Die #Link11 erwacht aus ihrem Winterschlaf und beinahe zeitgleich, so als ob man damit geduldig auf uns gewartet hätte, starten auch die (Dauer)Skandale der Fußballwelt in ein neues Geschäftsjahr. Kollege Klaas schrieb gestern, wenn auch in einem anderen Kontext: Alles wie immer, in 2016.
Und doch keimt jedes Mal, wenn wieder neue Enthüllungen das Licht des Tages erblicken, wenn wieder neue Deals mit Katar & Co. abgeschlossen werden, diese leise Hoffnung auf, dass sich irgendwann doch etwas ändern muss. Oder nicht? Ist der Fußball im moralischen Vakuum festgefahren? Wir werden sehen.
1.
»Der Deutsche Fußball-Bund hat Hinweise auf dubiose Geschäfte oder gar Korruption bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland über Jahre systematisch vertuscht.«
Der DFB läutet das noch frische Jahr 2016 mit einem Paukenschlag der besonderen Art ein (SZ).
2. Für einigen Unmut sorgte auch die zur Unzeit verkündete Sponsoren-Partnerschaft des FC Bayern mit dem Flughafen Doha. Christian Spiller kommentiert bissig, dass Menschenrechte für den deutschen Rekordmeister wohl nur »Gutmenschengedöns« seien (Zeit), Markus Völker dagegen hält eine Isolation Katars für weltfremd (taz). Peter Ahrens kritisiert, dass der FC Bayern mittlerweile »komplett schmerzfrei« sei und legt nahe, den Club künftig bei jeder Gelegenheit den mit bohrenden Fragen zu konfrontieren, die solche ein Deal nunmal nach sich ziehen müsse (Spiegel).
Ein Trainingslager in Katar ist übrigens der größere Affront vor dem Hintergrund der jüdischen Geschichte des Clubs als ein Like. #Coman
— Stefan (@Surfin_Bird) 27. Januar 2016
Hierzu mehr in der Mixed-Zone…
3. Dass Fragen von Moral und Politik zumindest den Vereinen der DFL wirtschaftlich nicht zu schaden vermögen, belegen die aktuellen Geschäftszahlen: Die vermeldeten 2,6 Milliarden Euro Jahresumsatz markieren einen neuen Rekord. Hier geht es zum Geschäftspapier der DFL, das Christian Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit folgenden Worten einleitet:
»Es geht stattdessen vor allem darum, mit großer Transparenz in wirtschaftlichen Angelegenheiten für das Vertrauen von Fans, Sponsoren und Medienpartnern zu sorgen.«
Zumindest meine Eingangsfrage scheint damit (vorerst) beantwortet zu sein.
4. Für einige Fragezeichen sorgte jüngst auch die vorzeitige Haftentlassung von Bayern-Ikone Uli Hoeneß. Während die WELT diesen Vorgang auf einen Reichen-Bonus zurückführt, deutet Vereinspräsident Karl Hopfner bereits sachte dessen Rückkehr in Amt und Würden an.
5. »Ich schaue dieses Spiel nicht an. Interessiert mich auch nicht. Null. Wir verlieren ja sowieso. … Sekunde, war das ein Torschrei in der Nachbarschaft??! Gott, wieso habe ich meinen Glücksschal nicht angezogen, wenn das nun ein Treffer für den Gegner war….« Wir alle kennen das. Andre Weeber-Gierke auch. Lesenswerte Ausführungen über Voodoo und die irrationale Hoffnung auf einen Effzeh-Heimsieg (Spielfeldrand).
6. Der BVB spielt eine bislang überragende Saison, ist der Konkurrenz enteilt – aber dennoch weit davon entfernt, mit dem FC Bayern konkurrieren zu können. Schwatzgelb überprüft, ob die einsame Tabellenposition der Borussia nur eine Momentaufnahme ist und inwiefern die Bundesligaergebnisse der letzten 5 Jahre mit den Einnahmen derer korrelieren, die sie erzielt haben. Das Wort »Langeweile« fällt.
