CE063 Kundschaft will bedient werden


Es ist eine Menge passiert seit unserer letzten Podcastausgabe. Der Sinn der Torrichter in Europapokalspielen wird mal wieder lautstark (und teilweise arg populistisch, weil faktenfrei) angezweifelt, ein Spieler sieht im DFB-Pokal die Gelbe Karte, weil er den Mauerabstand abschreitet, die Gelehrten streiten sich in der Bundesliga über die Unterscheidung zwischen »deliberate play« und »deflection«, und angesichts eines Augenhöhlenbruchs stellt sich einmal mehr die Frage: der Ellbogen – Werkzeug oder Waffe? Darüber hinaus diskutieren wir die Forderung »Bibi for Bundesliga«, versuchen zu ergründen, was man gegen die Unruhe beim Spiel des HSV gegen Leverkusen hätte tun können, und erklären, warum auch Selbstverteidigung zu einer Roten Karte führen kann. Außerdem besprechen wir wie immer eure Fragen.
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Klaas Reese
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Alex Feuerherdt

Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)

Wir freuen uns über eure Kritik, euer Lob, eure Wünsche. Sendet uns dazu einfach eine Sprachnachricht.

Links: Das UEFA-Video zu den Additional Assistant Referees — n-tv zum »Flitzer«-Angriff und der daraus resultierenden Roten Karte im Tel Aviver Stadtberby (mit zwei O-Tönen von uns) — Dr. Markus Merk auf Twitter — Die Kolumnen von Collinas Erben auf n-tv.de zum neunten und zum zehnten Spieltag — Collinas Erben bei Twitter und bei Facebook — Die offiziellen Fußballregeln als PDF-Datei zum Download

Shownotes: 0:00 Intro: Schiedsrichter, Podcast! – 1:10 Didi Hamann und der Einwurf auf der Seitenlinie – 2:45 Markus Merk ist auf Twitter (aber nur samstags) – 5:30 FIFA-Liste: Siebert für Stark – 7:15 Zeit für die Hymne – 10:35 Champions League, 3. und 4. Spieltag, Schalke 04 – Sporting Lissabon (Schiedsrichter: Sergey Karasev, Russland): Torrichter in der Kritik – 20:05 AS Rom – FC Bayern (Jonas Eriksson, Schweden): Absicht von Manolas? – 22:15 Borussia Dortmund – Galatasaray Istanbul (Pavel Kralovec, Tschechien): Was tun, wenn’s brennt? – 26:10 DFB-Pokal, 2. Runde, Dynamo Dresden – VfL Bochum (Markus Wingenbach): Abstand abschreiten heißt Grenzen überschreiten – 30:05 MSV Duisburg – 1. FC Köln (Peter Sippel): Peszkos Tritt und Horns Drang nach vorne – 36:30 Hamburger SV – FC Bayern (Marco Fritz): Verzwicktes Abseits, richtig gelöst – 45:55 Bundesliga, 9. und 10. Spieltag, Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart (Christian Dingert): »Deliberate play« oder »deflection«? Und: Elfmeter oder nicht? – 1:01:55 Bayer 04 Leverkusen – Schalke 04 (Manuel Gräfe): Werkzeug oder Waffe? Echte oder simulierte Schmerzen? – 1:14:00 Borussia Mönchengladbach – FC Bayern (Felix Zwayer): Ein paternalistischer Pep und die Frage: Bibi for Bundesliga? – 1:27:00 FC Bayern – Borussia Dortmund (Manuel Gräfe): Subotic und der Trikottest – 1:30:55 Hamburger SV – Bayer 04 Leverkusen (Florian Meyer): Die absolute Härte! – 1:45:25 Borussia Mönchengladbach – 1899 Hoffenheim (Deniz Aytekin): Kramer im Abseits? – 1:51:25 Christoffer Reimund, Schiedsrichter aus dem hessischen Zwingenberg, bei der Arbeit1:52:20 Antworten auf die Fragen von Hörern – 2:00:20 Rot nach einem Flitzerangriff in Israel, oder: Recht heißt nicht Gerechtigkeit – 2:07:15 C-Klasse in München: Nur noch zu sechst und doch kein Abbruch – 2:09:40 Fade-out (feat. Markus Gisdol)

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45 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Den Gedanken, dass der DFB nicht den Mut hätte, eine Frau Bundesliga pfeifen zu lassen, halte ich für ziemlich abwegig. Das Gegenteil scheint mir wahrscheinlicher: Der DFB legt doch sonst so viel Wert darauf, sich als modern, weltoffen und tolerant darzustellen, dass man sich eine solche Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu machen, wohl kaum entgehen ließe, würde man Steinhaus tatsächlich als eine Topschiedsrichterin der 2. BuLi einstufen.

