Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh hat sich am Mikrofon eines Bezahlfernsehsenders in einen veritablen Rant gegen die Entscheidungen von Schiedsrichter Günter Perl hineingesteigert – zu Unrecht, wie wir meinen. Und auch ansonsten lagen die Referees aus unserer Sicht wieder einmal ganz überwiegend goldrichtig, nicht zuletzt bei allen acht (!) Elfmeterentscheidungen an diesem 14. Bundesligaspieltag. Grund genug für ein kleines A-cappella-Ständchen! Außerdem gehen wir der Frage nach, ob Fußballer, die nur einen Arm zur Verfügung haben, eigentlich einen Einwurf ausführen dürfen; wir machen uns Gedanken über die Gewaltenteilung im Fußballrechtswesen und sinnieren darüber, ob die Unparteiischen demnächst wohl auch die Handschuhe und die Fingernägel der Kicker kontrollieren müssen.
Und nun viel Spaß beim Hören von Folge 41!
Klaas Reese
Alex Feuerherdt
Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)
Links:
Noch einmal der Hinweis auf den schönen Selbsttest der Sportschau: »Haben Sie das Zeug zum Schiedsrichter-Assistenten?«
Beim Rugby der Frauen kontrolliert der Schiedsrichter vor dem Spiel die Fingernägel.
Die offiziellen Fußballregeln als PDF-Datei zum Download.
Shownotes:
0:00 Intro: Katzenjammer – 1:00 Mit allen Mann am Ballermann – 3:30 Armin Veh ist unleidlich (I) – 4:00 Bundesliga, 14. Spieltag, Hannover 96 – Eintracht Frankfurt: Warum Veh daneben und Perl goldrichtig lag – 19:15 Mainz 05 – Borussia Dortmund: Elfmeter-Hattrick zum Ersten – 29:50 1899 Hoffenheim – Werder Bremen: Elfmeter-Hattrick zum Zweiten – 34:35 Schalke 04 – VfB Stuttgart: Turbulenzen am Samstagabend – 39:20 VfL Wolfsburg – Hamburger SV: Rincon im Glück – 44:10 Armin Veh ist unleidlich (II) – 44:25 Antworten auf die Fragen von Hörern – 1:28:50 Über Intelligenz – 1:30:00 Herr Rettig hat eine Idee. Drohen Drohnen?
Ich habe eine Frage zum Abseits aus dem gestrigen Pokal-Spiel Freiburg vs. Leverkusen. In der 82. Minute köpft ein Freiburger Spieler aus dem Halbfeld den Ball in Richtung Tor. Zum Zeitpunkt der Abgabe steht ein Freiburger klar im Abseits und der Ball geht grob in die Richtung dieses Spielers. Allerdings kommt der Kopfball viel zu kurz, ca. 4 m vor dem Stürmer kommt ein Leverkusener an den Ball und verlängert ihn (unglücklich). Nun pfeift der SR abseits.
Könntet ihr die Szene nochmal anschauen. Im Grunde ist das so Situation, wie ihr sie vor der Saison besprochen hattet, der Verteidiger geht gezielt zum Ball und möchte ihn klären, aber aus Unvermögen kommt der Ball doch zu einem abseitsstehenden Stürmer..
Danke!
Und keep going CE!
Völlig berechtigter Einwand. Was der Leverkusener Verteidiger da macht, ist gemäß der vor der Saison festgelegten Neudefinition geradezu ein Paradebeispiel für ein absichtliches, kontrolliertes Spielen des Balles. Die Fahne hätte deshalb unten bleiben müssen.
Laut Sportstudio hat Helmut Krug gesagt, dass eine leichte Ballberührung eines Spielers nicht zu einer neuen Spielsituation beiträgt, d. h. ein Streifen mit der Haarspitze gilt nicht. Es müßte sich schon um eine erkennbare Berührung handeln. Natürlich alles nur Theorie, aber wo kommt diese Einschätzung her und wo ist sie nachzulesen?
Ich hab die Aussage von Krug nicht gehört, aber eine Berührung genügt normalerweise schon – vielleicht nicht bloß mit den Haaren als solchen, aber Diouf war auch mit dem Kopf dran, wenngleich nur ganz leicht und kaum erkennbar.
Möglicherweise ein weiteres Beispiel dafür wie gut die Gespanne inzwischen ausgebildet sind, dass man sogar sowas von draußen noch sieht bzw. herleitet, dass es so gewesen sein muss, dass der Spieler den Ball noch leicht gespielt und damit verlängert hat.
Mega tricky da eine Grenze zu ziehen zwischen „Haarspitze“ und „mit dem Kopf leicht verlängert“
Besten Dank für die Beantwortung der Frage meines Vorredners: Das ist mir auch gestern direkt aufgefallen:
Mal was allgemeines…zu der Sache mit Veh. Ich finde sowas muss man nicht derartig „ausschlachten“, wird ja auch nicht getan, wenn mal ein Schiedsrichter eine knifflige Situation oder auch relativ einfache Entscheidung einfach mal falsch trifft. Da wird dann gern zur Tagesordnung übergegangen und nur sehr kurz Gründe aufgezeigt, was schief gelaufen ist.
Was Veh da nach dem Spiel gemacht hat ist doch absolut OK, er hat eingeräumt, dass sein Spieler da nicht so hätte hingehen sollen und quasi selbst Schuld ist (frei übersetzt ;-)). Sicherlich ist so ein Herumjammern darin begründet, dass die eigene Mannschaft inzwischen neun Spiele ohne Sieg ist und man es sich immer einfacher macht, wenn „die Anderen“ dran Schuld sind als man selbst.
Alles halb so wild: Veh weiß sich normalerweise zu benehmen und ich finde seine Interviews nach den Spielen in aller Regel sehr gut. Das ganze dann auf diese Bemerkung „Da muss schon einer von uns im Strafraum erschossen werden“ zu reduzieren ist mir ein wenig zu plump.
Schöne Folge, weiter so! Im Januar ist Anwärterlehrgang bei uns im Fußballkreis und ratet mal wer sich vor 14 Tagen über den heimischen Fußball Verein angemeldet hat =) ?
Ich hab zu danken Alex, mir wurde ja vom Lehrgang vom Kreislehrwart sogar expliziz abgeraten, weil ich keinen aktiven Fußball Background besitze, sondern nur ca. 25 Jahre lang als Zuschauer den Sport verfolgt habe. Im Alter Von 12 – 16 Jahren, wo ich in anderen Sportarten (Tennis) durchaus respektable Erfolge verbuchen konnte, habe ich mit den Kumpels des öfteren mittrainiert, um mich den Sommer über ein wenig fitter zu halten, weil die Tennis-Mannschafts-Runde in paar Wochen erledigt war und danach nur noch Einzel- und Doppelturniere auf dem Programm standen.
Der Vereins Präsident findet es großartig, aktuell hat man noch genug Schiedsrichter an Bord, aber er unterstützt mich da voll und ganz (ist selbst Schiedsrichter, aber durch eine schwere Verletzung seit 5 Jahren nicht mehr aktiv). Er meinte zur Äußerung des Kreislehrwartes folgendes:
„Ja was denn nun ? Wollen die neue Leute ausbilden oder nicht ??“
Karrieretechnisch ist der Zug eh abgefahren // just for Fun dem Heimatverein was zurückgeben…im Tennis hatte ich auch nie eine Profikarriere vor Augen, aber hab schon relativ weit oben mitgespielt (unter anderem mit späteren deutschen Davis Cup Spielern in der Jugend auf dem Platz gestanden). Deswegen fange ich auch erst jetzt im zarten Alter von 32 mit sowas an. Mit 13 oder 14 stand ich die Woche 5-6 auf dem Tennisplatz, da war an einen Schiedsrichter-Lehrgang nicht zu denken.
