Es war dann doch wieder ein saulangweiliger Fußballabend, obwohl das Wetter, die Atmosphäre und der Zustand des Rasens eigentlich so vielversprechend waren. Am Ende gewannen doch wieder dieselben. So musste man bis nach dem Spiel warten, um ein echtes Highlight zu erleben. Im Mittelpunkt zwei Niederländer. Zum Niederliegen.
1. Im DFB-Pokal setzte sich völlig überraschend der FC Bayern München gegen den VfL Bochum durch. (Spielzusammenfassung bei der Sportschau) Bochums Trainer Verbeek echauffierte sich über seinen Landsmann Robben, der aus seiner Sicht zu schnellen liegen geht – was im Niederländischen wohl »eine Schwalbe machen« bedeutet. (kicker) Daniel Theweleit (Spiegel) sieht in Robben weniger den Umfaller als den Entscheider. Christopher Ramm (Mia San Rot) lobt die Chancenverwertung und Joshua Kimmich.
Außerdem setzte sich die Hertha gegen Heidenheim durch. (Sportschau) Bei den Berlinern hofft man, dass man durch die Erfolge der letzten Wochen und Monate endlich auch wieder mehr von den Schülern in der eigenen Stadt geliebt wird – die halten nämlich lieber zu München oder Dortmund. (Tagesspiegel)
2. Weiter geht es im DFB-Pokal mit dem Halbfinale. Berlin empfängt Borussia Dortmund und will den Rasen deshalb nicht auswechseln (immer hertha), die Bayern freuen sich auf Pizarro. Gespielt wird am 19. und 20. April. (Sportschau) Die Berliner sind froh, dass sie endlich mal zu Hause ran dürfen, schließlich wurde ihnen in den letzten Jahren nur in 29 % der Spiele das Heimrecht zugelost – der schlechteste Wert in der Ausarbeitung im Zugabe-Blog. Mehr Losglück haben zum Frankfurter und Freiburger – bringt aber wohl im Endeffekt auch nicht so viel…
3. Ein kurzer Blick zurück auf ein weiteres Viertelfinale sei gestattet. Borussia Dortmund konnte sich beim VfB Stuttgart durchsetzen, was nach Meinung von Tobias Escher (Spielverlagerung) vor allem an der Strategie der Dortmunder lag, die es schafften Konter der Schwaben zu vermeiden und durch Personalumstellungen das eigene Spiel umzustellen.
Mehr Schlagzeilen als das Spiel machten allerdings Tennisbälle (siehe auch did von gestern). Sebastian Weßling (WAZ) kommentiert, dass sich die BVB-Fans mit ihrer Aktion nur selbst geschadet hätten. Sie schaffen es damit aber wenigstens, dass man national und international aufmerksam auf ihren Protest gegen zu hohe Ticketpreise wird. (kicker, CNN, Telegraph, ESPN, Fox Sport Asia)
4. Ticketpreise waren auch ein großes Thema in der Premier League. Jedes Jahr wertet die BBC den »Price of Football« aus. Werner Sonnleitner (Abseits) hat das komplizierte Ticketpreissystem aufgedröselt. Klaus Hoeltzenbein (SZ) kommentiert die Ticketpreise in der Premier League. Er plädiert für eine Bewegung, die sich das Motto eines Klassikers von Donna Summer und Barbra Streisand auf die Fahnen schreibt: »Enough is enough«.
Bei Liverpool haben die Diskussionen rund um die Eintrittspreise nun zu einem Einlenken geführt – oder besser ein zurückkrebsen wie es watson nennt (Das Interview mit dem Liverpool-Fan zu den Eintrittspreisen sollte man sich nicht entgehen lassen!). Neben den Diskussionen neben dem Platz gibt es auch Diskussionen auf dem Platz. Über die Ursachen und Gründe macht sich David Theis (spox) Gedanken und analysiert den Kader auf allen Positionen. Ein Kaderumbruch im Sommer ist aus seiner Sicht unumgänglich.
5. Einen Umbruch gibt es auch im Landespokal – was vor allem Freunde des Groundhoppings unglücklich machen wird, denn in Zukunft wird es einen »Finaltag der Amateure« geben an dem alle Spiele der verschiedenen Landesverbände durchgeführt werden sollen. Diese Spiel überträgt die ARD in diesem Jahr am 28.Mai zum ersten Mal live (DFB, kicker). Maximal 21 Spiele werden dann in Konferenzen gezeigt. Ob alle Landespokalfinalspiele allerdings am selben Tag stattfinden können, ist noch unklar, weil die Relegationsspiele für die 3.Liga fest auf den 25. und 29. Mai terminiert sind. Es besteht also noch Hoffnung für Groundhopper, dass sie mehr als ein Landespokalfinale in diesem Jahr sehen können.
