Tor 15: Empfehlungen für meinen Helden

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Frag einen eingefleischten Fan eines türkischen Fußballfanclubs nach den Gründen für die Liebe zu seinem Verein und er wird dir über Stunden erzählen können von großen Spielen, noch größeren Spielern und den Nachteilen der städtischen Clubkonkurrenz. Bei den meisten Fans deutscher Vereine wird meist nur die „in die Wiege gelegt“ Metapher strapaziert. 

Jens Peters durfte gleich 111 Gründe für die Liebe zu seinem Verein angeben. Nicht im Blog. Als Buch. Was dazu führte, dass eine Legende seine Empfehlung brauchte:

Es war der 29.April als ich morgens eine Mail bekam. Adressiert an meine Blog-Adresse. Die Betreffzeile samt Inhalt klang, wie eine von den typischen Mails, die man als Blogbetreiber so erhält. Irgendwas mit Geld und Ruhm und extrem wenig Arbeit. So ungefähr zumindest. Dennoch klangen Absender und Angebot immerhin so seriös, dass ich doch mal nachfragte, worum es sich denn genau handeln würde.

Wenige Stunden später hatte ich einen Literaturagenten an der Strippe, der einen Autoren für ein Leverkusen-Buch suchte. Es sei eine Serie eines Berliner Verlags zum 50-jährigen Jubiläum der Liga und ich wär doch Fan und Schreiber und damit prädestiniert für sowas. Nach der Klärung der Details, wie Zeitplan und natürlich den Punkten Ruhm und Ehre, willigte ich tatsächlich ein, dieses Buch zu schreiben.

111 Gründe, Bayer Leverkusen zu lieben.

1986 war ich Fan geworden. Damals sah ich die Werkself als graue Maus im UEFA-Cup gegen Dukla Prag ausscheiden. Zwei Remis führten mitsamt der Auswärtstorregelung zum bitteren Ausscheiden. Ich verstand das damals noch nicht so wirklich und mein Mitleid war so groß, dass mich der Werksklub nicht mehr los ließ. Trotz der Verlockungen von Erfolgsteams wie Bayern München oder (örtlich) näher liegenden Vereinen, wie Borussia Dortmund oder Schalke 04.

Nur eine Saison später – 1988 – holte dieser seltsame Werksverein dann den UEFA-Cup. Die Liebe verfestigte sich in meinem Herzen, denn Erfolge prägen ja bekanntlich (genauso wie Niederlagen – so war ich ja schließlich Fan geworden). Einer meiner Helden bei diesem Erfolg war Rüdiger Vollborn. Ich selbst stand auf dem Bolzplatz gerne im Tor und so war es wenig verwunderlich, dass einer meiner Lieblingsspieler dann auch den Kasten hütete. Der Torhüter sicherte im Elfmeterschießen, dank rudernder Bewegungen der Arme, den größten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte. Bis heute.

Vollborn blieb immer eine Legende für mich. Bis heute.

Und so war es natürlich völlig klar, dass ich Vollborn auch für dieses Buch interviewen musste. Zuviel gab der Mann her. UEFA-Cup-Sieg, Ziehvater von René Adler, seit Ewigkeiten im Verein, derzeit Fanbeauftragter und und und. Die Gelegenheit musste ich einfach nutzen. Der Verein war dabei äußerst hilfreich und auch Vollborn hatte Lust auf ein Gespräch.

Ein Gespräch das äußerst nett und unkompliziert verlief. Er war weder genervt von wiederholten Adler-, noch von UEFA-Cup-Sieger-Erinnerungen-Fragen oder ganz im Allgemeinen. Soweit so gut, doch was mich wirklich überraschte, war wieviel Herzblut in ihm steckte. Für die Fans. Für den Verein. Ich hatte Vollborn immer als ruhigen Mann wahrgenommen, der auch nie groß in den Medien erschien. Der nichts forderte oder der mal die Mannschaft mit Brandreden aufzurütteln versuchte.

Im Gespräch nahm er richtig Fahrt auf, als es um Stehplätze, Fanentwicklung und Fans im Allgemeinen in Leverkusen ging. Erfrischend und für mich als Langzeit-Vollborn-Fan mein Fußballerlebnis des Jahres 2013.

Zwei Tage nach unserem Gespräch bekam ich dann noch mal eine Mail von ihm. In Gedanken malte ich mir aus, was da wohl drin stehen würde. “Vielen Dank für das nette Gespräch. So intelligente Fragen hat lange niemand mehr gestellt.” – sowas in der Art vielleicht.

Der Inhalt war dann doch anders. Vollborn fragte nur, ob ich jemand kennen würde, der ihm sein Haus ausschachtet und den Keller abdichtet.

So kanns gehen.

4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Vielleicht bin ich nicht der Einzige, der darauf brennt zu erfahren, wieso Rüdiger Vollborn den Autor einen Buches über Bayer 04 Leverkusen nach einem Kontakt fragt, der ihm „sein Haus ausschachtet und den Keller abdichtet.“. :)

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