Ich war am Dienstagabend in der Alten Försterei zum Pokalspiel gegen Kaiserslautern. Eigentlich will ich darüber nicht weiter reden, aber mir ist beim Aufwärmen (da war der Abend noch okay) etwas interessantes aufgefallen: Der Schiedsrichter (Sippel) ist schon zum Warmlaufen die Diagonale abgelaufen, während sich seine Assisstenten an der Seitenauslinie beschäftigt haben. Mir kam das etwas komisch vor, vor allem weil zu dem Zeitpunkt auch die Mannschaften noch in ihrem Aufwärm-Programm waren und dann z.B. Flugbälle um den Schiedsrichter herum spielen mussten. Gibt es dazu (im Profifußball) Richtlinien, übliche Gepflogenheiten und wie hast du es damit gehalten, Alex?
Wenn ich vor Bundesligaspielen auf das Aufwärmen des Schiedsrichtergespanns geachtet habe, war es eigentlich immer so, dass das Trio eine der Seitenlinien rauf- und runtergelaufen ist. (So habe ich es als Schiedsrichter auch gemacht, und so ist es an sich auch üblich.) Ein diagonales Laufen ist mir nie aufgefallen, und tatsächlich dürfte es die Mannschaften tendenziell auch stören. Ob es da im Profibereich Richtlinien oder gar schriftliche Anweisungen gibt, weiß ich nicht.
Auf der Baustelle hat der Bauherr gefälligst einen Helm zu tragen…wenn dem nicht so ist, dann jagt man als Bauarbeiter dem Obersten Chef schon mal einen Schrecken ein ;-)
Wie so etwas in diesem Falle aussieht, kann man sich ja denken. Herr Sippel wird dann definitiv eine andere Route einnehmen vor einem Spiel. =) (Oder Helm tragen ?) Er ist halt auch schon sehr lange dabei, ich glaub sowas bürgert sich einfach im Laufe der Jahre und die jungen bekommen heute sowas nicht mehr vermittelt.
Zum einen das Lanig „Foul“, welches zur Gelb-Roten Karte geführt hat. Der spielt m.E ja schon zuerst den Ball und dann fällt der Angreifer über ihn. Wenn ich die Szene mit dem Garcia-Video zum Thema Tackling vergleiche (http://www.garcia-aranda.com/eng/?p=2296), welches er mit „kein Foul“ bewertet hat (http://www.garcia-aranda.com/eng/?p=2370), frage ich mich, was an Lanigs Aktion strafwürdig war (gerade auch, weil das Einsteigen des Verteidigers beim Garcia-Video deutlich rustikaler wirkt).
Das Zweite ist der erste Hoffenheimer Elfmeter: Klaas hat das im Podcast leicht süffisant beschrieben („fällt wie gefoult zu Boden“) aber Volland zieht dem Verteidiger bei seiner Drehung das Standbein weg. Der Abwehrspieler hat in der Situation keine Chance auf den Beinen zu bleiben. Fällt das wirklich noch unter erlaubtem Zweikampf?
Zu 1.) — Lanig berührt, wenn überhaupt, nur minimal den Ball, ansonsten ist der gesamte Körpereinsatz auf ein Foul ausgerichtet: Der Spieler grätscht von hinten, das Bein ist nicht am Boden, der Gegner wird (anders als der Ball) voll getroffen – kurz: ein Tackling ohne wirkliche Kontrolle, ein Einsatz, bei dem die Zweck-Mittel-Relation nicht stimmte. Im Garcia-Video sieht die Sache anders aus: Das Tackling kommt von der Seite, das Bein ist am Boden, der Ball wird klar zuerst gespielt. Das ist erlaubte Zweikampfhärte.
Zu 2.) — Da sehe ich kein strafwürdiges Wegziehen des Standbeins. Volland windet sich mit dem Ball am Fuß um den Gegenspieler herum. Der wird dabei zwar berührt und kommt zu Fall, aber die gesamte Bewegung hat mit einem Foul nichts zu tun. Das ist eine Form von Zweikampfführung, die erlaubt bleiben sollte.
Wegen der Schuhfarbe: das kann doch auch etwas mit den unteren Liegen zu tun haben – es wäre schon leicht nervig, wenn sich Amateurfußballer 2-3 Paar Schuhe zuelegen müsste und sich bei Vereinswechsel u.U. nochmal komplett neu mit Schuhen einkleiden müsste.
Also bliebe nur sich auf eine Farbe zu beschränken, was meiner Meinung nach über das Ziel hinaus geschossen war.
Außerdem sind die Schuhe unerheblich für die schnelle Identifikation der Mit- und Gegenspieler aus dem Augenwinkel, somit auch sinnfrei.
Ich habe heute, wie an vielen Sonntagen, im Zug Euren Podcast gehört. Ich hoffe das ist auch ok ;-)
Zu der Diskussion um 2 weitere Assistenten:
Meine Idealvorstellung wäre, dass die 2 Torlinienrichter zu 2 Torraumrichtern umfunktioniert werden. Sie bekommen eine Pfeife in den Mund und dürfen bei Fouls im Strafraum mit entscheiden. Ich stell mir das ungefähr so vor wie im Handball. Dort haben sie ja auch 2 Schiedsrichter. Einer vor und einer hinter dem Geschehen.
Mir ist bewusst, dass es wohl nicht umzusetzen ist, da der Unterschied zu den unteren Klassen wohl zu groß wäre. Ich denke aber das die Lösung ideal wäre.
Ich habe folgendes gedichtet und aus Versehen in die Kommentarspalte der überletzten Folge getan. Da ich nicht weiß, inwieweit Ihr das verfolgt, und ohnehin maximal aufdringlich sein will, kopiere das hier noch mal hin:
Ich mache gerade etwas ganz fürchterliches: Ich tue mir die ARD-Sportschau an. Könnt ihr mir erklären, warum in der Schlussszene von Nürnberg – Mainz nicht nur Siscovic für seinen Kung-Fu-Tritt Rot sieht, sondern auch Schäfer? Für mich regt sich der Nürnberger Torwart da völlig zu Recht und auch auch in der Intensität absolut anlassangemessen auf. Normalerweise wohl überzogen, sich zu einem sich offensichtlich in echten Schmerzen windenden Sportskameraden und Kollegen (das ist man ja auch, wenn man für die Konkurrenz arbeitet) herunter zu beugen und diesem ins Gesicht zu brüllen. Aber ich habe in dieser Situation volles (“vollstes”) Verständnis für Schäfer.
Vielleicht spricht da auch der Eishockey-Spieler aus mir: Ich persönlich (als erklärter Pazifist) hätte Siscovic für die Nummer humorlos eine gezimmert. Da gehört der Torhüter beschützt.
Das lässt sich natürlich nicht auf den Fußball übertragen. Aber ich persönlich sehe da allenfalls, wenn überhaupt, Anlass für eine Ermahnung des Schiedsrichters (“Hier bestraft nur einer und das bin ich – und sag mal, hältst Du mich für blind?”), jedenfalls aber niemals mehr als eine gelbe Karte.
Oder hat er die dafür bekommen, dass bei der Aktion seine Fäuste in Siskovics Gesicht landen? Das könnte ich fast noch weniger versehen, denn das ist für mich nicht mal ein Foul. Da passt mal der (eklige) Spruch. “Der ist mir in die Faust gerannt.”
Nur zum Vergleich: Beim 2:1 von Hannover in Stuttgart trifft Ulreich Sanes Kopf auf ganz ähnliche Weise und geht straffrei (oder zumindest verwarnungsfrei, einen einfachen Foulentscheid würden wir ja nicht mitbekommen) aus.
