Die Presseschau für Montag, den 26.11.2012

Der Sport ist mal wieder gar nicht das größte Thema nach dem Bundesliga-Wochenende. Pyros, gewaltbereite Fans, schlechte Trainervorbilder und Managerwechsel bestimmen die Medien.

Augsburg – Gladbach 1:1 (1:0)

Andre Schahidi (RP) sieht mittelmäßige Gladbacher gegen Augsburg.

Doch es war eben auch nur ein Punkt, der gegen den fußballerisch limitierten Tabellenletzten heraussprang. Es ist ein spät gewonnener Punkt, der aber auch zeigt, dass harte Arbeit und viel Moral ohne die dazugehörige spielerische Klasse alleine nicht ausreichen, um mehr darzustellen, als Borussia es aktuell tut: Mittelmaß.

Hoffenheim – Leverkusen 1:2 (0:2)

Marcus Bark (Sportschau) analysiert die Hoffenheimer Mannschaft nach dem glücklosen 1:2 gegen Leverkusen.

Kampf ist eine wichtige Tugend in der Situation, in der die Hoffenheimer stecken. Es heißt schließlich Abstiegskampf. Allerdings sind sie sich im Kraichgau noch gar nicht einig, ob sie diesen Kampf tatsächlich werden aufnehmen müssen. „Ich denke nicht, wir haben genügend Qualität“, sagte Vincenzo Grifo, der erstmals in der Startelf gestanden hatte. Sein Trainer Markus Babbel wies pflichtgemäß darauf hin, dass die Situation scheinbar von einigen verkannt werde. Allerdings erwies gerade er sich darin auch als Könner. „Potenzial haben wir viel, aber die Qualität ist, dies auch auf den Platz zu bringen“, sagte Babbel.

Leverkusen gewinnt gegen Hoffenheim und Richard Leipold (FAZ) blickte schon vor dem Spiel auf das ungleiche Trainer-Erfolgsduo auf der Leverkusener Bank.

Das Auftreten vor der Mannschaft ist klar strukturiert. Lewandowski führt das Wort bei der Mannschaftsbesprechung und leitet die Video-Analysen. Je näher der Anpfiff rückt, desto stärker tritt Hyypiä in den Vordergrund. „Unmittelbar vor dem Spiel in der Kabine ist Sami präsenter, da halte ich mich zurück“, sagt Lewandowski. Gespräche mit einzelnen Spielern führen meist beide gemeinsam. Beim Coaching am Spielfeldrand wechseln sie sich ihrer Intuition folgend ab. Auch gegenüber den Medien teilen sie sich Arbeit und Aufmerksamkeit.

Freiburg – Stuttgart 3:0 (1:0)

Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) sieht gezeichnete Stuttgart, die gegen einen frischen Gegner aus Freiburg verlieren.

Unverändert hatte der VfB-Coach Bruno Labbadia sein Team im Vergleich zum Spiel in Bukarest gelassen. Von der Spritzigkeit, der Aggressivität und dem spielerischen Glanz, die der VfB in der Europa League demonstriert hatte, war in Freiburg jedoch nicht allzu viel zu sehen. Sicher lag es auch an den Reisestrapazen und den vielen englischen Wochen, dass die Stuttgarter verloren haben. Hauptverantwortlich dafür war aber der Gegner, denn die junge Mannschaft des SC Freiburg bot von Beginn an eine beeindruckende Leistung.

Schalke 04 – Frankfurt 1:1 (1:1)

Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) sehen überraschend in Frankfurt die reifere Mannschaft.

In der Tat war es sehr schön anzusehen, wie die Hessen auftraten. Sie drängten die Schalker tief in die eigene Hälfte, sie hatten eine Idee vom Spiel, sie agierten frech und forsch, so wie immer eigentlich in dieser Saison. „Dass wir nach 13 Spieltagen so weit oben stehen, ist kein Zufall“, sagte Trainer Armin Veh. „Wir haben unsere Leistung über einen langen Zeitraum bestätigt.“ Ein bisschen durften sich die Frankfurter auf Augenhöhe mit dem FC Schalke 04 fühlen. Blöderweise lagen die Frankfurter nach elf Minuten allerdings schon zurück.

