Die Saison ist vorbei – es lebe die Saison! Gleich drei große Turniere und ein FIFA Skandal sorgen dafür, dass der Sport trotz beendeter Club-Wettbewerbe so sehr im Mittelpunkt steht, wie seit Wochen nicht mehr. Angrillen, Biergarten, Megan Rapinoe anfeuern, wieder Biergarten, Wecker für Brasilien gegen Kolumbien stellen, Arbeiten gehen ausschlafen, Jens Weinreich zum Frühstück lesen.
Wenn auch ihr das für den perfekten Tagesablauf haltet, tretet näher! Diese #Link11 ist wie für euch gemacht.
1. Und heute in der Rubrik „Düstere Machenschaften der FIFA“: Sepp Blatter geht – und doch irgendwie nicht. Johannes Aumüller und Thomas Kistner erklären, warum der Fußball-Patriarch seinen Abgang hinauszögert (SZ). Auch sein Sprachrohr Walter de Gregorio trat derweil mit gewohnt großer Geste von seinem Amt zurück (Watson). Blatters Geschäftspartner aus Katar wollen Theo Zwanziger verklagen, der den Staat das „Krebsgeschwür des Weltfußballs“ genannte hatte (Jens Weinreich). Womit er ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen ist.
Wahr ist aber: Katar hat große Pläne und sucht seinen Platz auf der Weltkarte, notfalls mit der goldenen Brechstange. Über den Sport gibt das Emirat seinem rücksichtslosen Ehrgeiz ein junges, sympathisches Gesicht. Doch das Wachstum ist künstlich und muss teuer erkauft werden. Zum Beispiel in Form von bezahlten Fans (und WM-Vergaben). Christian Spiller und Andrea Böhm haben diese und andere Gedanken in einer tollen Hintergrundreportage zusammengefasst und gehen dem beängstigenden Kunstprodukt Katar auf den Grund (Zeit).
2. Apropos Kunstprodukt: Gerade ist der von der FIFA finanzierte Film über die FIFA in den Kinos angelaufen. Die Handlung in aller Kürze: Sepp Blatter und Joao Havelange retten die Welt. Andreas Bock hat den künftigen Oscarfavoriten gesehen und erzählt euch, wie absurd die Angelegenheit denn nun wirklich ist (11 Freunde).
3. Apropos Kunstprodukt 2: Die feierliche Enthüllung des neuen Markennamens der deutschen Nationalmannschaft, die fortan nur noch The Artist „Die Mannschaft“ genannt werden möchte, stößt auf allerlei Kritik. Oliver Fritsch beleuchtet das absurde Zusammenspiel von kritischen Fragen zur Vergabe der WM 2006, einer Pressemitteilung dem Reformvorstoß Wolfgang Niersbachs und besagter Werbezeremonie für die Zeit. Niersbachs Eigen-PR nimmt auch Johannes Nedo aufs Korn (Tagesspiegel). Carsten Schulte ärgert sich über die Eventisierung des Fußballs und lässt einen mauen Fußball-Mittwoch Revue passieren (Westline). Christoph Biermann dagegen hat die Präsentation der „Mannschaft“ förmlich aufgesogen und schwitzt die dabei entstandenen Glücksgefühle in Form einer gebührenden Würdigung des großen Anlasses wieder aus (11 Freunde).
4. Heute Nacht begann die Copa America. Gastgeber Chile ist nicht nur der Liebling aller Taktikfreunde, sondern ein ernstzunehmender Favorit auf den Titel. Constantin Eckner hat das Team (kein Markenname) und seinen spektakulären Fußball unter die Lupe genommen (11 Freunde). Das Auftaktspiel gegen Ecuador gewannen Chile mit 2:0 (Watson).
Messi, James, Neymar, Vidal. Die Copa geizt nicht mit Superstars. Tobias Käufer schreibt über die Ausgangssituationen der großen Namen (FAZ).
