Die Bundesliga hat ihren dritten Spieltag absolviert. Die großen Themen sind Raphael van der Vaart in Hamburg, die gelb-rote Karte von Hannovers Huszti, die flexiblen Bayern und der ganz normale Fußballwahnsinn.
Van der Vaart alleine reicht nicht
„Van der Vaart alleine reicht nicht“ schreibt die Frankfurter Rundschau und spielt auf das 2:3 der Hamburger in Frankfurt an. Das Fazit zum Holländer fällt positiv aus.
Dabei machte die Nummer 23 noch das Meiste richtig: Der Taktgeber trat gefährliche Freistöße und Ecken, gab gescheite Pässe und Vorlagen.
Auch Ulrich Hartmann von der SZ schaut auf van der Vaart, lässt aber vor allem kein gutes Haar an der Hamburger Hintermannschaft.
Der Heilsbringer hatte selbst gewarnt. „Ich bin kein Erlöser“, hatte Rafael van der Vaart vor dem Spiel gesagt, „ich kann nicht über Wasser laufen.“ Es hätte freilich schon genügt, wenn van der Vaarts Kollegen aus der Defensivabteilung halbwegs über Gras hätten laufen können, aber weil ihnen das am Sonntag im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt nur suboptimal gelungen ist, hat der Hamburger SV auch sein drittes Saisonspiel und das erste mit dem 12,5-Millionen-Sommerschlusseinkauf van der Vaart verloren.
Roland Zorn von der FAZ hebt die neue Qualität der Frankfurter Eintracht hervor.
Viel Action, viel helle Aufregung in Frankfurt, wo die kombinationsstarke Eintracht ihre neue Klasse bestätigte und der HSV offensiv einen deutlichen Aufwärtstrend, defensiv aber die alten Defizite offenbarte.
Schalke weiter vorne mit dabei
Fürth verlor zwar gegen Schalke 04, machte aber zumindest eine Zeit lang alles richtig, meint Christoph Ruf von der FR.
Tatsächlich hatten die Schalker nicht eben ein fußballerisches Feuerwerk abgebrannt. In der ersten halben Stunde wirkten sie gar regelrecht irritiert über den Druck, den die bissigen und spielstarken Fürther da aufbauten. Doch als die Liga-Neulinge ein paar Fehler in ihr Spiel einwoben, zeigte sich die Schalker Klasse.
Flexible Bayern und der neue Mann aus dem Baskenland
Klaus Hoeltzenbein von der SZ hat einen Blick auf Bayerns 40-Millionen-Mann geworfen und spricht ihm gleich ein Lob aus.
Fortan aber wirkte das Geschehen, das spätestens mit dem Mainzer Elfmeter zum 1:2 (56.) aus den Fugen geraten war, aus Bayern- Perspektive wieder ruhiger, souveräner, geordneter. Es ist nur ein erster Eindruck, nicht mehr, aber auch nicht weniger, doch dieser Mittelfeldakteur scheint über eine gesunde Sozialkompetenz zu verfügen: präsent, ohne sich aufzudrängen, helfend, wo Hilfe gefordert war – er kam von außen, war aber sofort mittendrin.
Maik Rosner von der FR lobt die neue Flexibilität im Münchner Kader. Selbst die Ausfälle von Ribéry und Robben, sowie diverser anderer Lichtgestalten sei ohne Probleme zu kompensieren.
Die Bayern konnten sich deshalb ihren neuen Vorzügen zuwenden. „Das ist das Gute, dass wir so einen großen und sehr guten Kader haben“, sagte Heynckes, „ich habe immer Optionen. Das braucht man einfach. Es ist auch die Konsequenz aus der letzten Saison.“ Und Kapitän Philipp Lahm sagte: „Es ist schön, zu sehen, dass wir auch guten Fußball spielen können, wenn Spieler wie Arjen oder Franck fehlen.“
Das Huszti-Feuerwerk und Champions League-Aspirant Hannover
Frank Hellmann von der FR berichtet von der Huszti-Show und bedauert, dass Hannovers Topscorer mit Gelb-Rot vom Platz flog.
Szabolcs Huszti ist beim dramatischen 3:2-Sieg von Hannover gegen Bremen Matchwinner und tragischer Held. Erst erzielt Huszti in der Nachspielzeit den Siegtreffer, dann fliegt er wegen extensiven Torjubels vom Platz. Schiedsrichter Aytekin handelt regelkonform. Leider.
Die Debatte um Husztis gelb-rote Karte dürfte die Fußball-Welt noch ein paar Tage begleiten, wie man in der SZ lesen kann. Sogar Schiedsrichter Aytekin bedauert seine harte Regelauslegung.
Kurioser Platzverweis für den Hannoveraner Szabolcs Huszti: Nach seinem spektakulären Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen Werder Bremen erhält er für doppelt unerlaubten Jubel die gelb-rote Karte. Sogar der Schiedsrichter bedauert die Regeln, Hannover 96 reagiert sauer.
Lars Wallrodt von der Welt fordert mehr Ermessensspielraum für die Schiedsrichter.
Es stimmt, dass Schiedsrichter nur die ausführende Gewalt sind, nicht die gesetzgebende (Legislative) und letztendlich auch nicht die rechtsprechende (Judikative), letzteres ist das Sportgericht. Doch das heißt nicht, dass die Unparteiischen nur „Regelroboter“ sind, denen keinerlei Spielraum gegeben ist.
