Ein volles Programm gibt es heute bei Fokus Fußball. Nach der Presseschau folgt noch die Blogschau, das Torspiel des Spieltags und die Textausgabe von Collinas Erben. Diese Woche werden die Blog- und Presseschauen aufgrund der dünnen Personaldecke etwas kürzer ausfallen. Ich bitte dies zu entschuldigen. Wie immer sind Linktipps gerne gesehen.
Wolfsburg – Leverkusen 3:1 (3:0)
Wolfsburg gewinnt dank Diego klar gegen Leverkusen und Diego freut sich scheinbar, dass er nicht mehr für Felix Magath arbeiten muss, wie Daniel Meuren (FAZ) feststellt.
Beide Male verbat Diego seinen Mitspielern explizit, vor dem Körperkontakt mit Köstner in den Jubel einzustimmen. Deutlicher kann der 27 Jahre alte brasilianische Spielmacher wohl nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr er die neuen Freiheiten unter dem Interimstrainer genießt. Er zahlte das Vertrauen Köstners gegen Leverkusen abermals mit einer bemerkenswert engagierten Leistungen zurück. Offenkundig will Diego all die Meter an Laufarbeit, die er sich aus stillem oder zumindest stehendem Protest gegen Vorgänger Magath aufgespart haben mag, nun für die Saison-Gesamtstatistik wieder aufholen.
Fürth – Gladbach 2:4 (2:1)
Andre Schahidi (RP) sieht Gladbach auf einem guten Weg, auch wenn noch nicht alles passt.
Borussia kassiert noch zu viele Gegentore, die Akteure produzieren zu viele vermeidbare Fehler. Es sind Nuancen, die zu beheben sind. Nicht umsonst spricht Trainer Favre nicht mehr gebetsmühlenartig von „viel Arbeit“, die er mit seinen Schützlingen noch vor sich hätte, sondern von „Details, die zu verbessern sind“.
Stuttgart – Hannover 2:4 (2:0)
Oliver Trust (Tagesspiegel) sieht ein verrücktes Spiel in Stuttgart, dass Hannover nach 2:0-Rückstand noch dreht.
Mirko Slomka genoss den Schlusspfiff in vollen Zügen und riss die Arme hoch. Hannover 96 hatte ein kurioses Spiel, das drei Elfmeter bot, gedreht und nach einem 0:2-Rückstand beim VfB Stuttgart vor 50.600 Zuschauern nach einem wahren Sturmlauf noch 4:2 gewonnen.
Auch Niels Lehnebach (Spiegel Online) wundert sich über den Sieg und fragt sich, wielange die Garanten des Erfolgs Mirko Slomka und Jörg Schmadtke noch zusammen arbeiten.
Slomka zögert seit Wochen mit der Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags. Der 45-Jährige hat sich mit seiner guten Arbeit auch für andere Clubs interessant gemacht, zuletzt wurde über ein angebliches Interesse des FC Bayern spekuliert. Nun sagte er vor der Partie in Stuttgart über seine Situation bei 96: „Es liegt momentan kein unterschriftsreifes Angebot von Hannover 96 vor. Ich glaube auch nicht, dass es so schnell geht.“
Bayern – Frankfurt 2:0 (1:0)
Maik Rosner (FR) hat starke Frankfurter gesehen, die es den Bayern lange Zeit schwer machten.
Es hatte eine Weile gedauert, bis der Bann gebrochen war, was an den mutigen Frankfurtern lag. Wie ein Schwarm lästiger Wespen nervten Vehs Profis die Münchner im Aufbau. Früh und mit bemerkenswerter Laufbereitschaft stellten sie dem ballführenden Gegner nach, nicht selten entsprangen daraus Ballgewinne und Angriffe, die zu eigenen Chancen führten. „Wenn man gegen Bayern gewinnen will, muss man seine Chancen nutzen“, stellte Meier fest. Die Voraussetzungen für einen Coup waren durchaus gegeben, und dazu zählte auch der wieder einmal herausragende Torwart Kevin Trapp, den sein Trainer „ganz klar dem Adler vorziehen“ würde.
Thomas Becker (taz) sieht die wahren Ereignisse neben dem Rasen und führt Uli Hoeneß, David Alaba, Arjen Robben und Armin Veh.