Ach, und könntet Ihr der um Selbstentschuldigung ringenden Schar um Horst “Geldverbrenner” Heldt erklären, warum Korb beim Elfmeter nur Gelb sieht? Mich persönlich überzeugt die Argumentation, Boateng habe denn Ball noch gar nicht gehabt. Denn eine hundertprozentige Torchance ist aus meiner Sicht etwas anderes als eine hundertprozentige Chance auf eine hundertprozentige Torchance. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, ob dieses Empfinden von der offiziellen Regelauslegung gedeckt ist.
Regelphilosophisch finde ich das Schalker Lamentieren noch grotesker, denn beim anderen Platzverweis in der Partie scheint mir Höwedes Schussabwehr durchaus eine sehr aussichtsreiche Torchance zu unterbinden. Für die hat er – richtigerweise – genau so gelb gesehen (dass dies dann für ihn gelb/rot war, spielt ja wohl keine Rolle).
[Ich muss natürlich meine Gladbacher Vereinsbrille offen legen]
Auf die nicht gegebene Rote Karte für Korb werden wir in der kommenden Folge eingehen. Aber eine andere Frage sei schon hier gestellt: Wie kommst du darauf, dass auch Schäfer vom Platz geflogen ist? In der fraglichen Szene hat nur Sliskovic den roten Karton gesehen, nicht aber der Nürnberger Torwart.
m(
Huch! Du hast recht: Kein Spielbericht erwähnt irgendeine Bestrafung von Schäfer. Tja, dann werde ich die Frage wohl an den – noch einzurichtenden – Podcast über die Qualität von Sportschau-Spielberichten weiterleiten müssen.
Ähm… Ich bin mir ganz sicher, eine Diskussion über die akzeptable Reaktion von Bundesliga-Profis wie Schäfer auf solche Aktionen ist überfällig und muss unbedingt in der nächsten Folge von Collinas Erben besprochen werden. Ergo habe ich mich keineswegs vollständig zum Obst gemacht, nein.
Ich kann Horst Helds Erregung beim Korb-Foul schon verstehen. Ohne ein konkretes Beispiel anzuführen (bei mir vermengen sich geistig immer die Szenen aus Österreich und Deutschland), bin ich der Auffassung, dass in den letzten Wochen und Monaten bei ähnlichen Szenen sehr oft Rot gezückt wurde. Überhaupt glaube ich, dass bei Fouls im Strafraum inflationär Rot und Geld gezeigt wird, ein „normales“ Elfmeterfoul gibt es kaum noch. Aber um auf das Korb-Foul zurückzukommen: Wenn ein Spieler bei einer Flanke am Fünfmeter-Raum einschussbereit ist, kann man glaube ich sehr wohl von einer aussichtsreichen Torchance sprechen…
Es gibt da schlicht zwei mögliche Argumentationsstränge. Da helfen oft Extrembeispiele:
Zwei Spieler laufen frei auf den gegnerischen Torwart zu, zwei Verteidiger hecheln hinterher. Derjenige Verteidiger, der den Ballführenden umsenst, der sieht rot, klar. Nun stellen sich die beiden Stürmer aber clever an und es ist offensichtlich, dass der Ballführende jetzt gleich zu seinem Mitspieler abgeben wird, der ins leere Tor einschieben kann. Und der zweite Verteidiger holt, dies antizipierend, den zweiten Stürmer von den Beinen, bevor der den Ball bekommen kann. Hier ist schon schwer einzusehen, warum der eine Verteidiger rot, der andere aber nur gelb sehen soll. Der Eingriff ins Spiel ist schließlich im Ergebnis gleichwertig.
Aber hier kommt man wieder zu der beliebten Frage: Wo ziehe ich die Grenze? Das andere Extrem ist die Rangelei im überfüllten 5-Meter-Raum. Der dort zu Boden gezogene Stürmer kann ja auch jederzeit einköpfen. Soll man da jeweils rot zeigen? Oder muss eine Flanke in seine Richtung unterwegs sein? Muss eine Flanke überhaupt abgegeben worden sein, oder reicht es, dass ein Mitspieler in guter Position für eine Flanke den Ball führt? Müsste man dies nicht auch auf freigegebene, aber noch nicht geschlagene Ecken ausdehnen? Der Ball ist zwar noch nicht im Spiel, kann aber jederzeit von der angreifenden Mannschaft in den Fünfer gespielt werden, ohne das die verteidigende Mannschaft etwas dagegen unternehmen kann. Ist da ein Festhalten vor dem Tor nicht auch bereits die Verhinderung einer klaren Torchance?
Mich persönlich überzeugt die zweite Argumentationslinie. Wer die Bestrafung durch Spielausschluss auch auf das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance ausweitet, der kann gar keine klare Abgrenzung für die Frage anbieten können, ab wann dies gelten soll. Deshalb halte ich es für sinnvoll, das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance nicht als Verhindern einer klaren Torchance aufzufassen. Und zwar in jeder Phase der Entstehung, auch in der allerletzten. Und deshalb muss meines Erachtens der gefoulte Spieler für eine rote Karte nach dieser Regel schon im Moment des Fouls auch den Ball haben. Auch wenn dies bei einer Situation wie zwischen Korb und Prince, welche zugegebenermaßen schon verdammt nah an obigem Extrembeispiel ist, für die angreifende Mannschaft frustrierend sein mag. Aber so sind nun mal die Regeln. Und sinnvolle Regeln müssen nun nicht immer Einzelfallgerechtigkeit herstellen, auf dem Fußballplatz schon gar nicht.
Man sollte sich vielleicht auch mal vergegenwärtigen, wozu die Sanktionen da sind. Das Verhindern der Entstehung einer Torchance nennt sich im Grundsatz Foul und wird mit einem Freistoß für die angreifende Mannschaft bestraft. Wenn der Verteidiger offensichtlich ausschließlich das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance im Blick hatte oder sonstwie foult, allein um die Spielfortsetzung zu unterbinden, dann erhält dieser Spieler zusätzlich die gelbe Karte. Wenn das Foul das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance bedeutet und die Realisierung dieser Entstehung unmittelbar bevorsteht oder die Torchance bereits vorliegt, was im Strafraum unwiderleglich vermutet wird*, dann gibt es keinen Freistoß, sondern einen Elfmeter. Wenn das Foul das Verhindern einer tatsächlich vorliegenden klaren Torchance bedeutet, dann gibt es zusätzlich eine rote Karte für den Verteidiger.
Wenn das Foul im Strafraum verübt wird und das Verhindern einer auch tatsächlich vorliegenden klaren Torchance bedeutet, dann gibt es Elfmeter und die rote Karte. Wenn, wie bei Korb, der Verteidiger offensichtlich ausschließlich das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance im Blick hatte und die Realisierung dieser Entstehung unmittelbar bevorsteht, was im Strafraum unwiderleglich vermutet wird, dann gibt es also Elfmeter plus gelb. Ist ja nicht so, als hätten wir gegenüber der einfachen Regelwidrigkeit hier keine qualifizierte Strafe.
Wer da rot zeigt, der dreht aus meiner Sicht das Verhältnis um. Die Regelbestrafung für das Verhindern der Entstehung einer Torchance wäre dann die rote Karte, im Strafraum zusätzlich mit Elfmeter zu ahnden. Wenn die Realisierung dieser Entstehung ausreichend fern liegt (die Grenzen wäre noch zu definieren), dann kann hiervon abgewichen und lediglich gelb gezeigt, bei eindeutigem Kampf um den Ball sogar mal von einer persönlichen Strafe komplett abgesehen werden. Ich glaube nicht, dass dies dem Geist der Fußballregeln entspräche.