Christoph Kneer von der SZ sieht in Hannover einen heimlichen Verfolger der Bayern und spricht die schwierige Konstellation Slomka-Schmadtke an.
Stuttgart? Wolfsburg? Leverkusen? Nein, Hannover 96 hat sich nach drei Spieltagen in der Tabelle zwischen Bayern, Dortmund und Schalke hineingeschlichen. Und das dürfte mehr sein als nur eine Anfangslaune der Saison. Dabei würden sich die entscheidenden Personen von Herzen gerne aus dem Weg gehen.
Slomka ist ja immer noch Thema in München. Dieser findet die Gerüchte respektlos.
Völler lenkt ab
Bei Leverkusen ist mal wieder ein Wutausbruch von Rudi Völler Thema. Dass die Leverkusener ein indiskutables Spiel in Dortmund ablieferten ist natürlich auch am Rande ein Thema bei Daniel Theweleit von der FR.
Als dann einer der Berichterstatter den Fernsehreporter Marcel Reif zitierte, der den Leverkusenern vorgeworfen hatte, noch nicht einmal in der Lage zu sein, den Ball ins Aus zu spielen, wenn ein eigener verletzter Spieler auf dem Boden liegt, da brach der Zorn des Sportdirektors doch hervor. „Was der Marcel Reif sagt, das geht mir so was von am Arsch vorbei, das können sie ruhig so schreiben“, zürnte Völler und schob hinterher: „Der Klugscheißer.“ Völler war offenkundig froh, ein Opfer für seinen Groll gefunden zu haben, ohne dass er die lethargische Mannschaft beschimpfen musste.
Wieses schwarzer Tag in Freiburg
Oliver Trust vom Tagesspiegel nimmt das Spiel Freiburg gegen Hoffenheim auseinander. Dabei legt er bei Freiburgs 5:3 die schützende Hand über Hoffenheims Keeper Wiese.
Ohne Wiese, der in den ersten drei Spielen inklusive Pokal zehn Tore kassiert hatte, wäre die Partie schon in der ersten Hälfte entschieden gewesen. Kurz vor der Pause, Freiburg führte 2:1, hielt Wiese zweimal hervorragend gegen Karim Guede (40./43.).
Stuttgart ideenlos gegen Düsseldorf
Laut Marko Schuhmacher von der Stuttgarter Zeitung bewegt sich der VfB Stuttgart auf dünnem Eis.
Und so bot die Nullnummer den Beleg dafür, auf welch dünnem Eis sich der VfB bewegt. Es dürfe personell nicht viel passieren, das war der sportlichen Leitung schon vor der Runde klar. Nun hat sich der linke Verteidiger Cristian Molinaro an der Schulter verletzt und fehlt zumindest in den nächsten beiden Spielen, sein Pendant Tim Hoogland muss wegen eines doppelten Bänderrisses im Sprunggelenk sogar zwei Monate pausieren. Gegen Düsseldorf wurde er von William Kvist ersetzt, weil Gotoku Sakai wegen Trainingsrückstandes nicht mal auf der Ersatzbank saß.
Marcel Reif und homosexuelle Fußballer
Marcel Reif beschäftigt sich in seiner Tagesspiegel-Kolumne mit dem Interview mit einem anonymen homosexuellen Bundesliga-Profi und der DFL-Aktion „Geh deinen Weg“ vom Wochenende.
Ja, ich wünsche mir auch, dass der Fußball seinen Weg geht und rauskommt aus einem gesellschaftlichen Abseits. Im Fußball wird Abseits abgepfiffen. Die richtige Entscheidung ist oft schwer genug. Aber wenn sich jemand outet, und wenn sich diese Ehrlichkeit, die eine Selbstverständlichkeit sein sollte, als gesellschaftliche Fehlentscheidung herausstellen sollte, dann wünsche ich mir, dass alle, die jetzt die Offenheit propagieren, also auch ich, sehr fest zusammenstehen und einen etwaigen Sturz auffangen. Damit wir dann alle unseren Weg gehen.
BVB Champions-League-Sieger
Jürgen Klinsmann glaubt derweil, dass der BVB die Champions League gewinnen kann. Spox hat den US-Nationaltrainer im Interview.
Kölner Nervenspiel
Andreas Morbach beleuchtet für ZDFsport die Situation in Köln vor dem heutigen Spiel gegen den FC St.Pauli.
Nach dem Sonntagstraining wurden Holger Stanislawski und seine Kölner Fußballer noch einmal an das jüngste, düstere Kapitel in der Geschichte des Geißbockklubs erinnert. Rund 200 FC-Anhänger waren am Tag vor dem Nervenspiel gegen St. Pauli bei schönstem Spätsommerwetter in den Kölner Grüngürtel gepilgert – mit einem klaren Ziel: Im Anschluss an die Übungseinheit distanzierten sie sich im Gespräch mit der Mannschaft von jenen stupiden Fans, die den Verteidiger Kevin Pezzoni mit ihrem Psychoterror vor gut zwei Wochen aus der Stadt vertrieben und dem 1. FC Köln wieder einmal reichlich negative Schlagzeilen beschert hatten.
In der SZ sind ein paar interessante Zeilen über einen Konflikt zwischen Klopp/Watzke und Löw. Bin ein bisschen überrascht, dass das hier nicht auftaucht.
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Hi Geert. Du meinst vermutlich den „In Kuscheldecken gepackt“-Artikel von Freddie Röckenhaus. Der ist – zumindest finde ich ihn nicht – immer noch nicht online.