Bei den Frankfurter Fans wurden Ganzkörperchecks von der Polizei durchgeführt. Dies führte zu massiver Kritik von Fans und Fananwälten. (SZ)
Die Ganzkörperkontrollen bei Frankfurter Anhängern beim Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag in München haben massive Kritik hervorgerufen. Die Arbeitsgemeinschaft Fananwälte bezeichnete die Durchsuchungen, die eine Maßnahme des – noch nicht verabschiedeten – DFL-Papiers „Sicheres Stadionerlebnis“ sind, als „rechtswidrig“. Es handle sich „um intensive Eingriffe in Grundrechte, die unter anderem in das allgemeine Persönlichkeitsrecht, dass Recht auf informationelle Selbstbestimmung und in das Recht der allgemeinen Handlungsfreiheit eingreifen“, schreiben die Anwälte.
Augsburg – Dortmund 1:3 (0:1)
Marcus Bark (Sportschau) analysiert den Dortmunder Sieg und sieht Hoffnung bei Augsburg im Kleinen. Der Ehrentreffer gegen den amtierenden Meister soll Mut für die kommenden Aufgaben machen.
Matthias Dersch (Ruhrnachrichten) geht derweil auf die Wechselgerüchte um Robert Lewandowski ein.
Es sei unwahrscheinlich, dass Lewandowski seinen Vertrag in Dortmund verlängere, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke schließe daher einen Verkauf seines besten Angreifers nicht mehr aus – was dieser ohnehin nur für den zurückliegenden Sommer getan hatte. Angereichert wurden die inhaltlich dürren Zeilen durch knackige Zitate von Lewandowski-Berater Maik Barthel, der in der Branche genau wie sein Partner Cesary Kucharsky den zweifelhaften Ruf eines Lautsprechers genießt. „Mit Robert habe ich überhaupt kein Problem“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp vor einigen Monaten, „seine Berater wären bei mir allerdings nicht im Kader.“
Auch Freddie Röckenhaus (SZ) beschäftigt sich mit Robert Lewandowski.
Klar ist auch, dass der Torjäger intern seit fast einem Jahr betont, wie sehr ihn ein Wechsel in die hoch dotierte Premier League reizt – und dass Manchester United sein Wunschverein sei. United-Manager Alex Ferguson hatte im Sommer bei Dortmund auch das einzige bisher reale Angebot für Lewandowski abgegeben, um ihn im Paket mit Shinji Kagawa nach England zu lotsen. Dortmund lehnte ab, offenbar zur Verwunderung des ManU-Managers.
Schalke – Bremen 2:1 (0:1)
Schalke gewinnt unter anderem aufgrund der guten Leistung und von Roman Neustädter und Peter Müller (DerWesten) sieht einen frisch berufenen Nationalspieler.
Gewöhnlich ist Roman Neustädter ein Mensch, der sich nicht einmal vom Anblick Außerirdischer aus der Ruhe bringen lassen würde, in diesen Tagen aber wirkt er emotional aufgewühlt wie nie. Nach seinem Tor schnappte er sich die Eckfahne, riss sie aus der Halterung und trompetete ausgelassen durch das Kunststoffrohr. Später verriet er, er habe „ein bisschen unter Schock gestanden und geschwitzt“, als er von der Berufung in die DFB-Auswahl erfahren habe. Horst Heldt hatte ihn noch vor Bundestrainer Joachim Löw informiert, Schalkes Manager hatte Roman Neustädter aber nicht sofort erreicht. „Ich sah seine Nummer auf dem Display und dachte: Was hast du bloß angestellt?“, erzählte Neustädter lachend.
Düsseldorf – Hoffenheim 1:1 (1:1)
Gianni Costa und Bernd Jolitz (RP) beschäftigen sich mit der Personalie Andrej Voronin in Düsseldorf. Der lümmelte äußerst uninteressiert beim Remis gegen Hoffenheim auf der Bank herum.
Sportvorstand Wolf Werner war um maximale Schadenbegrenzung bemüht. „Bei uns lümmelt keiner auf der Ersatzbank herum“, versuchte er die Macht der Aufnahmen zu relativieren. „Ich habe Andre, vergangene Woche zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Wir haben lange über seine Situation geredet. Er hat sich mehr vorgenommen, wir haben uns mehr von ihm erhofft. Aber wir haben weiter viel Geduld mit ihm. Wir unterstützen ihn, wo wir nur können. Er muss natürlich aber auch auf dem Platz abliefern.“
Mainz – Nürnberg 2:1 (2:1)
Mainz gewinnt das Freitagsspiel gegen Nürnberg und der Siegercoach will sich im Nachhinein beim DFB beschweren. Nicht über den Gegner, sondern über den 4.Offiziellen. (FR)
Ständig hielt sich der große, kräftige Kerl in der Coaching Zone des Mainzer Trainers Thomas Tuchel auf, teilweise versperrte Petersen den freien Blick von der Mainzer Bank aufs Spielfeld, so dass sich Tuchel hinterher beschwerte, er fühle sich „in meiner Berufsausübung“ gestört. Denn, so der leidenschaftliche Fußballlehrer: „Ich bin ein Trainer, der seine Mannschaft aktiv coacht. Es ist nicht hinnehmbar, wenn ich dabei vom Vierten Unparteiischen gestört werde.“
Gerüchteküche
Bernd Müllender (taz) nutzt seine Kolumne um sich über die Gerüchteküchen der Bundesliga auszulassen.