—————————————————————————————————————————–
*Da komme ich wieder zu meinem persönlichen Vergleichsmaßstab, dem Eishockey. Dort ist das alles aus meiner Sicht besser gelöst: Das regelwidrige Verhindern einer klaren Torchance hat den penalty shot oder im Extremfall auch ein technisches Tor zur Folge. Beim Abseits (und zwar jedem, es gibt ja auch noch Torraumabseits oder früher das berüchtigte Zwei-Linien-Abseits) hingegen wird auf eine krasse Vereinfachung durch Linien zurück gegriffen. Ohne dass dies aus meiner Sicht zu unhaltbaren Zuständen führen würde, weil die Angreifer innerhalb der durch die Linien gebildeten Zonen machen können, was sie wollen.
Der Fußball macht das irgendwie umgekehrt: Beim regelwidrigen Verhindern einer klaren Torchance oder auch dessen Entstehung behilft man sich mit der krassen Vereinfachung durch die Strafraumlinie. Innerhalb dieser Zone wird dies vermutet, also Elfmeter. Weil dies aber zu unhaltbaren Zuständen außerhalb dieser Zone führte gibt es zusätzlich die rote Karte beim tatsächlichen – also nicht nur im Strafraum vermuteten – regelwidrigen Verhindern einer klaren Torchance. Das führt dann zu seltsamen Ergebnissen und Diskussionen über Doppelbestrafungen. Beim Abseits hingegen wird den Assistenten jedwede Hilfe verweigert. Um dort den Anforderungen des Regelwerks tatsächlich entsprechen zu können bräuchte man schon Unparteiische mit den Fähigkeiten Datas.
Ich würde gerne mal einen Fußball sehen, bei dem es für das Verhindern einer klaren, tatsächlich vorliegenden Torchance einen Elfmeter gibt, egal, wo auf dem Spielfeld sich dies zugetragen hat. Und wenn dies nicht der Fall ist, dann gibt es einen Freistoß, zur Not auch in Tornähe. Für das taktische Foul, egal wo, zusätzlich gelb. Abseits hingegen gibt es bei diesem Fußball nur entlang zwei stationärer Linien. Das wäre natürlich ein anderer Sport. Aber wäre er schlechter? Jedenfalls wohl spektakulär einfacher zu leiten.
Sternburg, ich find es nicht tragisch hier zweimal Rot für das „Umsenen“ zu zeigen…scheint ja ein wenig härter zugegangen zu sein, bei Deinem kontruierten Beispiel. Aber ja: Doch sehr interessant, wie bei sowas zu verfahren ist bzw. ob man sowas wirklich noch mit den Regeln nach dem Motto „Im Sinne des Spiels“ vereinbaren kann.
Jetzt kommt der Hammer: Der fällige Strafstoß wird (mit Absicht) in die Wolken geschossen. Somit verlängert sich mindestens eine Rotsperre…ist das „gerecht“ ?
PS: Dem Schützen droht keine Strafe wegen einer Unsportlichkeit, weil er wird von keiner Regel gezwungen einen Strafstoß zu verwandeln. Ich meine es ist als taktisches Mittel in wichtigen Spielen anwendbar, wenn man gezielt die gegnerische Mannschaft eine Woche länger schwächen möchte und daher als Unsportlichkeit zu ahnden, wenn es zweifelsfrei erwiesen ist, dass er das Ding mit Absicht nicht verwandeln wollte…der Torwart muss beim Strafstoß auf der Linie stehen -> Uli Stein hat sich da einmal nicht dran gehalten und es gab direkt ne Gelbe Karte.
Ich habe jetzt erst den Teil mit den Hörerfragen nachgelesen. Die Sache mit dem Einarmigen lässt mir keine Ruhe.
Zunächst mal halte ich die Annahme, das einarmige Einwerfen würde irgendeinen Vorteil darstellen, für völligen Unfug. Aber das kann ich nicht beurteilen.
Ich verstehe schlicht das Problem nicht. Wer nur einen Arm hat, der hat gegenüber Spielern mit zwei Armen sicherlich jede Menge körperliche Nachteile. Wenn derjenige aber nun keinen Bock auf Behindertensport hat, sondern mit den „normalen“ mittun möchte, ja dann lasst ihn doch (besser als ich ist er im Zweifel allemal). Einen Einwurf aber kann er nicht regelgerecht ausführen, denn hierfür sind zwei Arme vonnöten. Dann kann er halt nicht einwerfen, na und? Gibt doch noch mehr Spieler. Und selbst bei einer gedachten Mannschaft aus elf Einarmigen: Dann fällt halt jeder Einwurf im Ergebnis an den Gegner. Da werden die Einarmigen mit Leben müssen. Und wohl auch können.
Jetzt mal bewusst herzlos formuliert: Wer im Rollstuhl sitzt, der kann gar nicht mitspielen. Da können wir uns auch keine Sonderregeln ausdenken. Lasst die Leute einfach mitspielen und wendet die Regeln auf sie an, die für alle anderen auch gelten.
Ich verfüge (glücklicherweise) über zwei Arme und ich kenne auch keinen Einarmigen. Ich kann das also ganz genau gar nicht beurteilen und lasse mich gerne korrigieren. Jede körperlich eingeschränkte Person, mit der ich mich bisher unterhalten habe, scheint mir aber grundsätzlich in etwa in diese Richtung zu empfinden. Und ich persönlich würde, täte mir ein Arm fehlen, diese ganze sicherlich gut gemeinte Nummer gerade als Diskriminierung empfinden. Da sollte der Berliner Sport, statt sich in solchen Feigenblatt-Diskussionen zu verstricken, sich lieber mal grundsätzlich mit der Barrierefreiheit der Sportstätten beschäftigen.
Übrigens steht dem regeltaktischen Nachteil des Einarmigen, Einwürfe von Mitspielern ausführen lassen zu müssen, ein mindestens gleichwertiger regeltaktischer Vorteil gegenüber: Ein nicht vorhandener Arm kann nämlich nicht angeschossen werden. Bei gegnerischen Flanken oder in der Freistoß-Mauer kann sich dieser Spieler also entspannt in den Ball drehen. Das hat mit der Ausgangsfrage nichts zu tun, denn wir wollen ja nichts gegeneinander aufrechnen. Aber man darf es erwähnt haben.
Noch in der Hitze des Abends frage ich gerne bei euch nach, ob ihr die spielentscheidenden Szenen von Schalke-Basel analysieren könnt/wollt: Die Ereignisse um die 30. Minute als zuerst Höwedes Streller foult und nur Gelb für die Notbremse sieht, da daneben noch ein Schalke-Spieler rennt. Keine zwei Minuten später auf der Gegenseite foult Ivanov Szalai und sieht Rot. Beide Entscheide meines Erachtens vertretbar, doch ist das ganze nicht sehr unglücklich für den Spielverlauf? Vom Fernsehsofa aus sah’s dann wirklich so aus, als ob sich die Basler (! Achtung, bitte nicht von Baselern sprechen, wir sagen ja auch nicht Münchener oder Bremener)… als ob sich die Basler mehr und mehr am Schiedsrichter abreagierten, besonders dann auch nach dem klaren Offside beim 2:0. Hat der Spielleiter hier korrekt („mit Feingefühl“) gehandelt?