Philipp Selldorf (SZ) berichtet von Schalker Fans, die sich gegen zündelnde Ultras wenden.

Schalkes Manager Horst Heldt lobte indes die Reaktion jener Stadionbesucher, die das Zündeln verurteilten: „Unsere Fans haben die richtige Antwort gegeben.“ Während sich Mitglieder anderer Ultra-Gruppen mit den Rebellen solidarisierten, gab es im Stadion ein heftiges Pfeifkonzert, und das Gros der Fankurve stimmte lautstark Chöre an, die sozusagen die Exkommunizierung der „Hugos“ bedeuteten. „Wir sind Schalker, und ihr nicht“, hieß es unter anderem, die Beteiligung war umfassend.

Auch Daniel Theweleit (taz) findet kaum Worte für das Spiel sondern hauptsächlich zu den abgebrannten Pyros der Schalker Hugos.

Horst Heldt fühlt seinen Verein in der Berichterstattung falsch beurteilt.

FC Bayern – Hannover 5:0 (3:0)

Patrick Strasser (AZ) blickt schon Richtung Meisterschaft nach dem 5:0 der Bayern gegen Hannover.

„Am liebsten würden wir am Samstag mit neun Punkten Vorsprung hier gegen Dortmund auflaufen – Minimum neun Punkte“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Ein Sieg im Breisgau gegen die Gallier der Liga und dann dem Titelverteidiger im eigenen Haus eins verpassen – perfekt wäre die 18. Herbstmeisterschaft. Und bei zwölf Punkten Polster wohl auch der Titel 2013.

Mario Gomez ist wieder im Kader des FC Bayern München. Er trifft und daraufhin muss Julien Wolff (Welt) natürlich die Stürmerfrage stellen.

Ist er jetzt wieder Stürmer Nummer eins? Oder bleibt das Mario Mandzukic, der mit neun Treffern die Torjägerliste der Liga anführt? Und was ist mit dem dritten Stürmer im Bunde, Claudio Pizarro? Gomez lächelte bei der Frage und sagte: „Der Mario macht seine Sache super, der Claudio macht seine Sache super. Ich war weg – und versuche jetzt, meine Sache gut zu machen.“ Der Trainer habe jetzt eine Option mehr, das sei doch schön für ihn und die Mannschaft. Wichtig sei, dass das Team sehr souverän und konzentriert gespielt habe. „Den Stil müssen wir bis Weihnachten durchziehen“, sagte Gomez.

Mainz – Dortmund 1:2 (1:2)

Dirk Krampe (Ruhr Nachrichten) sieht nach dem 2:1 in Mainz eine neue Qualität beim BVB.

Doch es ist ein Markenzeichen dieses BVB, dass er, anders als in den beiden Meisterjahren, zunehmend effektiver die eigenen Chancen nutzen kann. Als Mainz dem 2:1 viel näher war, schlug der Double-Sieger eiskalt zu: Götze passte perfekt in den Lauf von Lewandowski, dessen Ballmitnahme allein das Eintrittsgeld wert war.

Jan Christian Müller (FR) wirft einen Blick auf Jürgen Klopp, der sich arg gezeichnet von der Schelte von DFB-Funktionär Lutz-Michael Fröhlich zeigt.

