Ja, nichts anderes hat er vor, der Andreas Rüttenauer von der Taz. Sein Promovideo als Antwort auf Reinhard Grindels Werbespot hat das Zeug, viral durch die Decke des Internets zu schießen. Es liegt an euch!
Genauso wie den restlichen Texten des heutigen Tages (Wolfsburg,Leverkusen,Krasnodar,Dortmund,München,Hessen,Sankt Pauli,Iran,Salzburg,Weißrussland,Zürich, Grindelland,ewige Jagdgründe und Stuttgart) zu mehr Popularität zu helfen. Ihr seht: geografisch gut aufgestellt heute. Auf gehts:
1. Erledigen wir erst mal die Pflicht: Gestern war Champions League und Kollege Hendrik Buchheister trat die lange Reise ins kalte Moskau an. Dort erwärmte Wolfsburgs Andre Schürrle sein Herz, der nach seiner Einwechslung 1 ½ Tore schoss. Buchheister sah Schürrles bestes Spiel im VW-Trikot.
2. Gar nicht so einfach, einen Text über die Borussia aus Mönchengladbach um diese Uhrezeit zu finden. Sind wohl alle noch am feiern. 4:2 fertigte die Fohlenelf Sevilla ab, und hat damit noch Chancen auf die Europa-League. Nur noch ManCity schlagen, gleichzeitig für einen Sevilla-Heimsieg gegen Juve sorgen, ist doch ein Klacks. Sah Trainer Andre Schubert ähnlich, wie Spiegel-Online-Reporter Daniel Theweleit in Gladbach festgestellt hat.
3. Am Abend spielt der BVB in der Europa League in Krasnodar. Einen historisch warmen Empfang hatten die Mitarbeiter des russischen Vereins für die deutschen Journalisten vorbereitet:
Das Wlan-Passwort im Presseraum lautet "19411945". Kann natürlich auch nur Zufall sein… #fkkbvb
— Matthias Dersch (@Matthias_aus_Do) November 25, 2015
An der Heimatfront teilte der BVB unterdessen in einem Nebensatz mit, am Wochenende echte Metalldetektoren einzusetzen und sorgt damit für die erste richtige Verschärfung der Sicherheitskontrollen in einem deutschen Stadion. More to come.
4. Argumente für Maßnahmen wie diese lieferten am vergangenen Wochenende auf einem anderen Weg einige Münchner. Für viele überraschend kam der Angriff gewaltsuchender Bayern-und Bochumfans auf Schalke. Mag man den Polizeiberichten Glauben schenken, bedeutet das in der Konsequenz nichts gutes: Es waren Jungs der Schickeria, der Angriff war gut geplant und es gab viele Verletzte. Das berichtet die SZ. Bei den etwas reflektierteren Bayernfans befürchtet man angesichts der morgen stattfindenden Jahreshauptversammlung deshalb einen unangenehmen Themenschwerpunkt, der weder „Trainingslager in Katar“ noch „Was-macht-eigentlich-unser-Ehrenpräsident-Beckenbauer“ heißt:
Was der @fehlpass sagt(e). pic.twitter.com/ITNENBo6af
— Harlad Stinyl (@harlad_stinyl) November 25, 2015
5. Zwar noch eine Woche hin aber schon jetzt bedenklich aufgeladen: Das Äppelwoi Hessen-Derby Frankfurt gegen Darmstadt. Die Eintracht-Fans sind auf dem Weg, den Münchnern nacheifern zu wollen und haben ein seltsames Plakat veröffentlicht: Mann mit Axt (Frankfurter) packt Frau im Genick (Darmstadt). Na, das ist doch mal kreativ, da hat die künstlerische Leitung der Eintracht-Fans bestimmt lange dran gesessen. Eventuell ist das Frankfurter Stillleben sogar justiziabel, denn die Staatsanwaltschaft ermittelt, schreibt die FAZ.
6. Auf Sankt Pauli ist mit dem neuen Geschäftsführer Andreas Rettig ein neuer Wind eingezogen. Diese Woche hielt er die DFL und die Konzernzentralen der Deutschland-AG mit seinem Antrag auf Ausschluss einiger Klubs aus der TV-Zentralvermarktung auf Trab, am nächsten Tag verkündete der Klub mit dem Totenkopflabel den Rückkauf aller seiner Marketingrechte. Denn dort liegt das Geld. So geht moderner Kultclub, ihr Romantiker! Das weiß auch Lichterkarussell, das, und auch das ist Teil der neuen Strategie am Millerntor, von den Bossen zu einem Hintegrrundgespräch geladen wurde. Es gab aber nur Mineralwasser.
7. Eine mutige Geschichte kommt aus dem Iran: Die Spielführerin des Futsal-Nationalteams reiste zusammen mit ihrer Mannschaft zu einem World-Cup-Turnier nach Guatemala. Das wäre unspektakulär, hätte der Mann von Niloufar Ardalan ihr nicht auf Grund des geltenden Scharia-Rechts verboten, das Land zu verlassen. Ein Gericht widersprach und sie durfte mitreisen. „Ich wünsche mir ein Recht für Profisportlerinnen, sodass wir unsere Rechte unter diesen Umständen verteidigen dürfen“, sagt sie nun.
8. Als ich vor kurzem über die drohende Insolvenz der Austria aus Salzburg schrieb, sagte mir einer, der den Verein mitgegründet hatte, dass ein Zwangsabstieg und der geordnete Gang durch die Zahlungsunfähigkeit wohl im Zweifel das Beste wäre. Das ist nun passiert. Die Austria hat im feinsten Bürokratenösterreichisch ein „Sanierungsplanverfahren ohne Eigenverwaltung“ eingeleitet. Des hoaßt: Spielen dürfens noch, zahlen kennans nimma. Ned so leiwand, oida! Wenns gut genug san, und sportlich den Klassenerhalt schaffa, bleibt a klaane Tschaaantze aufn Ligaverbleib. Die Salzburger Nachrichten mit den Hintergründen, auf hochdeutsch.