Meine zweite Frage bezieht sich dann wieder auf die Rotszene. War das clever gemacht von Szalai oder dumm von Ivanov? Klar hält Ivanov Szalai fest, aber Szalai „hakt seinen Arm“ auch sehr geschickt ein und fliegt dann sehr schön… Ich will jetzt Szalai nicht unterstellen, dies absichtlich getan zu haben. Aber die Szene ist für mich ein gutes Beispiel, wie etwas in der Zeitlupe viel „absichtlicher“ aussehen kann als in „Realität“, wie ihr ja immer auch betont. Doch umgekehrt gedreht, war das wirklich ein absichtliches Foul von Ivanov? Zeitlupe meint ja…, aber war doch irgendwie gar schnell vorbei, die Szene?
Nur ganz kurz: Wir werden dieses Spiel in der nächsten Podcastfolge (CE 43, wird nächste Woche aufgezeichnet) ausführlich analysieren, auch und gerade die angesprochenen Szenen.
@Fingernägel:
In „Die besten Frauen der Welt“ muss sich auf Anweisung der Schiedsrichterin u.a. Lira Bajramaj die Fingernägel kürzen.
Danke schön für den Hinweis!
Ich habe eine Frage zum Abseits aus dem gestrigen Pokal-Spiel Freiburg vs. Leverkusen. In der 82. Minute köpft ein Freiburger Spieler aus dem Halbfeld den Ball in Richtung Tor. Zum Zeitpunkt der Abgabe steht ein Freiburger klar im Abseits und der Ball geht grob in die Richtung dieses Spielers. Allerdings kommt der Kopfball viel zu kurz, ca. 4 m vor dem Stürmer kommt ein Leverkusener an den Ball und verlängert ihn (unglücklich). Nun pfeift der SR abseits.
Könntet ihr die Szene nochmal anschauen. Im Grunde ist das so Situation, wie ihr sie vor der Saison besprochen hattet, der Verteidiger geht gezielt zum Ball und möchte ihn klären, aber aus Unvermögen kommt der Ball doch zu einem abseitsstehenden Stürmer..
Danke!
Und keep going CE!
Völlig berechtigter Einwand. Was der Leverkusener Verteidiger da macht, ist gemäß der vor der Saison festgelegten Neudefinition geradezu ein Paradebeispiel für ein absichtliches, kontrolliertes Spielen des Balles. Die Fahne hätte deshalb unten bleiben müssen.
Laut Sportstudio hat Helmut Krug gesagt, dass eine leichte Ballberührung eines Spielers nicht zu einer neuen Spielsituation beiträgt, d. h. ein Streifen mit der Haarspitze gilt nicht. Es müßte sich schon um eine erkennbare Berührung handeln. Natürlich alles nur Theorie, aber wo kommt diese Einschätzung her und wo ist sie nachzulesen?
Ich hab die Aussage von Krug nicht gehört, aber eine Berührung genügt normalerweise schon – vielleicht nicht bloß mit den Haaren als solchen, aber Diouf war auch mit dem Kopf dran, wenngleich nur ganz leicht und kaum erkennbar.
Möglicherweise ein weiteres Beispiel dafür wie gut die Gespanne inzwischen ausgebildet sind, dass man sogar sowas von draußen noch sieht bzw. herleitet, dass es so gewesen sein muss, dass der Spieler den Ball noch leicht gespielt und damit verlängert hat.
Mega tricky da eine Grenze zu ziehen zwischen „Haarspitze“ und „mit dem Kopf leicht verlängert“
Carsten Jancker hätte ihn also nicht verlängert ?
Besten Dank für die Beantwortung der Frage meines Vorredners: Das ist mir auch gestern direkt aufgefallen:
Mal was allgemeines…zu der Sache mit Veh. Ich finde sowas muss man nicht derartig „ausschlachten“, wird ja auch nicht getan, wenn mal ein Schiedsrichter eine knifflige Situation oder auch relativ einfache Entscheidung einfach mal falsch trifft. Da wird dann gern zur Tagesordnung übergegangen und nur sehr kurz Gründe aufgezeigt, was schief gelaufen ist.
Was Veh da nach dem Spiel gemacht hat ist doch absolut OK, er hat eingeräumt, dass sein Spieler da nicht so hätte hingehen sollen und quasi selbst Schuld ist (frei übersetzt ;-)). Sicherlich ist so ein Herumjammern darin begründet, dass die eigene Mannschaft inzwischen neun Spiele ohne Sieg ist und man es sich immer einfacher macht, wenn „die Anderen“ dran Schuld sind als man selbst.
Alles halb so wild: Veh weiß sich normalerweise zu benehmen und ich finde seine Interviews nach den Spielen in aller Regel sehr gut. Das ganze dann auf diese Bemerkung „Da muss schon einer von uns im Strafraum erschossen werden“ zu reduzieren ist mir ein wenig zu plump.
Schöne Folge, weiter so! Im Januar ist Anwärterlehrgang bei uns im Fußballkreis und ratet mal wer sich vor 14 Tagen über den heimischen Fußball Verein angemeldet hat =) ?
Dann wünschen wir ganz viel Spaß beim Lehrgang und natürlich größtmöglichen Erfolg bei der Prüfung!
Ich hab zu danken Alex, mir wurde ja vom Lehrgang vom Kreislehrwart sogar expliziz abgeraten, weil ich keinen aktiven Fußball Background besitze, sondern nur ca. 25 Jahre lang als Zuschauer den Sport verfolgt habe. Im Alter Von 12 – 16 Jahren, wo ich in anderen Sportarten (Tennis) durchaus respektable Erfolge verbuchen konnte, habe ich mit den Kumpels des öfteren mittrainiert, um mich den Sommer über ein wenig fitter zu halten, weil die Tennis-Mannschafts-Runde in paar Wochen erledigt war und danach nur noch Einzel- und Doppelturniere auf dem Programm standen.
Der Vereins Präsident findet es großartig, aktuell hat man noch genug Schiedsrichter an Bord, aber er unterstützt mich da voll und ganz (ist selbst Schiedsrichter, aber durch eine schwere Verletzung seit 5 Jahren nicht mehr aktiv). Er meinte zur Äußerung des Kreislehrwartes folgendes:
„Ja was denn nun ? Wollen die neue Leute ausbilden oder nicht ??“
Karrieretechnisch ist der Zug eh abgefahren // just for Fun dem Heimatverein was zurückgeben…im Tennis hatte ich auch nie eine Profikarriere vor Augen, aber hab schon relativ weit oben mitgespielt (unter anderem mit späteren deutschen Davis Cup Spielern in der Jugend auf dem Platz gestanden). Deswegen fange ich auch erst jetzt im zarten Alter von 32 mit sowas an. Mit 13 oder 14 stand ich die Woche 5-6 auf dem Tennisplatz, da war an einen Schiedsrichter-Lehrgang nicht zu denken.
Grüße,
Seb
Pingback: #Link11: Der Pokal hat keine eigenen Gesetze | Fokus Fussball
Ich war am Dienstagabend in der Alten Försterei zum Pokalspiel gegen Kaiserslautern. Eigentlich will ich darüber nicht weiter reden, aber mir ist beim Aufwärmen (da war der Abend noch okay) etwas interessantes aufgefallen: Der Schiedsrichter (Sippel) ist schon zum Warmlaufen die Diagonale abgelaufen, während sich seine Assisstenten an der Seitenauslinie beschäftigt haben. Mir kam das etwas komisch vor, vor allem weil zu dem Zeitpunkt auch die Mannschaften noch in ihrem Aufwärm-Programm waren und dann z.B. Flugbälle um den Schiedsrichter herum spielen mussten. Gibt es dazu (im Profifußball) Richtlinien, übliche Gepflogenheiten und wie hast du es damit gehalten, Alex?
