#Link11: Raus aus Jogis Mupfel

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1. Montagnachmittag: Der DFB streicht Max Kruse aus dem Kader für die anstehenden Testspiele (DFB.de). Javier Cáceres (SZ) fasst die Verfehlungen des Wolfsburgers zusammen. Aktives Abseits erinnert an die Historie des Aus-der-Nationalmannschaft-geworfen-werdens. Gestern tauchte ein privates Nacktvideo des Spielers auf, am gestrigen Abend waren von Seiten seines Vereins verständnisvolle Töne zu hören: »Wir haben bei der Aufarbeitung der aktuellen Entwicklung den Eindruck gewonnen, dass Max Kruse jetzt dringend unsere Hilfe benötigt«, wird Klaus Allofs im kicker zitiert.

2. Der Kommentar zur Angelegenheit, der gestern die meiste Zustimmung fand, stammte von der SZ, trug den Titel »Wer will Max Kruse schaden?« und ist inzwischen vom Netz genommen. Bei der ZEIT schreibt Christian Spiller von »Sittenstrenge«, Jürgen Ahäuser in der FR von Scheinheiligkeit und Heuchlerei. Peter Ahrens (SpOn) hebt hervor, dass Kruse für das Nationalteam zu verzichtbar sei, um die Freiheiten anderer Spieler zu genießen. Christian Otto (FAZ) diskutiert, ob in Typ wie er dem VfL Wolfsburg nicht eigentlich gut tun müsste.

3. Sehr interessant, was Ulrich Hartmann in der SZ berichtet: Es geht um das Fußballturnier bei den olympischen Spielen in Rio. Weil Doping dort ernst genommen wird, müssen sich die in Frage kommenden Spieler jetzt schon von der Nada überwachen lassen. Deswegen hat der DFB einen geheimen Vorab-Kader von 40 Spielern übermittelt. Außerdem: Mangels Abstellungspflicht haben die Bundesligisten vereinbart, pro Verein maximal zwei Spieler für das Turnier abzustellen – bei vielfach vertretenen Vereinen wie Hoffenheim (Volland, Süle, Amiri, Toljan, Schwäbe) oder Schalke (Goretzka, Meyer, Sané, Wellenreuther) vielleicht schade für die Spieler, denen so die Möglichkeit eines olympischen Turniers entgeht; andererseits eine Chance für die Spieler anderer Vereine.

4. In den letzten Tagen häufen sich die Berichte aus der Hauptstadt: Die Hertha will weniger Hertha und mehr Berlin sein. Ein Schritt auf diesem Weg könnte ein Stadionneubau außerhalb der Stadtgrenze sein. Klaus Hoeltzenbein (SZ) berichtet über die Distanz zwischen Stadt und BSC. Uwe Bremer (Morgenpost) trägt Fragen und Antworten zu einem denkbaren Neubau zusammen:

»Hertha sollte den Ball flach halten«, sagt die Sportexpertin der Linkspartei, Gabriele Hiller. »Hertha und das Olympiastadion gehören zusammen, ob das Publikum so treu ist, auch in ein anderes Stadion zu ­kommen, ist fraglich.«

5. Weder Hertha noch Berlin ist die TSG Hoffenheim. Seit Julian Nagelsmann dort das Steuer übernham, sammelten nur Bayern und Dortmund mehr Punkte. Rene Maric (Spielverlagerung) analysiert die Veränderungen im Großen und die Umstellungen im Kleinen, mit denen der neue Trainer das Team auf die Erfolsspur brachte. Von der kommenden Saison an wird die TSG auf ihren ausbalancierenden Sechser Tobias Strobl verzichten müssen. Der 25-Jährige wechselt zu Borussia Mönchengladbach (RP).

6.

»Euro 2016 is the kind of event we can’t delay or postpone. We can’t exclude the possibility of playing behind closed doors as we cannot exclude terrorism«

Damit ist der Satz gefallen. Die Möglichkeit, dass Spiele der EM im Sommer als Geisterspiele ausgetragen werden, könne nicht ausgeschlossen werden. Giancarlo Abete, Vizepräsident des UEFA-Exekutivkomitees, hat ihn ausgesprochen. Der Guardian hat ihn festgehalten. Zur sportlichen Seite der umfangreichsten Europameisterschaft aller Zeiten hat Constantin Eckner eine umfangreiche taktische Vorschau geschrieben: In einem Artikel für jede der sechs Gruppen werden die beteiligten Mannschaften ausführlich vorgestellt.

7. Weil der Verdacht besteht, dass der DFB Eintrittskarten für das Turnier auf unsaubere Weise unters Volk brachte, hat das Bundeskartellamt ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Es besteht der »Verdacht des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung« (ZEIT)

8. Auch zwischen FIFA und DFB tut sich mal wieder etwas: die Ethikkommission des Weltverbandes ermittelt gegen Mitglieder des Organisationskomitees der WM 2006, u.a. Beckenbauer, Niersbach und Zwanziger. Die FIFA gab das selbst bekannt, die FAZ fasst zusammen.