9. Während der eine von Fans gegründete Verein Pleite geht, steigt der andere in die 1. Liga auf. Freunde, lockert die Zungen: Der FK Krumkatschi Minsk hat es geschafft. Er spielt in der kommenden Saison in der Wyschejschaja Liga, der ersten Liga Weißrusslands. Ob weiterhin Kraftfahrer und Verkäufer den Kern der Mannschaft stellen werden, ist fraglich. Das Neue Deutschland mit der Geschichte.
10. Neues von der FIFA: Michel Platini macht sich ja immer noch Hoffnungen auf den Job als Präsidenten. Das klappt allerdings nur, wenn seine von der einen FIFA-Ethikkammer angedrohte lebenslange Sperre nicht in Kraft tritt. Darüber wird die andere Ethikkammer von Richter Joachim Eckert bald entscheiden. Platini übt sich solange in der wichtigsten FIFA-Präsidenten-Disziplin: Heucheln. Vornerum wiederholt er seit Wochen seine Bereitschaft zur Kooperation mit den Ermittlungsbehörden, die gerade sehr viel von ihm wissen wollen. Hintenrum aber probierte er wohl, den Ermittlern den Zugang zu seinem Bankkonto zu sperren. Ha, nicht mit Inside Sport, mein lieber Michel, die haben deinen Schwindel bemerkt.
11. Auch in Deutschland ist die Stelle des Präsidenten eines großen Sportverbands gerade frei. Absolut großartig: Andreas Rüttenauer, ehemaliger Kandidat um den obersten DFB-Job, hat sich nun mit einem Video zurückgemeldet. Weil es bislang nur einen Kandidaten als Nachfolger von Wolfgang Niersbach gibt, (Reinhard Grindel, der CDU-Mann mit dem schönen Video aus seinem Wahlkreis), positioniert sich Rüttenauer nun selbst in einem Werbespot. Seine bescheidene Forderung, untermalt mit tollen Bildern: „Komm, bau den Zukunftsverband!“
Zum Schluss noch ein wunderbarer Meta-Ebene-Gag:
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) November 25, 2015
Sie sahen: Der Manager von Franz Beckenbauer will uns mitteilen, dass das „Ich erinnere mich an nichts, unterschreibe aber alles“-Interview seines Schützlings am besten beim Einzelartikelshop „Blendle“ verkauft wird. Wir lernen: Selbst am Fuße des umgetürzten Kaiserthrons findet sich keine Bescheidenheit.
Geburtstagskind des Tages
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Der von Oli Fritsch bei ZEIT Online geschriebene und auf Twitter scharf diskutierte Kommentar zur notwendigen Entlassung von VfB-Trainer Alexaner Zorniger. (Eine Replik darauf hat der Vertikalpass verfasst)
Field Reporter
»Wer auch nach der Lebertransplantation weitersäuft wie tausend Russen, der hat selbst Schuld.«
Gestern jährte sich der Todestag von George Best zum zehnten Mal, einem der besten Spieler (und Lebemänner) des vorherigen Jahrhunderts. Bei den 11Freunden gibt es ein großartiges Stück über Best aus dem Jahre 2006. Ich verrate euch jetzt noch ein kleines Geheimnis, wir sind hier ja unter uns: 11Freunde-Kollege Ron Ulrich hat ein privates Hobby. Er durchforstet das Netz nach Videos aus englischen Fankurven, egal wie betrunken die Fans dort durch das Bild springen. Das sorgt redaktionsintern für einige große Momente. In einer ruhigen Minute im Mai kam er mit diesem George-Best-Schmuckstück um die Ecke:
(Link11-Kollege David T. hat den Todestag gestern hier vergessen, er übt zur Strafe gerade die Zeilen von „Go on a piss with Georgie Best“ für die Weihnhachtsfeier)
Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler sorgt sich um die Kosten für Olympia 2024. + + + Öffentlich-rechtliche Transparenz: ARD legt Quoten und Kosten für Sportübertragungen offen (ARD) + + + Schöne Übersicht: Welche Ultras am Wochenende für welche Projekte Geld sammeln (Faszination Fankurve) + + + Finden die Bebilderung der BILD nicht so toll: Schalke-Fans. Ein offener Brief an die Macher der Gewalt-Tabelle. (Schalke-News) + + + Tourt seit gestern auf Vortragsreihe durch Deutschland: Harald Aumeier, Experte des türkischen Fußballs (Transparent-Magazin) + + + 20 Jahre Torwart, ein kurzes Portrait: Gigi Buffon (NZZ) + + + Sorgenkind der Liga: Das Neuschwabenland. Neuer Trainer ist vorübergehen Jürgen Kramny. Ein Portait. (Stuttgarter Nachrichten) + + +
Die CL-Arithmetik in der Borussia-Gruppe ist einfacher als hier dargestellt. Wir stehen aktuell auf Platz 3 und müssen am letzten Spieltag „nur“ mindestens genauso punkten wie Sevilla.
Die Darstellung im Spiegel (Borussia braucht einen „Sieg im schweren Auswärtsspiel“) baut auf die Voraussetzung, dass Sevilla erst mal Juve schlagen muss. Auch nicht so leicht.
Das Geburtstagskind ist natürlich Dieter Burdenski, der alte Werderaner.