Wenn ich vor Bundesligaspielen auf das Aufwärmen des Schiedsrichtergespanns geachtet habe, war es eigentlich immer so, dass das Trio eine der Seitenlinien rauf- und runtergelaufen ist. (So habe ich es als Schiedsrichter auch gemacht, und so ist es an sich auch üblich.) Ein diagonales Laufen ist mir nie aufgefallen, und tatsächlich dürfte es die Mannschaften tendenziell auch stören. Ob es da im Profibereich Richtlinien oder gar schriftliche Anweisungen gibt, weiß ich nicht.
Auf der Baustelle hat der Bauherr gefälligst einen Helm zu tragen…wenn dem nicht so ist, dann jagt man als Bauarbeiter dem Obersten Chef schon mal einen Schrecken ein ;-)
Wie so etwas in diesem Falle aussieht, kann man sich ja denken. Herr Sippel wird dann definitiv eine andere Route einnehmen vor einem Spiel. =) (Oder Helm tragen ?) Er ist halt auch schon sehr lange dabei, ich glaub sowas bürgert sich einfach im Laufe der Jahre und die jungen bekommen heute sowas nicht mehr vermittelt.
Alex ?
Hi,
ich hätte zwei Nachfragen.
Zum einen das Lanig „Foul“, welches zur Gelb-Roten Karte geführt hat. Der spielt m.E ja schon zuerst den Ball und dann fällt der Angreifer über ihn. Wenn ich die Szene mit dem Garcia-Video zum Thema Tackling vergleiche (http://www.garcia-aranda.com/eng/?p=2296), welches er mit „kein Foul“ bewertet hat (http://www.garcia-aranda.com/eng/?p=2370), frage ich mich, was an Lanigs Aktion strafwürdig war (gerade auch, weil das Einsteigen des Verteidigers beim Garcia-Video deutlich rustikaler wirkt).
Das Zweite ist der erste Hoffenheimer Elfmeter: Klaas hat das im Podcast leicht süffisant beschrieben („fällt wie gefoult zu Boden“) aber Volland zieht dem Verteidiger bei seiner Drehung das Standbein weg. Der Abwehrspieler hat in der Situation keine Chance auf den Beinen zu bleiben. Fällt das wirklich noch unter erlaubtem Zweikampf?
Zu 1.) — Lanig berührt, wenn überhaupt, nur minimal den Ball, ansonsten ist der gesamte Körpereinsatz auf ein Foul ausgerichtet: Der Spieler grätscht von hinten, das Bein ist nicht am Boden, der Gegner wird (anders als der Ball) voll getroffen – kurz: ein Tackling ohne wirkliche Kontrolle, ein Einsatz, bei dem die Zweck-Mittel-Relation nicht stimmte. Im Garcia-Video sieht die Sache anders aus: Das Tackling kommt von der Seite, das Bein ist am Boden, der Ball wird klar zuerst gespielt. Das ist erlaubte Zweikampfhärte.
Zu 2.) — Da sehe ich kein strafwürdiges Wegziehen des Standbeins. Volland windet sich mit dem Ball am Fuß um den Gegenspieler herum. Der wird dabei zwar berührt und kommt zu Fall, aber die gesamte Bewegung hat mit einem Foul nichts zu tun. Das ist eine Form von Zweikampfführung, die erlaubt bleiben sollte.
Wegen der Schuhfarbe: das kann doch auch etwas mit den unteren Liegen zu tun haben – es wäre schon leicht nervig, wenn sich Amateurfußballer 2-3 Paar Schuhe zuelegen müsste und sich bei Vereinswechsel u.U. nochmal komplett neu mit Schuhen einkleiden müsste.
Also bliebe nur sich auf eine Farbe zu beschränken, was meiner Meinung nach über das Ziel hinaus geschossen war.
Außerdem sind die Schuhe unerheblich für die schnelle Identifikation der Mit- und Gegenspieler aus dem Augenwinkel, somit auch sinnfrei.
Liebe Erben,
Ich habe heute, wie an vielen Sonntagen, im Zug Euren Podcast gehört. Ich hoffe das ist auch ok ;-)
Zu der Diskussion um 2 weitere Assistenten:
Meine Idealvorstellung wäre, dass die 2 Torlinienrichter zu 2 Torraumrichtern umfunktioniert werden. Sie bekommen eine Pfeife in den Mund und dürfen bei Fouls im Strafraum mit entscheiden. Ich stell mir das ungefähr so vor wie im Handball. Dort haben sie ja auch 2 Schiedsrichter. Einer vor und einer hinter dem Geschehen.
Mir ist bewusst, dass es wohl nicht umzusetzen ist, da der Unterschied zu den unteren Klassen wohl zu groß wäre. Ich denke aber das die Lösung ideal wäre.
Liebe Grüße,
Lukinger
Ich habe folgendes gedichtet und aus Versehen in die Kommentarspalte der überletzten Folge getan. Da ich nicht weiß, inwieweit Ihr das verfolgt, und ohnehin maximal aufdringlich sein will, kopiere das hier noch mal hin:
Ich mache gerade etwas ganz fürchterliches: Ich tue mir die ARD-Sportschau an. Könnt ihr mir erklären, warum in der Schlussszene von Nürnberg – Mainz nicht nur Siscovic für seinen Kung-Fu-Tritt Rot sieht, sondern auch Schäfer? Für mich regt sich der Nürnberger Torwart da völlig zu Recht und auch auch in der Intensität absolut anlassangemessen auf. Normalerweise wohl überzogen, sich zu einem sich offensichtlich in echten Schmerzen windenden Sportskameraden und Kollegen (das ist man ja auch, wenn man für die Konkurrenz arbeitet) herunter zu beugen und diesem ins Gesicht zu brüllen. Aber ich habe in dieser Situation volles (“vollstes”) Verständnis für Schäfer.
Vielleicht spricht da auch der Eishockey-Spieler aus mir: Ich persönlich (als erklärter Pazifist) hätte Siscovic für die Nummer humorlos eine gezimmert. Da gehört der Torhüter beschützt.
Das lässt sich natürlich nicht auf den Fußball übertragen. Aber ich persönlich sehe da allenfalls, wenn überhaupt, Anlass für eine Ermahnung des Schiedsrichters (“Hier bestraft nur einer und das bin ich – und sag mal, hältst Du mich für blind?”), jedenfalls aber niemals mehr als eine gelbe Karte.
Oder hat er die dafür bekommen, dass bei der Aktion seine Fäuste in Siskovics Gesicht landen? Das könnte ich fast noch weniger versehen, denn das ist für mich nicht mal ein Foul. Da passt mal der (eklige) Spruch. “Der ist mir in die Faust gerannt.”
Nur zum Vergleich: Beim 2:1 von Hannover in Stuttgart trifft Ulreich Sanes Kopf auf ganz ähnliche Weise und geht straffrei (oder zumindest verwarnungsfrei, einen einfachen Foulentscheid würden wir ja nicht mitbekommen) aus.
Ach, und könntet Ihr der um Selbstentschuldigung ringenden Schar um Horst “Geldverbrenner” Heldt erklären, warum Korb beim Elfmeter nur Gelb sieht? Mich persönlich überzeugt die Argumentation, Boateng habe denn Ball noch gar nicht gehabt. Denn eine hundertprozentige Torchance ist aus meiner Sicht etwas anderes als eine hundertprozentige Chance auf eine hundertprozentige Torchance. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, ob dieses Empfinden von der offiziellen Regelauslegung gedeckt ist.
Regelphilosophisch finde ich das Schalker Lamentieren noch grotesker, denn beim anderen Platzverweis in der Partie scheint mir Höwedes Schussabwehr durchaus eine sehr aussichtsreiche Torchance zu unterbinden. Für die hat er – richtigerweise – genau so gelb gesehen (dass dies dann für ihn gelb/rot war, spielt ja wohl keine Rolle).