9. Auch zum vergangenen Bundesligaspieltag gibt es aus (schieds)richterlicher Sicht einiges anzumerken. Stark, Schaaf und Djilobodji seien als Protagonisten der Collinas-Erben-Kolumne bei n-tv.de genannt. Werder Bremen hat sich inzwischen dahingehend geäußert, die Drei-Spiele-Sperre für Djilobodjis Halsabschneidergeste nicht akzeptieren zu wollen (kicker)

„Es gibt Gesten, die in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Bedeutungen haben. Wir müssen erklären, dass diese Geste in Afrika gebräuchlich ist“, sagte Eichin der Bild-Zeitung. Den Innenverteidiger aus dem Senegal „in typisch deutscher Manier durchs Dorf zu treiben, geht nicht“

Eine etwas ekelhafte Argumentation (zitiert nach SZ), unterstellt sie Öffentlichkeit und Sportgericht doch Engstirnigkeit und Intoleranz. Nebenbei wird hier die Bremer Selbstdarstellung als letzter Hort der Authentizität im Profifußball gestärkt, wo Spieler (wie auch Junuzovic) noch zu ihren Vergehen stehen und deswegen den Freispruch verdienen.

10. Besonders schlimm hat es Werder Bremen auch bei den gestern veröffentlichten Ansetzungen der restlichen Spieltage (Bundesliga.de) getroffen: Das Spiel beim HSV findet am Freitagabend nach dem dienstäglichen DFB-Pokalspiel in München statt – »aus sportlicher Sicht eine Katastrophe«, so Senegalexperte Thomas Eichin (kicker). Außerdem im Bremer Spielplan: Ein Montagsspiel gegen den VfB Stuttgart, welcher den Spieltermin wegen des zu erwartenden kleineren Gästeanhangs für einen inakzeptablen Wettbewerbsnachteil hält (kicker).

11. Die Bremer Offiziellen akzeptieren den Spieltermin dagegen klaglos – das Muster scheint klar: Die Traditionsvereine der zweiten Tabellenhälfte halten zusammen, wenn es darum geht, anderen die Fernseheinnahmen zu kürzen und werden ganz still, wenn sich aus einer ganz und gar nicht traditionellen Veränderung ein eigener Vorteil ergibt. Dabei wäre die Partie zwischen Bremen und Stuttgart nichts weiter als ein Rückspiel zur ersten Montagspartie der Ligageschichte: 1964 trafen die beiden des Ostermontags um 15 Uhr aufeinander. Die Chancen, dass es zu dieser Wiederauflage überhaupt kommt, stehen allerdings wegen der europäischen Wettbewerbe nicht gut: Für den Fall, dass Wolfsburg gegen Real ausscheidet, Dortmund aber gegen Liverpool weiterkommt (Der Wettmarkt sieht diese Konstellation zu etwa 60% eintreffen), dürfte Dortmund – Wolfsburg auf den Montag getauscht werden. Damit wären auch die beiden Bundesliga-Mittelständler ruhiggestellt; selbst seit Jahren auf Sicherheitsabstand zu internationalen Wettbewerben, würden sie dieser Andeutung von Zweitklassigkeit sicherlich gerne aus dem Weg gehen. Schließlich wird es im Oberhaus bald mehr Geld geben – die DFL hat die Ausschreibung der Rechte 2017-2021 nun formell angekündigt (Handelsblatt).

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von Montag: علی دایی (Ali Daei) wurde 47)

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  1. Die Bremer Offiziellen akzeptieren den Spieltermin dagegen klaglos – das Muster scheint klar: Die „Traditionsvereine der zweiten Tabellenhälfte halten zusammen, wenn es darum geht, anderen die Fernseheinnahmen zu kürzen und werden ganz still, wenn sich aus einer ganz und gar nicht traditionellen Veränderung ein eigener Vorteil ergibt.“

    Der Sinn dieses Satzes erschließt sich mir nicht. Bremen und Stuttgart halten ja gerade nicht zusammen. Der Vergleich des Übersteigers hinkt auch: So bescheuert auch Montagsspiele in der zweiten Liga sind: Man kann sich darauf einstellen. Viele Stuttgarter Fans haben in der Erwartung, dass das Spiel entweder am Freitag oder am Samstag stattfindet, gleich einen ganzen Wochenendtrip nach Bremen eingeplant.

    Aber das versteht man vielleicht nur als Fan eines Traditionsvereins, der normalerweise mit mehr als 100 Leuten zusammen im Gästeblock steht…

  2. Zur Einordnung der Eichin-Erklärung:
    Zitat FF: >> Eine etwas ekelhafte Argumentation, unterstellt sie Öffentlichkeit und Sportgericht doch Engstirnigkeit und Intoleranz. <<

    Puuh. Der "Öffentlichkeit" so etwas zu unterstellen, gehört sich natürlich nicht. Denn das sind ja wir und das Sportgericht. Wie ekelhaft, wenn Outlaws/Loser uns Erklärungsversuche anbieten.

    Ich hoffe für mich, von diesem von FF vorgetragenen Vorurteil verschont zu bleiben.

    • Hi Charly,

      ich habe für meinen Teil nur den Artikel verlinkt, jedoch ohne Wertung seines genauen Inhaltes. Eichins Aussage finde ich allerdings auch unpassend – vor allem weil seine Ausführungen über „Afrika“ für mich in die Denkrichtung gehen, die Eichin implizit anderen unterstellt. Einen Vorwurf an dich kann und möchte ich da aber nicht herauslesen. :-)

      Gruß,
      David

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