  2. Bin ich eigentlich nicht aufmerksam genug oder sagt ihr nicht mehr (oder nicht immer) wer in den extra für euch aufgenommenen Snippets zu hören ist?

    • Ich glaube, das haben wir von Beginn an nicht durchgängig gesagt, sondern nur immer mal wieder. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sich manchmal erst nach der Aufnahme entscheidet, welche O-Töne für die Trenner verwendet werden (bzw. dass wir auf manche O-Töne erst nach der Aufnahme stoßen). Je nachdem steht dann in den Shownotes, wer zu hören ist, wie in diesem Fall beim letzten Snippet (siehe oben, bei 1:51:25).

  3. Zum Glück war die Folge ja bickebackevoll, so daß nur noch Zeit war die bislang übelste CL-Cover-Hymne in Collinas Erben-Historie in kompletter Länge von über drei Minuten (!) auszuspielen.

    Ihr Trollchargen. Ich mag euch. Macht das trotzdem nicht nochmal. Bitte. :-b

  4. Herren, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Eine neue Folge von über zwei Stunden ?!?! Die Stehplatzhelden sind empört und sammeln Unterschriften für folgende Petition: Keine CE-Folge darf länger als 90 Minuten (plus drei Minuten Nachspielzeit) dauern. Eurer Pöbel-Aufforderung kommen wir hiermit nach, ihr beiden „Quatsch-Tanten“. Gelernt haben wir aber dennoch wieder eine ganze Menge. Zum Beispiel, dass man als Schiri auch zu nahe stehen kann, um eine Situation richtig einschätzen zu können. Prima!

    Und für alle anderen genervten Hörer hier noch ein Tipp: Beim iPhone kann man in 1.5x oder doppelter Geschwindigkeit Podcasts hören, das funktioniert bei Alex und Klaas noch immer ganz hervorragend ;-) Schönen Restsonntag!

    • >> „Beim iPhone kann man in 1.5x oder doppelter Geschwindigkeit Podcasts hören, das funktioniert bei Alex und Klaas noch immer ganz hervorragend ;-) Schönen Restsonntag!“

      Bei Rüdiger Hoffmann ist das wahrscheinlich optimal ;-) Wobei die beiden Herren hier sich bei 2x-Geschwindigkeit vermutlich wie Micky Maus anhören und aus dem schön zischenden Freistoßspray wird dann nur noch ein kurzes *PFFT* *g*

      @CE: Vielen Dank für eine wieder sehr unterhaltsame und auch informative Sendung! Gab es denn schon Rückmeldungen von offizieller Stelle, nachdem ihr in der Schiedsrichterzeitung erwähnt worden seid?

      Grüße
      Hendrik

  5. Gibt es eigentlich eine Mindestlänge, die der Rasen ab der Außenlinie noch weitergehen muss? Am Millerntor ist es wirklich nur ein ganz kleines Stück, danach beginnt sofort ein Beton/Asphaltabschnitt. Meines Wissens gab es damit noch keine größeren Probleme, aber ich habe bei jedem Spiel Angst, dass meine braun-weißen Helden auf den Asphalt schlittern. Eigentlich eine völlig unnötige Erhöhung des Verletzungsrisikos, oder?

  6. Mal eine Frage, die sicherlich schon mal beantwortet wurde, aber da ich mir gerade unsicher bin…
    Wenn ein Spieler, der bereits die gelbe Karte gesehen hat, später mit glatt Rot vom Platz gestellt wird, ist die gelbe Karte hinfällig, oder? D. h. sie zählt nicht mit, wenn es um Gelbsperren geht?

  7. @ Gisdol: Gisdol ist für mich schon lange nicht mehr ernst zu nehmen. Die Vergangenheit mit dem Phantom-Tor von Kießling spielt ihm da immer noch sehr nach, anders kann ich mir solche Kommentare nicht erklären.

    Das ist dann in etwa „Dieter Hecking Niveau“, wenn dieser dem Publikum vorgaukelt, dass 62.500 von 70.000 VW-Angestellten unter der Woche Spätschicht haben und deswegen nicht gegen einen Zweitligisten im Stadion sein können.