[Ich muss natürlich meine Gladbacher Vereinsbrille offen legen]
Auf die nicht gegebene Rote Karte für Korb werden wir in der kommenden Folge eingehen. Aber eine andere Frage sei schon hier gestellt: Wie kommst du darauf, dass auch Schäfer vom Platz geflogen ist? In der fraglichen Szene hat nur Sliskovic den roten Karton gesehen, nicht aber der Nürnberger Torwart.
m(
Huch! Du hast recht: Kein Spielbericht erwähnt irgendeine Bestrafung von Schäfer. Tja, dann werde ich die Frage wohl an den – noch einzurichtenden – Podcast über die Qualität von Sportschau-Spielberichten weiterleiten müssen.
Ähm… Ich bin mir ganz sicher, eine Diskussion über die akzeptable Reaktion von Bundesliga-Profis wie Schäfer auf solche Aktionen ist überfällig und muss unbedingt in der nächsten Folge von Collinas Erben besprochen werden. Ergo habe ich mich keineswegs vollständig zum Obst gemacht, nein.
Ich kann Horst Helds Erregung beim Korb-Foul schon verstehen. Ohne ein konkretes Beispiel anzuführen (bei mir vermengen sich geistig immer die Szenen aus Österreich und Deutschland), bin ich der Auffassung, dass in den letzten Wochen und Monaten bei ähnlichen Szenen sehr oft Rot gezückt wurde. Überhaupt glaube ich, dass bei Fouls im Strafraum inflationär Rot und Geld gezeigt wird, ein „normales“ Elfmeterfoul gibt es kaum noch. Aber um auf das Korb-Foul zurückzukommen: Wenn ein Spieler bei einer Flanke am Fünfmeter-Raum einschussbereit ist, kann man glaube ich sehr wohl von einer aussichtsreichen Torchance sprechen…
Es gibt da schlicht zwei mögliche Argumentationsstränge. Da helfen oft Extrembeispiele:
Zwei Spieler laufen frei auf den gegnerischen Torwart zu, zwei Verteidiger hecheln hinterher. Derjenige Verteidiger, der den Ballführenden umsenst, der sieht rot, klar. Nun stellen sich die beiden Stürmer aber clever an und es ist offensichtlich, dass der Ballführende jetzt gleich zu seinem Mitspieler abgeben wird, der ins leere Tor einschieben kann. Und der zweite Verteidiger holt, dies antizipierend, den zweiten Stürmer von den Beinen, bevor der den Ball bekommen kann. Hier ist schon schwer einzusehen, warum der eine Verteidiger rot, der andere aber nur gelb sehen soll. Der Eingriff ins Spiel ist schließlich im Ergebnis gleichwertig.
Aber hier kommt man wieder zu der beliebten Frage: Wo ziehe ich die Grenze? Das andere Extrem ist die Rangelei im überfüllten 5-Meter-Raum. Der dort zu Boden gezogene Stürmer kann ja auch jederzeit einköpfen. Soll man da jeweils rot zeigen? Oder muss eine Flanke in seine Richtung unterwegs sein? Muss eine Flanke überhaupt abgegeben worden sein, oder reicht es, dass ein Mitspieler in guter Position für eine Flanke den Ball führt? Müsste man dies nicht auch auf freigegebene, aber noch nicht geschlagene Ecken ausdehnen? Der Ball ist zwar noch nicht im Spiel, kann aber jederzeit von der angreifenden Mannschaft in den Fünfer gespielt werden, ohne das die verteidigende Mannschaft etwas dagegen unternehmen kann. Ist da ein Festhalten vor dem Tor nicht auch bereits die Verhinderung einer klaren Torchance?
Mich persönlich überzeugt die zweite Argumentationslinie. Wer die Bestrafung durch Spielausschluss auch auf das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance ausweitet, der kann gar keine klare Abgrenzung für die Frage anbieten können, ab wann dies gelten soll. Deshalb halte ich es für sinnvoll, das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance nicht als Verhindern einer klaren Torchance aufzufassen. Und zwar in jeder Phase der Entstehung, auch in der allerletzten. Und deshalb muss meines Erachtens der gefoulte Spieler für eine rote Karte nach dieser Regel schon im Moment des Fouls auch den Ball haben. Auch wenn dies bei einer Situation wie zwischen Korb und Prince, welche zugegebenermaßen schon verdammt nah an obigem Extrembeispiel ist, für die angreifende Mannschaft frustrierend sein mag. Aber so sind nun mal die Regeln. Und sinnvolle Regeln müssen nun nicht immer Einzelfallgerechtigkeit herstellen, auf dem Fußballplatz schon gar nicht.
Man sollte sich vielleicht auch mal vergegenwärtigen, wozu die Sanktionen da sind. Das Verhindern der Entstehung einer Torchance nennt sich im Grundsatz Foul und wird mit einem Freistoß für die angreifende Mannschaft bestraft. Wenn der Verteidiger offensichtlich ausschließlich das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance im Blick hatte oder sonstwie foult, allein um die Spielfortsetzung zu unterbinden, dann erhält dieser Spieler zusätzlich die gelbe Karte. Wenn das Foul das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance bedeutet und die Realisierung dieser Entstehung unmittelbar bevorsteht oder die Torchance bereits vorliegt, was im Strafraum unwiderleglich vermutet wird*, dann gibt es keinen Freistoß, sondern einen Elfmeter. Wenn das Foul das Verhindern einer tatsächlich vorliegenden klaren Torchance bedeutet, dann gibt es zusätzlich eine rote Karte für den Verteidiger.
Wenn das Foul im Strafraum verübt wird und das Verhindern einer auch tatsächlich vorliegenden klaren Torchance bedeutet, dann gibt es Elfmeter und die rote Karte. Wenn, wie bei Korb, der Verteidiger offensichtlich ausschließlich das Verhindern bereits der Entstehung einer klaren Torchance im Blick hatte und die Realisierung dieser Entstehung unmittelbar bevorsteht, was im Strafraum unwiderleglich vermutet wird, dann gibt es also Elfmeter plus gelb. Ist ja nicht so, als hätten wir gegenüber der einfachen Regelwidrigkeit hier keine qualifizierte Strafe.
Wer da rot zeigt, der dreht aus meiner Sicht das Verhältnis um. Die Regelbestrafung für das Verhindern der Entstehung einer Torchance wäre dann die rote Karte, im Strafraum zusätzlich mit Elfmeter zu ahnden. Wenn die Realisierung dieser Entstehung ausreichend fern liegt (die Grenzen wäre noch zu definieren), dann kann hiervon abgewichen und lediglich gelb gezeigt, bei eindeutigem Kampf um den Ball sogar mal von einer persönlichen Strafe komplett abgesehen werden. Ich glaube nicht, dass dies dem Geist der Fußballregeln entspräche.
—————————————————————————————————————————–
*Da komme ich wieder zu meinem persönlichen Vergleichsmaßstab, dem Eishockey. Dort ist das alles aus meiner Sicht besser gelöst: Das regelwidrige Verhindern einer klaren Torchance hat den penalty shot oder im Extremfall auch ein technisches Tor zur Folge. Beim Abseits (und zwar jedem, es gibt ja auch noch Torraumabseits oder früher das berüchtigte Zwei-Linien-Abseits) hingegen wird auf eine krasse Vereinfachung durch Linien zurück gegriffen. Ohne dass dies aus meiner Sicht zu unhaltbaren Zuständen führen würde, weil die Angreifer innerhalb der durch die Linien gebildeten Zonen machen können, was sie wollen.
