CE091 Erfühltes Abseits


Erst haben wir monatelang Pause gemacht, jetzt geht es plötzlich Schlag auf Schlag. Aber die jüngste Folge hat nachgehallt, wenn auch glücklicherweise nicht im buchstäblichen Sinne (diesmal haben nämlich Puppen und andere Spielsachen für eine bessere Akustik gesorgt). Wir befassen uns ausführlich mit dem Thema Abseits, das die Bundesliga-Spieltage 20 bis 27 geprägt hat, und das keineswegs nur wegen der weiterhin fehlenden kalibrierten Linien. Außerdem gibt es ein bisschen Regelkunde und -historie für Rune Jarstein, hochgezogene Augenbrauen für Heribert Bruchhagen und ein gewisses Verständnis für Christian Streich. Darüber hinaus sprechen wir noch einmal anhand konkreter Beispiele über die Taktik des Schiedsrichters bei Spielleitungen und den berühmten Einstieg in die persönlichen Strafen.
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Klaas Reese
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Alex Feuerherdt

Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)

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13 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Wer zu früh zieht setzt sich unter -Achtung- Zugzwang.
    Herrlich. Das bitte als T-Shirt, zusammen mit dem Konterfei von John Wayne.

    Was ihr zu Christian Streich sagt, ja der kennt die Regeln und vor allem wendet er(oder sein Team) die auch regelmäßig an. Freiburg ist eines der besten und kreativsten Teams bei der Gestaltung von Standards und da setzt man sich natürlich notwendiger Weise mit der legalität bestimmter Mittel auseinander. Das freiblocken ist tatsächlich in recht großen maße erlaubt, mal sehen ob es da demnächst zu einer evolution in de Regeln kommt. (der geneigte Fußballfan wird sich vielleicht erinnern das Hansi Flick vor der WM 2014 in Freiburg um Rat ersucht hat, was sich ja auch auf dem weg zu Titel niederschlug)

  2. Ich möchte zwei Details beitragen:
    1) Mein Nachname schreibt sich ohne c und müsste daher tatsächlich eher mit einem längeren ü ausgesprochen werden. Allerdings ist mir das im Alltag oft selbst zu kompliziert zu erklären, weswegen ich Klaas‘ Aussprache meist selbst nutze, auch wenn sie falsch ist.

    2) Es hieß im Original natürlich:
    „Gott erschuf ganz ohne Sinn: Sippel, Brych und Aytekin!“
    Gräfe hätte ich nie in diese Aufzählung gepackt… das Zitat ist ja auch älter als jener denkwürdige Relegationspfiff.
    Sippel war (in meiner Erinnerung) auch nur drin, weil das Versmaß einen weiteren Namen erforderte.
    Brych verdiente sich die Aufnahme durch sein demonstrativ zur Schau gesetztes Unverständnis, wenn er denn in Liga 2 eingesetzt wurde – offenbar deutlich unter seinem Niveau.
    Und der Deniz… nun ja, seine Spielleitung damals bei FCSP – S04 mit Spielabbruch war aus meiner Sicht desaströs. Wohlgemerkt ausdrücklich nicht der Abbruch aufgrund des Becherwurfs, der wohl alternativlos war, sondern die kompletten 85(?) Minuten bis dorthin.
    Ich muss aber auch zugeben: Ich habe inzwischen meinen Frieden mit ihm gemacht.

      • Für mich als Traditionalist bleibt er „Mike mit ai“.

        Um bemüht etwas zum Thema beizutragen: Ich bin sehr großer Fan des Freiblocken in Bewegung. Da mag natürlich wieder mein Blickwinkel als jemand, der eigentlich von einer richtigen Sportart kommt, aus mir sprechen. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass es dazu irgendwann mal eine Klarstellung innerhalb des Regelwerkes gibt, was einerseits (höhö) „Sperren ohne Ball“ ist und andererseits lässiges am Sportlerkörper abperlen lassen. Weil ich dazu noch nirgendwo eine überzeugende, auch nur im Ansatz trennscharf anwendbare Definition gefunden habe.

        Und mit Verlaub, Deine Ausführungen in dieser Folge haben mich diesbezüglich auch nicht viel weiter gebracht. Weiter als alles andere vorher. Aber nicht viel weiter.

        • Im Regelwerk selbst sind dazu folgende Passagen von Bedeutung:

          Regel 12
          Ein direkter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler eines der folgenden Vergehen begeht: […]
          — Halten des Gegners
          — Sperren des Gegners mit Körperkontakt

          Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler: […]
          — den Lauf eines Gegners behindert, ohne dass es zu einem Kontakt kommt

          Behindern des Gegners liegt vor, wenn sich ein Spieler in den Weg eines Gegners stellt und ihn dadurch auflaufen lässt oder zum Abbremsen oder zu einer Richtungsänderung zwingt, wobei sich der Ball für beide Spieler außer Reichweite befindet. Jeder Spieler darf seine Position auf dem Feld selbst bestimmen. Er darf dem Gegner zwar im Weg stehen, ihm jedoch nicht in den Weg treten. Ein Spieler darf den Ball abschirmen, indem er sich zwischen Gegner und Ball stellt, wenn der Ball in spielbarer Distanz ist und der Gegner nicht mit den Armen oder dem Körper abgedrängt wird. Befindet sich der Ball in spielbarer Distanz, darf der Spieler vom Gegner regelkonform angegriffen werden.