Hinterher zeigte sich der in den vergangenen Jahren bereits mehrfach wegen ungebührlichen Verhaltens vom DFB zu Geldstrafen verurteilte Dortmunder Coach getroffen von Fröhlichs Einlassungen. Es sei „sehr unangenehm, wenn der eigene Name mit so was in Verbindung gebracht“ würde, sagte er, räumte aber auch selbstkritisch ein, es seien „da Dinge passiert, die kann man nicht weg diskutieren kann“, wiewohl: „Es gibt viele Probleme im Amateurfußball – ich kann ganz bestimmt nicht das größte sein.“

Auch Peter Penders (FAZ) blickt auf den Vorwurf Fröhlichs, Klopp wäre verantwortlich für die Fehlverhalten der Trainer gegenüber den Schiedsrichtern auf den Kreisligaplätzen dieses Landes.

Das ist vorsichtig formuliert und trotzdem perfekt geeignet, missverstanden zu werden. Natürlich ist kein Bundesligatrainer, auch Klopp nicht, direkt dafür verantwortlich, was in den Kreisligen passiert – da haben die Probleme der Gesellschaft – Bildungspolitik, Integration, Berufschancen der Jugend, Arbeitslosigkeit, der generelle Umgang miteinander, soziale Kälte – wohl deutlich mehr Aktien im Spiel. Doch dass vieles, was in der Bundesliga gezeigt wird, den Weg auf die Hartplätze der Republik findet, auf denen die Hemmschwelle mitunter deutlich niedriger ist, wird niemand ernsthaft bestreiten wollen.

Wolfsburg – Bremen 1:1 (0:1)

Carsten Eberts (SZ) war in Wolfsburg beim Allofs-Derby. Neuer Verein gegen Allofs alten Verein. Die Berichterstattung nahm am Wochenende fast schon groteske Züge an, wie auch Thomas Schaaf fand.

„Pffffffffffffft!“ Thomas Schaaf pustete ins Mikrofon und brachte damit zum Ausdruck, wie sehr ihm die Debatte auf den Keks ging. Geschätzte 250 Mal wurde der Bremer Coach in den vergangenen zehn Tagen nach der Scheidung zwischen Werder und seinem langjährigen Geschäftsführer Klaus Allofs gefragt. Natürlich auch nach dem Samstagspiel, in dem Werder ausgerechnet auf Allofs neuen Klub, den VfL Wolfsburg, traf.

Peter Unfried (taz) bemerkt, dass sich in Wolfsburg etwas verändert.

Ist ja was dran: Der VfL hatte ja mit Felix Magath grade mal fünf Punkte aus acht Partien geholt und mit ihm nun stattliche zehn aus fünf Spielen. Plus ein Pokalspiel gewonnen. Köstner hat jetzt sechsmal mit derselben Anfangsformation gespielt, das ist ein echter Paradigmenwechsel gegenüber Magath und es sieht aus, als griffen nun ein paar brauchbare Automatismen und wisse man besser, wie man Diego vernünftig ins Spiel bringt. Das tut ihm gut und dem Offensivspiel auch. Dadurch wird auch der lange Stoßstürmer Bas Dost langsam mit der Bundesliga warm.

Marcel Reif (Tagesspiegel) liebt Fußball und deshalb ist ihm die Allofs-Geschichte auch fast schon egal.

Weil im Fußball Dinge geschehen, die es nicht gibt, weil es da Typen gibt, denen etwas einfällt, was sonst niemandem einfällt. Solange es Fußballspieler gibt wie Zlatan Ibrahimovic muss einem nicht bange werden, dass der Fußball seine Leidenschaft verliert, er ist stärker als alle Normierungsversuche. Dieses Tor von Stockholm, ach, was soll man dazu noch sagen, ich liebe Fußball. Das war die wesentlichste Fußball-Meldung der vergangenen Woche. Dazu gab es noch, national, die andere Meldung. Gut, man kann nicht immer nur schwärmen, man muss sich auch mit dem Alltag beschäftigen, dem Transfer des Klaus Allof von Werder Bremen zum VfL Wolfsburg.

Großer Klaus-Allofs-Interview-Kampftag am Wochenende. Nicht nur die SZ interviewt den Wolfsburger Manager, sondern auch Christian Otto für die taz.