5. Auch die Euro 2016 in Frankreich wird ihre eigenen Stars hervorbringen. John Brewin hat da bereits 11 ganz bestimmte Spieler im Auge und stellt sein (potenzielles) Euro Dream-Team vor (ESPN).
6. Die Weltmeisterschaft in Kanada ist in vollem Gange und weiß mit so manchem aufsehenerregenden Spiel zu gefallen. Nicht jedoch Wolfram Eilenberger. Der für seine Thesen zur „Feminisierung“ des Männerfußballs gescholtene Philosoph dreht den Spieß nun um und sagt: Der Frauenfußball bedient sich zu sehr klassisch männlicher Attribute und pflegt eine veraltete Spielkultur (Zeit). Na denn.
7. Für derartige Rollenklischees ist im Spiel von Megan Rapinoe kein Platz. Der Stil der US-Amerikanerin ist von Kreativität und Technik geprägt, ihre Torjubel von einem gesunden Schuss Wahnwitz. Gwendolyn Oxenham stellt den Superstar des Frauenfußballs vor (8by8).
8. Ein besonderes Highlight der WM in Kanada ist das Blog-Tagebuch der Deutsch-Schweizerin Rachel Rinast. Weit entfernt von #Faith und „Die Mannschaft“ berichtet die Verteidigerin des Effzeh dort über die (für sie noch recht neuen) Erfahrungen als Nationalspielerin bei einem großen Turnier (Rutundwiess).
9. Und noch ein Turnier ist in vollem Gange: Zwar beginnt morgen bereits das Viertelfinale der U-20 WM der Männer, doch ich möchte an dieser Stelle noch einmal die hervorragende Vorrunden-Analyse der Spielverlagerung empfehlen.
10. Einige BVB-Fans werden sich vermutlich noch an den Namen Carlos Strandberg erinnern. Der junge, bullige Schwede wurde vor einiger Zeit als Neuzugang (nicht nur) in Dortmund gehandelt. Zu Beginn dieses Jahres wechselte er für nur 450.000 € zu ZSKA Moskau. „Nur“, weil Strandberg ein großer Spieler zu werden verspricht. Doch der 19-jährige Stürmer lebt mit einem Handicap, das Vereine offenbar abschreckt. Daniel Mandl stellt ihn euch vor (Abseits.at).
11. Große Hoffnungen ruhten und ruhen in Österreich auf einem, den deutsche Fans wohl hauptsächlich wegen der Disziplinlosigkeit vergangener Tage kennen. Doch Marko Arnautovic ist auf dem denkbar ungewöhnlichen Weg über Stoke City spielerisch wie menschlich zu einer Führungsfigur gereift. Mario Sonnberger mit einem schönen Portrait-Artikel über Österreichs „Unverzichtbaren“ (ballesterer).
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„Wir messen die Belastung und versuchen, uns einen Einblick in sie zu verschaffen. Dank eines GPS-Systems können wir zum Beispiel die Anzahl und Intensität der Beschleunigung eindeutig erkennen. Wir sehen, wie viele Meter die Spieler in verschiedenen Belastungsbereichen zurückgelegt haben und versuchen, bestimmte Werte an bestimmten Tagen zu erreichen. Das soll zu Großteilen über das Fußballerische laufen, da dies ja sozusagen das Endprodukt ist. Was wir dort nicht unterbringen, wird im athletischen Bereich erledigt – besonders die Entwicklung von Beschleunigung. Der Körper muss sehr stabil sein, damit er all diese Kräfte aushält. Wenn Sie einen Käfer nehmen und einen V8-Motor hineinsetzen, fliegt die Kiste auseinander. Es müssen Motor, Fahrgestell und Stoßdämpfer aufeinander abgestimmt sein.“
Oliver Bartlett, Co-Trainer für den Bereich Athletik bei Bayer Leverkusen, gewährt Einblicke in seine Arbeit (Spox).
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