    @Collinas Erben: Danke für die Beantwortung der Frage, ich wusste die Lösung ja schon (nach Ansicht der Musterlösung des Hausregel-Test) und wollte eigentlich eine fundierte Begründung haben…hatte mich da ein wenig sehr gerägert, weil ich ansonsten alles korrekt beantwortet hatte. inzwischen ist mir aber zu Ohren gekommen, dass ein Abstoß der größt mögliche Vorteil in so einer Situation für die Verteidigung ist und einem indirekten Freistoß höher gestellt wird. (Frage war: Spielfortsetzung -> falscher Spieler schießt Strafstoß am Tor vorbei)

    • Ah, jetzt verstehe ich erst, worauf du hinauswolltest. Ja, der Abstoß gilt gegenüber dem indirekten Freistoß als der größere Vorteil, weil aus ihm ein Tor direkt erzielt werden kann. Einen Abstoß gibt’s ja auch, wenn der »richtige« Schütze den Ball am Tor vorbeischießt und Mitspieler von ihm zu früh in den Strafraum gelaufen sind. Rein von der Praxis her hat das für den Schiedsrichter außerdem den Vorteil, dass er kein Fass öffnen muss: Wenn der Ball am Tor vorbeigeschossen wird und es einen Abstoß gibt, erübrigt sich die Frage, ob und wie er einen »falschen« Schützen oder ein zu frühes Vorlaufen bewertet. Ein indirekter Freistoß dagegen würde möglicherweise zu überflüssigen Diskussionen führen. Ist also eigentlich gut, dass es so geregelt ist.

  8. Hallo zusammen,
    ich bin durch die SR-Zeitung aufmerksam geworden und höre mir jetzt alle Folgen rückwärts an :-)
    Toller Podcast!
    Ich habe eine Anmerkung und zwei Fragen:
    Anmerkungen:
    Es gibt keine falsche (oder richtige) Wahrnehmung. Also ist der Begriff: Wahrnehmungsfehler auch nicht korrekt. Die Wahrnehmung ist vereinfacht die Kombination von sensorischem Erkennen und anschließender (erfahrungsabhängiger) Bewertung. Man sollte daher lieber sagen: Er hat es falsch erkannt oder falsch bewertet, aber wenn möglich nicht falsch wahrgenommen. Für einen der in diesem Bereich forscht gibt es immer Gänsehaut im Kopf bei diesem Wort :-)

    Frage 1: Wenn der Platz gewechselt werden muss (z.B. Flutlicht fällt aus); muss/kann/soll eine neue Platzwahl (Münzwurf) stattfinden?
    Frage 2: Gibt es eine Vorschrift, die sagt wie schräg das Tor maximal sein darf? Also der Winkel zwischen Normale (Senkrechter zum Boden) und tatsächlichen Torpfosten? Ich pfeife in der Kreisklasse und da gibt es Tore …

    Ok, noch eine Anmerkung :-)
    Ich kenne es immer nur, dass sich Schiedsrichter duzen (also zumindest in Thüringen und Bayern) – egal welche Liga. Warum nennt ihr die Schiedsrichter immer mit Vor- und Nachnahmen und dann auch noch mit akademischen Titel (soweit vorhanden)?

    • Die Einwände gegen den Begriff »Wahrnehmungsfehler« kann ich absolut nachvollziehen. Vielen Dank für den Hinweis, ich werde mich bemühen, den Sachverhalt künftig anders zu beschreiben.

      Zur Frage 1: Ein solcher Platzwechsel ist nach meiner Kenntnis im Normalfall gar nicht vorgesehen, zumindest nicht in den Kreisen und Verbänden, in denen ich aktiv war bzw. bin. Wenn da ein Platz unbespielbar wird oder das Flutlicht ausfällt, wird das Spiel eben abgebrochen. Ich kenne allerdings vereinzelte Fälle, in denen ein zweiter Platz zur Verfügung stand und dann auch – mit Zustimmung sowohl des Schiedsrichters als auch der beteiligten Klubs – benutzt wurde, um die Partie zu Ende zu bringen. Da in den Regeln ein solches Ausweichen aber gar nicht als Möglichkeit vorkommt, steht dort auch nichts von einer weiteren Platzwahl. Somit wäre es die Aufgabe des Schiedsrichters, die Spielrichtung festzulegen. Ich denke aber, dass es dem Sinn und Geist der Regeln entspräche, das über einen Münzwurf zu klären.

      Zur Frage 2: Nach Regel 1 darf da eigentlich gar nix schräg sein. Aber lass sie spielen – und trag es, wenn es dir zu extrem vorkommt, als Anmerkung in den Spielbericht ein. Vielleicht führt das dann ja zu einer Korrektur.

      Zur Anmerkung: Ein Podcast ist ja keine private Unterhaltung, sondern eine öffentliche Äußerung. Insofern fände ich es unangemessen, die Schiedsrichter dort nur beim Vornamen zu nennen und zu duzen.