Düsseldorf – HSV 2:0 (1:0)

Lars Wallrodt (Welt) hat eine Panikattacke nach dem Hamburger Fans vor dem Spiel gegen Düsseldorf ihre eigenen Transparente entzünden. In vielen Punkten hat er Recht, warum der Text jedoch mit „Gewaltexzesse führen zum Verbot der Stehplätze“ betitelt wurde, bleibt das Geheimnis der Welt-Redaktion.

Der deutsche Fußball kämpft auch wegen solcher Eseleien einiger Unbelehrbarer derzeit um sein Selbstbestimmungsrecht. Die Innenminister haben bereits damit gedroht, in die Autonomie der Verbände und Vereine einzugreifen. Dann wird es erst recht ungemütlich für jene Fans, die sich jetzt schon so arg drangsaliert fühlen. Die Politiker werden keine Skrupel haben, vor den Stadien Kontrollen wie auf Flughäfen durchführen zu lassen. Sie haben schon angedroht, Geisterspiele anzusetzen, Ticketkontingente für Auswärtsfans zusammenzustreichen und die Polizeikosten auf die Vereine abzuwälzen.

Rekordsaison in Dortmund

Der Meister aus Dortmund vermeldet eine finanzielle Rekordsaison – Hans-Joachim Watzke mahnt dennoch zur Vorsicht.

Der Deutsche Meister Borussia Dortmund blickt auf eine Rekordsaison zurück – und das nicht nur im sportlichen Sinn. Auch wirtschaftlich konnten auf der jüngsten Jahreshauptversammlung Rekorde vermeldet werden. „Was wir im Moment erleben, ist unfassbar. Aber die schwerste Aufgabe steht uns noch bevor – für wirtschaftliche und sportliche Nachhaltigkeit zu sorgen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Und wurde, wie die gesamte Mannschaft und Vereinführung, von rund 1300 Mitgliedern minutenlang mit Applaus gefeiert.

Der wahre Fußball

Ambros Waibel (taz) findet, dass der wahre Fußball nicht auf der Mattscheibe zu sehen ist.

Fankrawalle

„Die Zahlen sind subjektiv“, sagt Prof. Harald Lange vom Würzburger Institut für Fankultur und fordert eine sachliche Debatte zum Thema Fangewalt im Deutschlandfunk.

Robert Peters (RP) beschreibt das Dilemma zwischen Fans, Ultras, Polizei, Vereinen und der Politik.

Die Lage hat sich verschärft, weil die Polizei nicht gerade behutsam mit Gewalttätern umgeht und dabei gelegentlich Unbeteiligte trifft. Das hat dazu beigetragen, dass Ultras aller Vereine die Polizei zum gemeinsamen Feind erklärt haben. Die paradoxe Folge: Ultras fühlen sich legitimiert, in einem rechtsfreien Raum zu operieren. Dass sie die große Mehrheit der Stadionbesucher gefährden, ist ihnen gleich. Gegen so ein Selbstverständnis hilft kein Dialog.

Sportmediennutzung

Das Fernsehen bleibt die wichtigste Informationsquelle für Sportinteressierte – wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen, wie der Deutschlandfunk jetzt berichtet.

Onlinemedien stehen – trotz aller Prognosen – in Sachen Sportberichterstattung nicht auf dem Siegertreppchen. Noch nicht! Rund 82 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten zwischen 14 und 69 Jahren schätzen das Fernsehen als wichtigstes Informationsmedium vor allem für Fußballspiele, das Internet dagegen nur 42 Prozent, gefolgt von Tageszeitungen mit rund einem Viertel, so Petra Kombert vom Marktforschungsinstitut GfK-Enigma:

Nuri Sahin bei Liverpool

Nuri Sahin, Ex-Dortmunder spielt inzwischen Fußball auf der Insel. Das ZDF hat den ehemaligen Bundesliga-Spieler interviewt.

Unschönstes Video des Tages

Pepe Reina muss kräftig einstecken.

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