          So viel zur Theorie. In der Praxis kann man das buchstabengetreu und damit kleinlich auslegen oder etwas großzügiger, wie es zumindest im Profifußball eher üblich ist. Ansonsten müsste man wohl etliche Situationen abpfeifen, die im Zuge von Spielfortsetzungen in Tornähe entstehen. Blockiert oder freigesperrt wird ja gerne von Verteidigern wie von Angreifern. Diese Regelpraxis war bislang auch kein wirkliches Thema, weil an einer übermäßig kleinlichen Spielleitung niemand ein Interesse hat. Andererseits ist dadurch eine gewisse Trennschärfe, die zumindest in der Theorie durchaus existiert, verloren gegangen.

          • Ohne Dir widersprechen zu wollen:

            Der Regeltext klingt für mich wie jemand, der für sich rein subjektiv zwar eine ganz klare Linie ausgemacht hat, was einerseits ein clean hit und andererseits eine foul ist. Dem aber die Worte fehlen, diese ihm persönlich klare Unterscheidung auch abstrakt und trennscharf anwendbar zu Papier zu bringen. So ein bisschen wie das alte Problem, dass man etwas zwar verstanden haben kann, aber nicht so gut verstanden, dass man es auch jemand anderem erklären kann.

            Behaupte ich als jemand, der glaubt, zu verstehen, was der Regeltext ausdrücken möchte. Ohne dass ich mich auch nur annähend in der Lage zu sehe, dies besser zu formulieren.

  3. Zum Thema Abseits eher mal nicht anzeigen, damit man keine Torchance falsch verhindert: Der Videoschiedsrichter wirds schon richten!

    Wenn dadurch insgesamt mehr Tore entstehen, die im Nachhinein aberkannt werden, fände ich das eine furchtbare Entwicklung. Vor allem für die Stadionzuschauer.

    Hier wären Statistiken interessant.

    Weiterhin hat mir die Diskussion um das Abseits, den kalibrierten Linien, und dem Zeitpunkt der
    Ballberührung mal wieder gezeigt, wie sinnlos es ist, eine perfekte, technisch unterstützte Schiedsrichterleistung anzustreben. Das Gejammer der Trainer nervt mich da kollosal: Das Ziel muss es doch sein trotz der einen oder anderen Fehlentscheidung zu gewinnen. Muss man halt noch ein Tor mehr schießen!!!

    Ps. Danke für eine tolle Folge!

    • In Zeiten des Videobeweises ist der Ansatz gar nicht mal so verkehrt. Viele der Abseits-Entscheidungen sind nun mal Gefühlssache und eine abgewürgte Chance kann man eben nicht mehr gerade biegen. Ein Tor ist da schnell wieder aberkannt.

  4. In der aktuellen Kolumne bei n-tv macht ihr euch über Breitenreiters Auffassung über das Abseits lustig und ratet ihm davon ab, Schiedsrichter belehren zu wollen, wenn er doch selbst keine Ahnung hat.

    Wie erklärt ihr euch, dass Kircher im „Audiobeweis“ zum Abseits ausführt: „Welches Körperteil ist denn ein tatsächlich ein entscheidendes Körperteil um damit ein Tor zu erzielen? Letztendlich jedes. Selbst ein angeschossener Arm….“ (https://player.fm/series/audiobeweis-1758105/der-audiobeweis-26-was-sind-das-denn-fur-menschen ab Minute 7) ?

    • Die Regeln sind da unmissverständlich, in ihnen heißt es: »Die Hände und Arme aller Spieler, einschließlich der Torhüter, werden nicht berücksichtigt.« Stellt sich die Frage: Warum nicht? Antwort: Weil man damit ein Tor weder regulär erzielen noch regulär verhindern kann. Prompt hieß es: Doch, kann man, wenn keine Absicht vorliegt. Außerdem: Was ist mit den Torhütern? Deshalb spare ich mir diese Erklärung inzwischen, weil es zu nichts führt, wenn die Leute nicht das große Ganze, den Sinn und Geist sehen, sondern sich lieber auf die Ausnahmen kaprizieren wollen. Tatsache ist: Arme und Hände zählen beim Abseits nicht mit, bei keinem Spieler, weder offensiv noch defensiv. Ich bin mir sicher, dass Knut Kircher das auch weiß, der Passus im Interview ist etwas kryptisch formuliert.

      • Im aktuellen Audiobeweis (https://player.fm/series/audiobeweis-1758105 ab Minute 9) ist es noch eher „kryptisch“, vielleicht weil es ohne Sinn und Verstand zusammen geschnitten wurde.
        Aber wenn man sich das anhört, muss man glauben, dass er die Hand beim Abseits berücksichtigen will.

        Aus „Körperteile mit denen regulär ein Tor erzielt werden kann“ folgt für mich schon „Die Hände und Arme aller Spieler werden nicht berücksichtigt“. Denn wenn man die Hände berücksichtigen würde, wäre eine Spezifizierung „Körperteile mit denen regulär ein Tor erzielt werden kann“ überflüssig.

    • *klickt auf „Der Audiobeweis“*

      Seufz.

      Ich bin extremer Knut-Kircher-Fanboy. Und natürlich soll man sowas nicht nach den ersten Eindrücken bewerten.

      „…und drei der vier Schiedsrichda wahn Frauhen, suppa! – isch fins klaße…“

      Das ist natürlich das Audio-Äquivalent zu Lookismus. Und ich höre mir das alles irgendwann nochmal in Ruhe durch, versprochen. Bestimmt ist das inhaltlich allermindestens der Betrachtung wert. Höchstwahrscheinlich auch sehr viel mehr.

      Aber voll subjektiv jetzt mal ganz im Ernst: Da geht mein persönliches Vorbild an männlicher Männlichkeit. Tschüss, Vorbild. Und schlag nicht so mit der Tür. Da steh’n die Nachbarn überhaupt nicht drauf.

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