  9. Hallo zusammen,
    nachdem beim Spiel SC-Freiburg : Schalke 04 in der Endphase (stand 2:0) das (auch als Freiburg-Fan) lästige Zeitspiel angefangen hat ist mir folgende Frage gekommen:
    Wer wird wegen Zeitspiels verwarnt, wenn eine Mannschaft einen Eckstoß bekommt, aber niemand zur Eckfahne geht um den Eckstoß auszuführen?
    Der Spieler, der der Eckfahne am nächsten steht? Der, der normalerweise für den ruhenden Ball zuständig ist? Oder der Kapitän der Mannschaft, der ja letztendlich dafür verantwortlich ist, was seine Mannschaft auf dem Platz macht? Da mir die ersten beiden Antworten sehr unwahrscheinlich vorkommen, ich in den Regeln aber spontan auch nichts gefunden habe, das die dritte Antwort klar bestätigen würde leite ich die Frage ans Fachpersonal weiter.
    Vielen Dank für die vielen unterhaltsamen Podcast-Folgen!

    • Wenn es einen Eckstoß gibt, sich aber offensichtlich niemand bequemt, ihn hereinzugeben, schalte ich als Schiedsrichter meinen Hauptansprechpartner in der betreffenden Mannschaft ein, also den Kapitän. Ihn fordere ich unmissverständlich auf, dafür Sorge zu tragen, dass der Eckstoß so schnell wie möglich ausgeführt wird. (Gleichzeitig kündige ich an, dass die vergeudete Zeit nachgespielt werden wird.) Ab jetzt bekommt das Ganze konkrete Verantwortliche. Wenn sich der Käpt’n nun auch noch zu viel Zeit lässt, bekommt er Gelb. Trödelt der von ihm zum Eckstoß geschickte Mitspieler, ist dieser fällig. Aber in der Regel wird schon die erste Aufforderung ihre Wirkung zeitigen.

    • Natürlich verwarne ich einen der Spieler, die schon Gelb haben -> ist doch klar =) War auf der letzten Monatssitzung der Running Gag, als es darum ging eine Verwarnung auszusprechen, weil sich nicht an den Mauerabstand gehalten wird…

  10. @FIFA: Es gilt das Kalenderjahr, steht auch in der Geschäftsordnung so drin. Ob nun Schiedsrichter oder Mitglieder des Kongresses. Als Non-Profit-Unternehmen einem Verein gleichzustellen, hier ist in der Regel das Kalenderjahr anzunehmen, könnte auch abweichen, wird aber offenbar so prakiziert -> es gibt zudem auch Ligen, die nicht nach dem „Fußballjahr“ ihren Spielbetrieb ausrichten.

  11. Interessanter Leserbrief im Kicker (allerdings den vom 3. November) zu der von euch besprochenen Abseits-Situation und der Fandelschen Interpretation: Leser Felix Wehnert gefällt die Erklärung von Fandel nicht, er meint: „Wenn es sich hier – wie Fandel erklärt – nicht um einen abprallenden Ball handelt, weil der ‚Frankfurter Spieler reagiert hat‘, und somit kein Abseits gepfiffen werden muss, dann muss das doch auch für solche Aktionen gelten, in denen ein im Abseits postierter Spieler einen vom Torwart abgewehrten Torschuss abstaubt. Auch hier werden die Torhüter in der Regel nicht angeschossen, sondern ‚reagieren‘ auf den Torschuss mit einer Parade. Genau wie es der Frankfurter Verteidiger mit seinem langen Bein zur Passverhinderung auch tat. Nach parierten Torschüssen ist der Abseitspfiff jedoch unstrittig. Wieso wird hier unterscheiden, Herr Fandel?“
    Fandel ist ja nur der Interpret der FIFA-Regeln in diesem Fall, aber ich kann diesem Einwand, dass zwischen Torhütern und Feldspielern Unterschied gemacht wird, viel abgewinnen. Und ihr?

    • Ich zitiere mal aus der Regel 11 (Abseits), konkret aus den Anmerkungen der FIFA: »Ein Spieler zieht keinen unzulässigen Vorteil aus seiner Abseitsstellung, wenn er den Ball von einem gegnerischen Spieler erhält, der den Ball absichtlich spielt, sofern keine absichtliche Abwehrreaktion vorliegt.« Weil das ein bisschen holprig aus dem Englischen übersetzt ist und deshalb etwas kryptisch daherkommt, präzisiere ich mal: Mit »absichtliche Abwehrreaktion« (auf Englisch: »deliberate save«) ist die unmittelbare Abwehr eines Torschusses gemeint, wobei nicht zwischen Torwart und Feldspieler unterschieden wird. Das heißt: Hätte Ignjovski mit seiner Aktion einen Torschuss zu Harnik abgewehrt, dann wäre Harniks Abseitsposition nicht aufgehoben gewesen, und das Tor hätte nicht zählen dürfen. Weil das aber nicht der Fall war, zählte das, was er getan hat, als absichtliches Spielen des Balles (»deliberate play«).