7. Von Langeweile ist der FC Schalke (wie so oft) weit entfernt. Nachdem Sky kürzlich von tiefen Gräben zwischen Trainer und Mannschaft sowie zwischen Sportdirekter und Aufsichtsratsvorsitzendem (Grund: der Trainer) berichtete, hagelt es nun königsblaue Dementis. Ob Heldt, Breitenreiter & Co. sich damit einen Gefallen tun, beantwortet die WELT. Torsten Wieland, unbeeindruckt, ist dennoch vor dem Duell mit Darmstadt guter Dinge (Kickschuh).
8. Heute dreht sich (fast) alles ums Business: Der Rotebrauseblogger, lesenswert, über das sportliche Für und Wider eines Daseins als Tochter des Fußballkonzerns RedBull.
9. Nicht mehr ganz taufrisch, doch ungebrochen interessant: Dem schottischen Fußball könnte laut Chris McLaughlin eine Revolution im Stile der NFL bevorstehen. Stichwort: Draft! (BBC)
10. Der Begriff „Digitale Transformation“ beschreibt den Einfluss digitaler Kommunikation auf Strategie, Struktur und Prozesse von Unternehmen. Philipp Ostsieker schreibt gerade eine fünfteilige Kolumne darüber, inwieweit diese Gezeitenwende bereits im Fußball angekommen ist (Basic Thinking). Passend dazu: Jörn Meyen hat mit Ex-Twitter-Manager Paul Keuter darüber gesprochen, wie dieser aus Hertha BSC ein waschechtes Medienunternehmen zu formen gedenkt (Berliner Morgenpost).
11. Ein Artikel ganz nach meinem Geschmack: Warum die Konkurrenz zwischen Messi und Ronaldo nur in Schlagzeilen existiert und die Überlegenheit des kleinen Argentiniers weit über die Verleihung von Weltfußballer-Titeln hinausgeht (Grup14).
(Auflösung von gestern: 安貞桓 (Ahn Jung-hwan) wurde 40)
Meist geklickter Link gestern
Kollege Fabian mit seinem schönen Beitrag zur Kluft zwischen dem Amateurfußball und „denen da oben“ (Zeit).
Field Reporter
»Schauen Sie sich Messi an, der macht jedes Jahr 100 Tore. Spielt er eine Woche schlecht, interessiert das niemanden mehr. Alle sagen dann: ‚Messi war nicht gut‘.«
Thilo Neumann fragt Christian Brand, warum man sich eigentlich noch den Trainerposten bei Hansa Rostock antut (11 Freunde). Letzterer weiß zumindest schon mal, wo der Maßstab liegt.
Mixed Zone
München: Bayerns Fans machen sich Sorgen (wegen Boateng, nicht Katar) (91. Minute) + + + Damals: Als Bosman fast den Fußball ruinierte (BBC) + + + Frei nach Klaus Augenthaler: Dimitar Berbatov interviewt Dimitar Berbatov (11 Freunde) + + + Eh klar: Diego Maradona liebt den Effzeh (Effzeh.com) + + + Nazi-„Scherze“: Kingsley Coman gefällt das (11 Freunde)?? + + + Vollschlank: Der FC Bayern soll sich mit übergewichtigen Spielern plagen (WELT), Twitter eskaliert + + +
Der unvergessliche Edi Glieder.
Rischtisch!
Das ist der Dings, der große Transfercoup des glorreichen FC Schalke, der Topstürmer, der sie im Intertotto-Cup-Finale so beeindruckt hat, dass sie unbedingt den FC Bayern für ganz arme spielen mussten und ihn sich noch schnell vor Transferschluss geangelt haben. Womit sie sich zwar nicht verstärkt, aber immerhin den damaligen Finalgegner (Pasching, soso) geschwächt haben. Wahrscheinlich für die nächste Pokalrunde nächstes Jahr.
Und zwar heißt der… das kann nicht wahr sein. Ich hab echt seinen Namen vergessen. Wie kann man denn sowas vergessen? Der Nachnahme ist irgendwas mit G oder D. Und der Vorname Ede, glaube ich. Mist.
[SPOILER] Es ist der Plural von „Glied“.