalmannschaftsbashing und nun die Sicherheitsdebatte haben mich genervt zurück gelassen.

Für mich, als Person, die 3-4 Mal pro Saison ins Stadion geht, bleibt nur die Medien auszublenden, den Fernseher anzuschalten, den Ton auszumachen und wieder anzumachen, weil Fußball ohne Fans ja kein Erlebnis ist (siehe 12:12) und direkt nach dem Spiel den Fernseher wieder auszuschalten, damit ich nicht die vermeintlichen Experten mit ihren Pseudoanalysen hören muss. Das gelingt mir nicht, also bin ich nur zu oft genervt.

Umso schöner ist es, wenn der Nachbarsjunge einen nach der Arbeit abfängt und fragt, ob man kicken will. Er im Tor, ich als Elfmeterschütze. Er mit einer Parade. Danach ein Schuss in den Winkel. Er freut sich, ich freu mich. Er kommentiert jede Aktion. Ich grinse. Unsere Herzen gehen auf. Fußball kann so einfach sein. Die Wahrheit liegt immer noch irgendwo auf dem grünen Rasen.

Veröffentlicht von

Seit der Geburt im Jahre 77 ansässig in der lebenswertesten Stadt der Welt – Münster. Erste Stadionerfahrungen leider nicht beim schönsten Fußball der Welt, sondern bei den Preußen aus Münster in der Oberliga. Inzwischen Social-Media-Manager, Journalist, Blogger und dem Leverkusener Vizekusen-Syndrom verfallen. Eine Geschichte voller Mitleid und Trauer, genährt von der Hoffnung, eines Tages eine Hand an der Meisterschale zu haben. Google+

3 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Schöner Text, auch wenn er irgendwie traurig ist.

    Allerdings bezweifle ich das Datum 19.01.2011 in dem Dutt-Video, weil Leverkusen in der Saison nicht Champions League spielte und Dutt da noch in Freiburg war. War das in der Gruppenphase? Oder doch Anfang 2012?

  2. Pingback: Tor 24: Bescherung | Fokus Fussball

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