Gerüchteküchen dienen allen: Spielern und Managern köcheln darin ihren Marktwert. Die unseligen Berater nähren ihre Prozentgier bei Ablösezahlungen. Die Medien freuen sich, weil man aufgeregt spekulieren kann. Dortmunds Lewandowski will angeblich weg. Zum einen Manchester, zum anderen? Womöglich will er auch nur sein karges Gehalt verdoppeln lassen. Gomez wird München bald frustriert verlassen wollen – vielleicht zum BVB, um diesen hinterhältig zu schwächen?
Gegenentwurf zu Hoffenheim
Sandhausen hat 14500 Einwohner und sieht sich samt Metzger als Präsident als Gegenentwurf zu Hoffenheim. Dominik Bardow (ZEIT online) war in dem Dörfchen zu Gast.
Theo Zwanziger
Der ehemalige DFB-Präsident stellt am Mittwoch sein neues Buch vor, in der Zwischenzeit gab es bereits erste Zitierungen, die bspw. gegen Uli Hoeneß gingen. Der wiederum konterte und auch Wolfgang Niersbach äußert sich wie Jan Christian Müller (FR) weiß.
Hoeneß antwortete am Sonnabend in Hoeneß-typischer Manier: „Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt in die Isolation treiben.“ Niersbach gab sich beim Sportpresseball ebenso kurz angebunden wie prägnant: „Im Grunde ist da jedes Wort zu viel. Aber ich würde Uli Hoeneß nicht widersprechen.“ Eine Formulierung, die zeigt, dass Niersbach, wenn er es denn jemals war, mittlerweile ganz sicher nicht mehr der Freund Zwanzigers ist, als den ihn sein Vorgänger kürzlich noch bezeichnet hat.
Oscar Beck (Welt) nimmts humoristisch. Den einzigen, den Hoeneß noch nicht beschimpft habe, sei er selber.
Und schon stand Hoeneß wieder als quasselnder Querschläger da, der vom Berg Sinai herab seine zehn Gebote verkündet und sich jeden vorknöpft, der nicht sofort auf den Baum flüchtet. Ganz im Sinne von Johannes Brahms, der sich von seinem Stammtisch mit dem Satz zu verabschieden pflegte: „Sollte ich einen der Anwesenden nicht beleidigt haben, so bitte ich um Entschuldigung.“
Armin Veh hat kein Verständnis für Theo Zwanziger, der nach seiner Meinung nicht das Recht habe, als ehemaliger DFB-Präsident solche Dinge auszuplaudern. (Welt)
Allofs zu Bremen?
Lars Wallrodt (Welt) meint, dass sich Klaus Allofs derzeit unklug verhält.
Das war unklug. Denn an diese Aussage wird er erinnert werden, sollte er in den kommenden Tagen oder Wochen doch beim VfL Wolfsburg unterschreiben. Und angesichts dieser Aussage hat er sich auch wie ein Aa gewundenl, als er bei „Sky“ nur zu dem einen Thema befragt wurde. „Es bringt jetzt nichts, zu sagen: Was wäre wenn? Wenn irgendetwas passiert, wird es eine Reaktion geben. Aber das ist nicht heute der Fall“, sagte Allofs, und: „Im Fußball verändern sich die Dinge manchmal schnell. Man muss nicht irgendeine Behauptung aufstellen, die man in einigen Wochen wieder zurückdrehen muss. Es gibt im Moment keinen Anlass dafür, so eine Erklärung zu machen.“
Mobbing im Fußball
Der Reviersport interviewt den ehemaligen Bundesliga-Profi Peter Peschel, der in seiner Bochumer Zeit Ziel von Anfeindungen der eigenen Fans wurde.
Hörenswerte Beiträge
Der Deutschlandfunk mit zwei guten Beiträgen. Für Clubberer ein Beitrag über Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader, der Platz 8-12 in der Liga anstrebt. Im Zuge des „sicheren Stadionerlebnis“ ein weiterer hörenswerter Bericht über die Fanbeteiligung in der Liga, die im Vergleich zu anderen Ligen sehr weit ist.