Der Fußball macht das irgendwie umgekehrt: Beim regelwidrigen Verhindern einer klaren Torchance oder auch dessen Entstehung behilft man sich mit der krassen Vereinfachung durch die Strafraumlinie. Innerhalb dieser Zone wird dies vermutet, also Elfmeter. Weil dies aber zu unhaltbaren Zuständen außerhalb dieser Zone führte gibt es zusätzlich die rote Karte beim tatsächlichen – also nicht nur im Strafraum vermuteten – regelwidrigen Verhindern einer klaren Torchance. Das führt dann zu seltsamen Ergebnissen und Diskussionen über Doppelbestrafungen. Beim Abseits hingegen wird den Assistenten jedwede Hilfe verweigert. Um dort den Anforderungen des Regelwerks tatsächlich entsprechen zu können bräuchte man schon Unparteiische mit den Fähigkeiten Datas.
Ich würde gerne mal einen Fußball sehen, bei dem es für das Verhindern einer klaren, tatsächlich vorliegenden Torchance einen Elfmeter gibt, egal, wo auf dem Spielfeld sich dies zugetragen hat. Und wenn dies nicht der Fall ist, dann gibt es einen Freistoß, zur Not auch in Tornähe. Für das taktische Foul, egal wo, zusätzlich gelb. Abseits hingegen gibt es bei diesem Fußball nur entlang zwei stationärer Linien. Das wäre natürlich ein anderer Sport. Aber wäre er schlechter? Jedenfalls wohl spektakulär einfacher zu leiten.
Sternburg, ich find es nicht tragisch hier zweimal Rot für das „Umsenen“ zu zeigen…scheint ja ein wenig härter zugegangen zu sein, bei Deinem kontruierten Beispiel. Aber ja: Doch sehr interessant, wie bei sowas zu verfahren ist bzw. ob man sowas wirklich noch mit den Regeln nach dem Motto „Im Sinne des Spiels“ vereinbaren kann.
Jetzt kommt der Hammer: Der fällige Strafstoß wird (mit Absicht) in die Wolken geschossen. Somit verlängert sich mindestens eine Rotsperre…ist das „gerecht“ ?
PS: Dem Schützen droht keine Strafe wegen einer Unsportlichkeit, weil er wird von keiner Regel gezwungen einen Strafstoß zu verwandeln. Ich meine es ist als taktisches Mittel in wichtigen Spielen anwendbar, wenn man gezielt die gegnerische Mannschaft eine Woche länger schwächen möchte und daher als Unsportlichkeit zu ahnden, wenn es zweifelsfrei erwiesen ist, dass er das Ding mit Absicht nicht verwandeln wollte…der Torwart muss beim Strafstoß auf der Linie stehen -> Uli Stein hat sich da einmal nicht dran gehalten und es gab direkt ne Gelbe Karte.
Ich habe jetzt erst den Teil mit den Hörerfragen nachgelesen. Die Sache mit dem Einarmigen lässt mir keine Ruhe.
Zunächst mal halte ich die Annahme, das einarmige Einwerfen würde irgendeinen Vorteil darstellen, für völligen Unfug. Aber das kann ich nicht beurteilen.
Ich verstehe schlicht das Problem nicht. Wer nur einen Arm hat, der hat gegenüber Spielern mit zwei Armen sicherlich jede Menge körperliche Nachteile. Wenn derjenige aber nun keinen Bock auf Behindertensport hat, sondern mit den „normalen“ mittun möchte, ja dann lasst ihn doch (besser als ich ist er im Zweifel allemal). Einen Einwurf aber kann er nicht regelgerecht ausführen, denn hierfür sind zwei Arme vonnöten. Dann kann er halt nicht einwerfen, na und? Gibt doch noch mehr Spieler. Und selbst bei einer gedachten Mannschaft aus elf Einarmigen: Dann fällt halt jeder Einwurf im Ergebnis an den Gegner. Da werden die Einarmigen mit Leben müssen. Und wohl auch können.
Jetzt mal bewusst herzlos formuliert: Wer im Rollstuhl sitzt, der kann gar nicht mitspielen. Da können wir uns auch keine Sonderregeln ausdenken. Lasst die Leute einfach mitspielen und wendet die Regeln auf sie an, die für alle anderen auch gelten.
Ich verfüge (glücklicherweise) über zwei Arme und ich kenne auch keinen Einarmigen. Ich kann das also ganz genau gar nicht beurteilen und lasse mich gerne korrigieren. Jede körperlich eingeschränkte Person, mit der ich mich bisher unterhalten habe, scheint mir aber grundsätzlich in etwa in diese Richtung zu empfinden. Und ich persönlich würde, täte mir ein Arm fehlen, diese ganze sicherlich gut gemeinte Nummer gerade als Diskriminierung empfinden. Da sollte der Berliner Sport, statt sich in solchen Feigenblatt-Diskussionen zu verstricken, sich lieber mal grundsätzlich mit der Barrierefreiheit der Sportstätten beschäftigen.
Übrigens steht dem regeltaktischen Nachteil des Einarmigen, Einwürfe von Mitspielern ausführen lassen zu müssen, ein mindestens gleichwertiger regeltaktischer Vorteil gegenüber: Ein nicht vorhandener Arm kann nämlich nicht angeschossen werden. Bei gegnerischen Flanken oder in der Freistoß-Mauer kann sich dieser Spieler also entspannt in den Ball drehen. Das hat mit der Ausgangsfrage nichts zu tun, denn wir wollen ja nichts gegeneinander aufrechnen. Aber man darf es erwähnt haben.
Und noch was ganz anderes. Ihr werdet offensichtlich mittlerweile allgemein als Instanz angesehen.
Noch in der Hitze des Abends frage ich gerne bei euch nach, ob ihr die spielentscheidenden Szenen von Schalke-Basel analysieren könnt/wollt: Die Ereignisse um die 30. Minute als zuerst Höwedes Streller foult und nur Gelb für die Notbremse sieht, da daneben noch ein Schalke-Spieler rennt. Keine zwei Minuten später auf der Gegenseite foult Ivanov Szalai und sieht Rot. Beide Entscheide meines Erachtens vertretbar, doch ist das ganze nicht sehr unglücklich für den Spielverlauf? Vom Fernsehsofa aus sah’s dann wirklich so aus, als ob sich die Basler (! Achtung, bitte nicht von Baselern sprechen, wir sagen ja auch nicht Münchener oder Bremener)… als ob sich die Basler mehr und mehr am Schiedsrichter abreagierten, besonders dann auch nach dem klaren Offside beim 2:0. Hat der Spielleiter hier korrekt („mit Feingefühl“) gehandelt?
Meine zweite Frage bezieht sich dann wieder auf die Rotszene. War das clever gemacht von Szalai oder dumm von Ivanov? Klar hält Ivanov Szalai fest, aber Szalai „hakt seinen Arm“ auch sehr geschickt ein und fliegt dann sehr schön… Ich will jetzt Szalai nicht unterstellen, dies absichtlich getan zu haben. Aber die Szene ist für mich ein gutes Beispiel, wie etwas in der Zeitlupe viel „absichtlicher“ aussehen kann als in „Realität“, wie ihr ja immer auch betont. Doch umgekehrt gedreht, war das wirklich ein absichtliches Foul von Ivanov? Zeitlupe meint ja…, aber war doch irgendwie gar schnell vorbei, die Szene?
Nur ganz kurz: Wir werden dieses Spiel in der nächsten Podcastfolge (CE 43, wird nächste Woche aufgezeichnet) ausführlich analysieren, auch und gerade die angesprochenen Szenen.