    • Wir wollten die Frage ursprünglich aufgreifen, haben dann aber in dieser Folge schließlich doch darauf verzichtet – einerseits, weil wir ohnehin schon Überlänge hatten, andererseits, weil wir eine recht ähnliche Frage schon einmal besprochen und dabei erklärt hatten, warum eine solche Doppelbestrafung im Fußball nicht ausgesprochen wird. Wir werden aber in der nächsten Episode darauf eingehen.

  12. kann mich an die folge erinnern, war nur verwirrt, weils angekündigt war.

    ich sähe darin kein problem, denn ich denke, dass es eben keinen widerspruch darstellt ein regeltechnisches vergehen AN spieler a zu ahnden und gleichzeitig ein anderes, zeitlich nachgelagertes, vergehen (unsportlichkeit) VON spieler a ebenfalls.
    das foul wird ja dadurch nicht ungeschehen gemacht und die spielfortsetzung ist davon auch nicht berührt

    im eishockey ist das viel strenger geregelt, denn da werden beide spieler gleich bestraft und erhalten eine 2 minuten strafe. dort fällt also das powerplay für die gefoulte mannschaft ins wasser. und dort ist jede spielfortsetzung (das bully) neutral.

    im fußball gäbe es „nur“ eine persönliche strafe für die unsportlichkeit. und die sollte es meiner meinung nach zu jedem zeitpunkt geben können.

  13. Aus der Reihe „Einstieg in die persönlichen Strafen verpassen“:
    Foul gepfiffen, auf dem Weg zum Tatort, schon an der Brusttasche nestelnd, kurz umgedreht, weil von hinten einer motzt, dass es jetzt aber mal Zeit sei für eine gelbe Karte (den Sprecher wollte ich mir natürlich merken), wieder umgedreht und ich wusste nicht mehr wer die Karte, die ich inzwischen in der Hand hielt, bekommen sollte.
    Ich hab einmal ordentlich Scheiße geschrien!
    In der Halbzeit hab ich dem Trainer erklärt, dass mir das nicht passieren soll, ich aber in erster Linie wegen des Meckerns seines Spielers abgelenkt war.
    Insgesamt war ich ganz zufrieden mit dem Spiel, die Spieler nicht ganz. Sie wähnten sich (auf beiden Seiten) schweren Verletzungen nah. Die dazu passenden Vergehen habe ich allerdings nicht wahrgenommen.

    • Vorab erst mal: Vielen Dank für diese offene und selbstkritische Schilderung! Und zur Beruhigung: So was passiert selbst den erfahrensten Schiedsrichtern. Im Grunde kennt das jeder Referee, auch in der Bundesliga: Man ist für einen Moment abgelenkt, und plötzlich ist der Spieler weg, den man verwarnen wollte, und man hat sich leider weder seine Rückennummer noch sein Gesicht gemerkt. Oder man hält der sichtlich erstaunten Nummer acht den Karton vor die Nase, obwohl es doch die Nummer sechs war, die das Foul begangen hat.

      Was in solchen unübersichtlichen Situationen helfen kann: Nach dem Vergehen den Spieler sofort visuell fixieren (und in diesem kurzen Moment alles andere ausblenden). Rückennummer und Trikotfarbe mehrmals leise vor sich hin sagen: »Nummer sieben, Blau, Nummer sieben, Blau.« Dann eventuell kurz (!) solche Spieler verarzten wie den, der dir da reingequasselt hat: »Wann es Zeit für eine Gelbe Karte ist, entscheide immer noch ich! Und seien Sie froh, wenn die Wahl nicht auf Sie fällt.« Anschließend erinnern: »Nummer sieben, Blau.« Gelb zeigen. Und keine Hektik, denn Ruhe ist die erste Schiedsrichterpflicht.

      Als sehr gut empfinde ich deine Kommunikation mit dem Trainer in der Halbzeit. Mit Ehrlichkeit fährt man in einer solchen Situation am besten. Außerdem war es ja tatsächlich sein eigener Spieler, der dich abgelenkt hat – den kann er sich dann gleich mal zur Brust nehmen.

