Tor 8: Die Oscars, Schnitzel & Kapfenberger in Wien

Als ich Fanny frage, ob sie Lust hätte ihr Fußballerlebnis des Jahres auszuschreiben, bekomme ich die Antwort: 

Wie lieb & schön, dass Ihr mich fragt! „Leider“ hab ich das schon aufgeschrieben, glaub‘ ich:

Who the fuck is Barcelona?

Wenige Momente später kommt die nächste Nachricht:

Oder es war das Heimspiel gegen Bayern?

Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München 2:0

Oder ich überlege nochmal & schreib was Neues, haha.

Das hat sie dann zu unserem Glück gemacht (auch wenn die beiden oben verlinkten Spiele sicherlich noch einen ticken weiter oben in der Kategorie „Fußballerlebnis des Jahres 2012“ stehen). Fanny, Bloggerin und Co-Autorin beim bayer04blog, über eine Reise nach Österreich:

Ende Februar fahre ich – zum ersten Mal in meinem Leben – nach Wien. Eigentlich um mit meiner filmverrückten Freundin aus Frankfurt bei unserer gemeinsamen filmverrückten Freundin aus Österreich die Oscar-Verleihung zu schauen. Irgendwie wird ein Fußball-Wochenende daraus.

Ich fliege nicht so gerne, also beschließe ich stattdessen zehn Stunden mit dem Zug von Düsseldorf nach Wien zu fahren. Am Bahnhof kaufe ich mir die neue Ausgabe der 11 Freunde, die mit Jogi Löw drauf, es ist kurz vor der EM, ich denke zu dem Zeitpunkt noch, dass wir Europameister werden.
Das Stadionposter in der Ausgabe ist ausgerechnet die Generali Arena des FK Austria Wien, bis 2010 Franz-Horr-Stadion. Das muss ich sofort twittern, woraufhin eine Unterhaltung beginnt, in deren Verlauf ich zuerst den bis dato unbekannten neuen Freund unserer österreichischen Freundin kennenlerne (direkt mal folgen), und dann schnell die Idee aufkommt, am Wochenende in Wien gemeinsam ein Fußballspiel im Stadion anzuschauen. Die Vorfreude steigt, im ICE irgendwo zwischen Bonn und Frankfurt.

Ich habe ja eine Dauerkarte in Leverkusen und wenn man bereits alle zwei Wochen einen festen Termin im Stadion hat, kommt man nicht wirklich dazu, Spiele anderer Vereine zu schauen. Ich zumindest nicht.

Der nächste Tag. Samstagnachmittag, aber draußen ist es schon fast dunkel. Wir sitzen bei Schnitzel und Erdapfelsalat und Bier, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß, zusammen und reden über das bevorstehende Spiel der Austria gegen den Kapfenberger SV. Gleichzeitig läuft in Deutschland Bundesliga, aber ich habe in Österreich kein Internet auf dem iPhone und muss die Einheimischen alle paar Minuten nerven und fragen, wie’s steht. Noch im WLAN meiner Gastgeberin hatte ich mir in Vorbereitung die Tabelle der österreichischen Bundesliga angeschaut – und da geht’s schon los: Dass das in Österreich auch „Bundesliga“ heißt, musste ich erst mal recherchieren. Beim Essen verkünde ich: „Kapfenberg ist ja gar nicht so schlecht, die sind zehnter!“ „Es gibt nur zehn Mannschaften.“
Dass die Tabelle bei Platz 10 aufgehört hatte, war mir durchaus aufgefallen, aber ich nahm an, es ginge auf der nächsten Seite weiter, und kümmerte mich nicht weiter drum, nachdem ich den Kapfenberger SV entdeckt hatte.

Das Spiel beginnt um 18:30 Uhr, wir sind erst kurz vorher da, aber kriegen ohne Probleme fünf Karten. Vor dem Stadion laufen nur vereinzelt Leute rum, alles ist total entspannt, kein Gedränge, keine aggressive Stimmung, und kein Pfand. Die Eintrittskarten sind klein und aus fester Pappe, ein bisschen wie der kleine Abriss vom Boarding Pass. Und alles ist lila! Also violett. Voll schön.

Es sind knapp 7.000 Zuschauer im Stadion. An einem Samstag Abend in der Bundesliga in der Hauptstadt Österreichs. Wir sitzen für 25,00 € pro Person auf der Haupttribüne auf violetten Sitzen und trinken mehr von dem leckeren Bier, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Auf dem Platz ist so ziemlich alles dabei. Drei gelbe Karten, ein Platzverweis nach gelb-roter Karte, und ein verwandelter Elfmeter, alles in der ersten Halbzeit. 1:0 für Kapfenberg, den Tabellenletzten, beim Tabellenzweiten. Knapp fünfzig Gästefans sind aus Kapfenberg mitgereist, sie tragen rot, und auch ein bisschen gelb, wenn ich mich richtig erinnere.
 Die Heimfans gegenüber haben sogar einen Oberrang. Ich frage mich die ganze Zeit, ob das mehr sind als bei uns in Leverkusen. Vielleicht, wahrscheinlich. Vielleicht singen nur mehr mit, oder sie singen lauter? Es macht jedenfalls Spaß ihnen zuzuschauen.

In der zweiten Halbzeit passiert nicht mehr viel. Wir trinken noch mehr Bier und quatschen ein bisschen. Über Leute, die beim Fußball quatschen, und Frauen, die irgendwann anfangen ins Stadion zu gehen, obwohl sie nie was mit Fußball am Hut hatten. Meine Freundin aus Frankfurt erzählt, wie sie früher mit ihrem Papa im Waldstadion war, und ich erinnere mich an den alten Glasgow-Fan, der meiner Mama beim Champions League Heimspiel seinen Schal schenkte. Ich schicke meiner Mama eine SMS, dass ich in Wien beim Fußball bin, woraufhin sie zu Hause in Bonn Sky einschaltet.

Der letzte Eintrag im Spielbericht auf kicker.de ist das Tor in der 45. Minute. Nach dem Abpfiff habe ich mir im Fanshop eine Austria-Tasse gekauft. Das 11 Freunde Stadion-Poster habe ich im Zug mit zurück nach Düsseldorf genommen. Im Mai ist es mit umgezogen von der alten in die neue Wohnung. Aufgehängt habe ich es noch nicht.

5 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. beim alten heller war es – glaub ich – zwettler & im stadion puntigamer.
    <3!
    das nächste mal gehen wir auf die hohe warte! ;) :*

  2. Im Restaurant wird es Stiegl gewesen sein, kann man auf dem Photo auch auf dem Glas lesen, wenn man genau hinschaut. Im Stadion wird Puntigamer ausgeschenkt, habe ich gerade ergoogelt. Ich erinnere mich auch wieder, jetzt wo ich es lese. :)
    Und Ottakringer haben wir, glaub ich, auch getrunken, zu Hause.

  3. Stimmt! (Daniel trinkt aber immer zwettler dort.)
    Zuhause war es Annas lieblingsbier: Zipfer sparkling! :)

  4. Pingback: 12 aus 2012: und sonst so? | zwergenprinzessin kocht!

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