6. Hoffenheim braucht einen neuen Trainer, weil Huub Stevens wegen gesundheitlicher Probleme zurückgetreten ist. In einer Pressekonferenz sprach Stevens über die Beweggründe (Langversion und Kurzfassung bei YouTube) Der Vereinsarzt hatte Herzprobleme erkannt, vielleicht ist ein operativer Eingriff nötig.Beim kommenden Spiel der TSG werden die Co-Trainer das Team betreuen. Ob Julian Nagelsmann, der ab der kommenden Saison das Cheftraineramt übernehmen soll und aktuell seinen Fußballlehrerschein macht, direkt übernimmt, war zum Zeitpunkt der Pressekonferenz noch nicht klar.
7. Dürfen Bundesländer geheime Datenbanken über Fußballfans führen? Wie sieht es mit Auskunftsrechten aus? Wer kommt rein? Wie kommt man wieder raus? Fabian Scheler (11 Freunde) sprach mit dem Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte Philip Krüger über diese Fragen und die Rechtmäßigkeit der Datenbanken.
8. Wie weit es die Behörden manchmal treiben, zeigt nun das Beispiel St.Etienne. Dorthin dürfen gar keine Fans aus Basel anreisen. Nicht zum Stadion, nicht mal in die Stadt. (Tagesanzeiger)
9. Benjamin Best recherchiert seit Jahren zum Thema Sportbertrug. Sein neuster Film heißt »Dirty Games« und zeigt wie in den verschiedensten Sportarten weltweit manipuliert wird, um bei Sportwetten abzukassieren. Thomas Kistner (SZ) hat ihn gesehen und findet lobende Worte für den »entlarvenden Blick hinter die Sportkulisse«.
10. In der Affäre rund um die Vergabe der WM 2006 hat sich Fedor Radmann, Mitglied im Organisationskomitee, zu Wort gemeldet. Er macht einen erstaunlichen Unterschied zwischen Bestechung auf der einen Seite und einem »Beruhigungsvertrag« auf der anderen. Jack Warner sei zwar für die anderen gewesen, man meinte aber laut Radmann dennoch sich ihn durch Zuwendungen vom Hals halten zu müssen. (Welt)
11. Zum Abschluss die Empfehlung für einen Text über einen der großen Stürmer des letzten Jahrzehnts: Thierry Henry. Seine Trainer, seine Clubs, seine Vereine. Wunderbar zusammengefasst von Matt Gault (These Football Times).
Geburtstagskind des Tages
(Auflösung von gestern: Alan McInally wurde 53)
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»Der brilliante Abgang des Magiers« – Der Tagesanzeiger über Futsal und Ricardinho.
Field Reporter
»Eine kleine Geschichte: Ich kenne den Verbandspräsidenten eines afrikanischen Landes, der mir nahestand. Auf einmal sagte er mir, er würde jemand anderen unterstützen. Danach rief mich der Vizepräsident an und sagte: ‹Weisst du, was passiert ist? Sie haben ihn nach Dubai eingeladen.› Solche politischen Druckmittel und finanziellen Möglichkeiten habe ich nicht. Ich kenne einen anderen Präsidenten. Er hat mir gesagt, man habe ihm in Aussicht gestellt, er könne vielleicht etwas Kleines bekommen, aber er sagte: ‹Ich stimme für dich.›«
Jérôme Champagne, nach Ansicht von Beobachtern aussichtsloser Kandidat bei der FIFA-Präsidentenwahl, gibt sich im Interview mit der NZZ zuversichtlich. Er teilt gegen seine Konkurrenten – insbesondere Gianni Infantino – aus, würdigt die Arbeit von Sepp Blatter und erklärt, was aus seiner Sicht falsch läuft im Weltfußball.
Mixed Zone
Türkischer Pokal: Amed SK erreicht ohne Deniz Naki ein Unentschieden gegen Fenerbahce. (Welt) + + + Provokationsvorwurf: Granit Xhaka glaubt, dass in der Bundesliga gezielt Spieler auf ihn angesetzt werden. (NZZ) + + + Neue Dokumente: Football Leaks hat weitere Verträge (unter anderem den von Real Madrid mit Toni Kroos) veröffentlicht. (NZZ, SZ) + + + Offene Arme: Russlands Sportminister Witali Mutko, Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, will die Funktionäre Blatter und Platini bei der WM 2018 trotz ihrer Sperren auf der Tribüne sehen. (FAZ) + + + Inszenierung: Wie eine Bundesliga-Übertragung geplant und durchgeführt wird. (Weser Kurier) + + + Problem: Wattenscheid 09 spielt eine sehr erfolgreiche Saison, hat aber keinen Spieler über die Saison hinaus unter Vertrag (RevierSport) Was immer bleiben wird: die Hymne.
Herzlichen Glückwunsch Markus Happe (44).