      Das mit den angeblich drohenden schweren Verletzungen gehört zum Üblichen, was man auf dem Platz zu hören bekommt. Hier im Rheinland heißt es nach Fouls gerne mal: »Schiri, mer müsse doch morje all widder arbigge!« (»Wir müssen doch morgen alle wieder arbeiten!«) Ich hatte mal einen Schiri-Kollegen, der bei den Spielern recht beliebt war, weil er auf jeden Pott einen Deckel hatte. Der pflegte in solche Situationen zu entgegnen: »Da wärste besser Frisör geworden, die haben montags frei.« Ist aber nicht zwingend zur Nachahmung empfohlen…

  14. Hallo ihr beiden,

    zuerst einmal danke für den wieder mal sehr informativen und zugleich unterhaltsamen Podcast. Häufig schließen sich diese beiden Adjektive ja aus, bei euch jedoch meist nicht. Das ist eime große Leistung!

    Danke auch für die sehr differenzierte Diskussion um Bibiana Steinhaus. Ich könnte an dieser Stelle pöbeln, weil ich mich über die Medien ähnlich aufgeregt habe wie ihr. Allerdings habt ihr das Pöblen jetzt ja schon übernommen.

    Eigentlich wollte ich aber von meiner Beobachtung am Sonntag beim Berlinligaspiel zwischen Tasmania Berlin und FC Internationale berichten. Da entsprechend der Spielklasse und dem Wetter recht wenig Zuschauer anwesend waren und wir quasi unmittelbar am Spielfeld standen, konnte ich zum Teil die Kommunikation der Spieler untereinander und mit dem Schiedsrichter und seinem Assistenten hören. Das war sehr interessant. Besonders spannend war eine Freistoßszene. Der Schiedsrichter hatte die Mauer gestellt (ohne Freistoßspray) und wollte den Freistoß freigeben, da machte die Mauer einen Schritt vorwärts. Als der Schiedsrichter sie ermahnte, verwiesen die Spieler darauf, dass die ausführende Spieler der gegnerischen Mannschaft den Ball ein Stück zurück gelegt hätten und sie deswegen ja auch ein Stück vorgehen dürften. Der Schiedsrichter sagte ihnen dann entschieden, dass wenn er sage die Mauer stehe dort, dann habe sie auch dort stehen zu bleiben. Insgesamt fand ich das etwas unglücklich, denn die Spieler der anderen Mannschaft, die tatsächlich den Ball um ca einen halben Meter verlegt hatten (was er eventuell nicht gesehen hat), wurden von ihm nicht ermahnt. Dabei sollte das doch eigentlich auch untersagt sein, auch wenn sie den Ball weiter vom Tor weg und nicht zum Tor hin gelegt haben, oder?
    Ein Freistoßspray hätte hier sicher für mehr Klarheit gesorgt. Obwohl ich andererseits auch verstehe, dass das für die 6. Liga übertrieben erscheint. Vor allem in anbetracht der übertriebenen Preise für eine Dose von dem Spray – besonders im Vergleich mit einer Dose handelsüblichem Rasierschaum. Da hat sich jemand eine Marktlücke gesucht und schlachtet die jetzt mit überhöhten Preisen aus. Aber das ist ein anderes Thema…

    Schöne Grüße
    Mo

    • Vielen Dank für das Lob, wir freuen uns sehr!

      Zu der Sache mit dem Freistoß: Eine solche Ausführung ist natürlich alles andere als optimal. Grundsätzlich sollte der Schiedsrichter nach einem Freistoßpfiff in Tornähe, der eine Mauerstellung nach sich ziehen wird, folgendermaßen vorgehen:

      1. Ausführungsort eindeutig festlegen.
      2. Dem Spieler/den Spielern, der/die zur Ausführung bereitsteht/bereitstehen, klar machen, dass a) der Ball nicht mehr verlegt werden darf (weder nach vorne noch nach hinten noch zur Seite) und b) er den Freistoß per Pfiff freigeben wird (viele zeigen dabei demonstrativ auf ihre erhobene Pfeife, das ist eine gute Idee, weil dann jedem klar ist, dass es zur Ausführung einen Pfiff geben wird).
      3. Rückwärts (!) zur Mauer bzw. an ihr vorbei zum vorgesehenen Abstand gehen, dabei den/die ausführenden Spieler im Blick haben. Das verringert die Gefahr, dass der Ball verlegt wird.
      4. Mauer auf die vorgeschriebene Distanz stellen, am besten nicht durch einen allgemeinen Hinweis wie »Kommen Sie bitte auf meine Höhe«, sondern eher durch das gezielte Ansprechen des äußeren Spielers, etwa in dieser Form: »Nummer sechs, kommen Sie bitte auf meine Höhe und bringen Sie Ihre Mitspieler gleich mit. Sie sind mein Ansprechpartner.« Steht die Mauer, kommt noch eine letzte Ansage: »Bleiben Sie bitte stehen, bis der Ball gespielt wird.«
      5. Rückwärts in Position laufen, Ball, ausführende(n) Spieler und Mauer fest im Blick. Freigabe durch Pfiff.

      Wenn man das so handhabt und entsprechend klar kommuniziert, geht in aller Regel auch ohne Freistoßspray (das unterhalb der Dritten Liga auch gar nicht eingesetzt werden darf) nichts schief. Und wenn dann doch jemand gegen die Regeln verstößt (insbesondere durch eine zu frühe Ausführung oder ein deutlich zu frühes Vorlaufen), hat der Schiedsrichter die Gelbe Karte optimal vorbereitet. Niemand wird mehr behaupten können, von nichts gewusst zu haben.

      Von größter Wichtigkeit ist es dabei, um es noch einmal zu sagen, jederzeit alle am Freistoß Beteiligten im Blick zu haben. Ich vermute mal, das wr beim Kollegen in dieser Situation nicht der Fall.

    • Was soll man dazu schon groß sagen? Da war ja rein gar nix, was einen Strafstoß und eine Rote Karte rechtfertigen würde. Das einzig Strafwürdige, was ich in diesem Video sehe, ist das, was du auch gesehen hast: Das Abklatschen des Balles durch den Torwart ist in diesem Fall eine Ballkontrolle, dementsprechend müsste die erneute Berührung mit den Händen einen indirekten Freistoß nach sich ziehen.

  15. Ich skizziere mal die Ereignisse eines B-Jugend-Spielers, der ein junger Kollege von mir ist:
    =============================================================================
    Der angesprochene Spieler ist Teil der Heimmannschaft. Normaler Spielverlauf, Schiedsrichter lässt viel laufen, verteilt aber keine persönlichen Strafen. Irgendwann holzt ein Spieler der Gastmannschaft einen Spieler der Heimmannschaft richtig um, der Referee entscheidet nur auf Freistoß.
    1-2 Minuten später begeht der angesprochenene Spieler der Heimmannschaft ein taktisches Foul -> Schiedsrichter zeigt Gelb mit der Begründung „junger Mann, das war ein Revanche-Foul“ -> Keine Proteste -> der Spieler nimmt die Karte zur Kenntnis, seine Mitspieler reden trotzdem nochmal mit ihm, dass er ruhig bleiben soll. Er bleibt ruhig, indem er zu seinen Mitspielern sagt „alles in Ordnung, ich sage nichts “ -> daraufhin geht der Schiedsrichter zu ihm und gibt ihm 5 Minuten Zeitstrafe -> daraufhin fragt ihn der Spieler „wofür? was habe ich getan ??“ -> der Schiedsrichter schaut ihn an und sagt „dafür bekommst Du jetzt 10 Minuten“.

    Nach Spielende shake hands mit allen…Spieler geht nochmal zum Schiedsrichter und sagt, dass er auch Referee ist und das er über die Zeitstrafe mit seinen Kollegen bei der nächsten Sitzung sprechen will -> Spieler auf dem Weg in die Kabine -> Schiedsrichter läuft hinter ihm her und zeigt ihm die Rote Karte „das war eine Androhung“.

    Was sagen Collinas Erben zu so einem Vorgehen.

    Ich hab dem jungen Kollegen einzig und alleine den Tipp gegeben, dass diese Bemerkung mit „ich bin auch Schiri und wir besprechen das dann nochmal…“ unter keinen Umständen auf dem Platz loswerden sollte. Es wird ja allen Neulingen nach überstandener Prüfung mit auf den Weg gegeben, dass man die erworbenen Kenntnisse als Spieler nicht „auszunutzen“ hat, indem man beispielsweise einen Schiedsrichter bloß stellt etc…naja. Der Unparteiische ist bekannt, mal sehen wie das ausgeht. Bin vor allem gespannt, was und wie er genau seinen Sonderbericht formuliert hat.

    • Immer vorausgesetzt, dass sich das alles genau so zugetragen hat (die Sichtweise des Schiedsrichters kenne ich ja nicht), scheint der Referee sowohl mit der Zeitstrafe als auch mit der Roten Karte nach Schlusspfiff überreagiert zu haben. Womöglich gehört er zu denjenigen Kollegen, die bei mündlichen Auslassungen unangemessen schnell mit der persönlichen Strafe bei der Hand sind und das rechte Maß, vor allem im Vergleich zu Foulspielen, nicht finden. Gibt’s leider nicht selten, ich kenne das aus den unteren Klassen in Köln und Bonn auch.

      Der Tipp, den du dem jungen Schiri gegeben hast, ist sicherlich gut. Solche Äußerungen sollte er sich selbst bei berechtigtem Ärger lieber sparen, das führt zu nichts. Ich habe es auch immer gehasst, wenn ein spielender oder zuschauender Kollege glaubte, mich mit belehrenden Kommentaren eindecken zu müssen.

      • wars dir lieber von ahnungslosen (sprich nicht schiedsrichtern) mit belehrenden kommentaren eingedeckt zu werden? ;-)

        • Ganz im Ernst: ja. Ich halte Kollegialität für ein hohes Gut, deshalb habe ich auf oberlehrerhafte, altväterliche oder besserwisserische Kommentare von spielenden und zuschauenden Schiedsrichtern immer deutlich allergischer reagiert als auf Sprüche von Spielern, Trainern und Zuschauern, die selbst keinen Schiedsrichterausweis haben. Denn von Letzteren erwarte ich nicht, dass sie sich in meine Lage versetzen oder Verständnis haben. Von kickenden und guckenden Kollegen dagegen grundsätzlich schon. Die wissen selbst ganz genau, welche Schwierigkeiten mit dem Amt des Referees einhergehen, deshalb sollten sie sich auch dann fair und zurückhaltend benehmen, wenn sie in anderer Funktion am oder auf dem Platz sind. Dabei habe ich nichts gegen spontane emotionale Reaktionen auf eine Entscheidung, die sind normal. Aber Belehrungen oder Bloßstellungen sollten sich von selbst verbieten. Es geht einfach nicht an, dass ein Unparteiischer einem Kollegen das Leben auf dem Platz noch schwerer macht, als es manche Spieler, Trainer und Zuschauer ohnehin schon tun. Davon zu unterscheiden ist selbstverständlich die sachliche Kritik. Ein – auch kontroverses – Gespräch unter Kollegen nach dem Schlusspfiff, Duschen und Umziehen habe ich eigentlich nie abgelehnt.

        • Auf’m Dorfplatz mit ner handvoll Zuschauer bügel ich die im Vorbeilaufen noch während des Spiels zurecht…=)

          Bei einem meiner ersten Spieler forderten mehrere Zuschauer gelbe Karten in einem E-Jugend (!!!) Spiel, da konnte ich es mir dann irgendwann nicht mehr verkneifen, dass auch unser Verband dringend neue Leute braucht und sie sich mal bei einem Anwärter-Lehrgang erproben sollten…war danach relativ schnell auch wieder Ruhe eingekehrt.

    • Die Gelbe Karte für ein absichtliches Handspiel gibt es beispielsweise, wenn durch das Handspiel ein Torschuss blockiert wird oder es insoweit unsportlich ist, als damit verhindert wird, dass der Ball zu einem Gegenspieler gelangen kann. Letzteres kann man hier durchaus in Betracht ziehen, zumal eine recht vielversprechende Angriffssituation gegeben ist. Ich würde eine Verwarnung also befürworten.

  16. Hallo.
    Heute (27.11.2014) bei kicker.de zur europaleague:

    „Am Abend stand schließlich in Portugal die zweite Partie zwischen Estoril und der PSV Eindhoven, und dieses hatte es sich: Nach Treffern von Tozé (12.), Kuca (30.) und Amado (39.) und auf der Gegenseite Depay (6.) sowie Narsingh (14.) stand es nach der ersten Hälfte 3:2 für die Portugiesen. Danach konnte die Begegnung aber nicht zu Ende gespielt werden, Starkregen machte den Platz unbespielbar und erzwang einen Spielabbruch – die Partie soll nun am Freitag um 17 Uhr fortgesetzt warden“

    Fortgesetzt? Müsste nicht wiederholt warden? Ich dachte, dass fortsetzen mit Restminutenzeit ausgeschlossen ist.. ?

    Könnt Ihr mich aufklären, wie die Regelungen bei Spielabbrüchen beim DFB, der DFL, bei der UEFA und der FIFA sind? Da würde ich mich drüber freuen. Danke für den tollen Podcast, den ihr macht! Wird einfach nicht langweilig!

  17. ..achja: Wann gibts den die nächste Folge. Schaue schon jeden Tag erwartungsfroh ins Podcastprogramm… :-)

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