CE040 Babo Gräfe


Nach der letzten Folge von Collinas Erben entwickelten sich in der Kommentarspalte hitzige Diskussionen darüber, was sich als Schiedsrichter in der Kommunikation mit Spielern geziemt und was nicht. Jens Rehhagel hat am Montag in der WDR-Sendung »Sport Inside« berichtet, dass auch er zu seinen Zeiten als Aktiver schon mal not amused über die Ansprache eines Unparteiischen gewesen ist. Und weil es sich bei diesem Unparteiischen um Alex handelte, gibt es hier ein bisschen mehr zu dieser Geschichte, inklusive Kritik & Selbstkritik. Darüber hinaus würdigen wir ausführlich die Leistung von Manuel »Babo« Gräfe beim Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern (das Alex im Stadion verfolgen konnte), erläutern den Terminus »Pflichtpfiffe«, klären darüber auf, warum es der erste Schiedsrichter-Assistent bei UEFA-Spielen nach dem Schlusspfiff neuerdings so eilig hat, und gehen der Frage nach, ob ein Referee eigentlich Auswechslungen verweigern darf. Und nun viel Spaß beim Hören von Folge 40!
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Klaas Reese
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Alex Feuerherdt

Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)

Links:

  • Ilja Behnisch lobt in 11 Freunde die Leistung von Manuel Gräfe im Topspiel zwischen Dortmund und Bayern.
  • Gary Neville in der Daily Mail über seine veränderte Sicht auf die Arbeit der Schiedsrichter.
  • Wie Alex einmal nach einem Disput mit Jens Rehhagel in der Kölner Boulevardzeitung Express landete.
  • Bei der Klub-WM im Dezember bringen die Schiedsrichter eine Sprühdose zum Einsatz.
  • Kurioses aus Bayern: »Dann hab ich g’sagt: Pfeif halt selber!«
  • Collinas Erben bei Twitter und nun auch bei Facebook.
  • Das Collinas-Erben-T-Shirt gibt es hier.
  • Die offiziellen Fußballregeln als PDF-Datei zum Download.

Shownotes:

0:00 Intro: Noch’n Gedicht – 1:05 Was tun, wenn »Respect« fehlt? – 6:40 »Schönen Gruß an Ihren Vater«: Jens Rehhagel, Alex Feuerherdt und die Frage, was sich als Schiedsrichter eigentlich geziemt – 25:30 Vom Referee vom Nationalspieler: Max Kruse – 30:10 Bundesliga, 13. Spieltag, Borussia Dortmund – FC Bayern: »Babo« Gräfe in Topform – 47:50 Eintracht Braunschweig – SC Freiburg: Torsten Lieberknecht on fire – 51:35 2. Bundesliga, 15. Spieltag, Erzgebirge Aue – Fortuna Düsseldorf: Fabian vs. Fabian – 55:40 1. FC Kaiserslautern – Union Berlin: My Baris is over the Occean – 1:02:30 Antworten auf die Fragen von Hörern – 1:20:00 Freistoß-Spray, Alkohol und Rollentausch: Kurioses rund um die Schiedsrichterei

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20 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

    • Also, diese Begriffsauslegung für Lattenpendler habe ich in meinem Leben noch nie gehört, hört sich eher nach Ruhrpott-Deutsch an.

      Lattenpendler=Wembley-Tor

      Nichts trennt uns so sehr wie die gemeinsame Sprache…

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  2. Danke für meinen neuen Lieblingspodcast!
    Eine Expertenfrage: Wird Fussball laut Fifa eigentlich weltweit gleich gespielt?
    Oder gibt es auch lokale Regeln?
    In wie weit darf ein Landesverband wie der DFB da Hausregeln machen?

    • Grundsätzlich sind die Regeln weltweit und in allen Spielklassen einheitlich, und die FIFA wird sofort aktiv, wenn irgendwo wesentliche Abweichungen ruchbar werden. Lokale Sonderregelungen sind normalerweise nicht statthaft, zumindest nicht im Erwachsenenbereich. Dass es hierzulande bei Juniorenspielen prinzipiell die Zeitstrafe gibt und nicht Gelb-Rot (Ausnahme: die Jugend-Bundesligen), gehört zu den wenigen Ausnahmen, die geduldet werden. Im Seniorenbereich dürfte die Zeitstrafe jedoch nicht (mehr) zum Einsatz kommen.

      • meines wissens ist die einzige (?!) ausnahme im profibereich die, dass auf den färöer inseln ein spieler der angreifenden mannschaft den ball bei der ausführung eines elfmeters mit der hand fixieren darf, weil der wind dort oben so stark weht

  3. Hallo, hier ist Eric @Kinocast

    da meine Fragen nicht in die 140 Twitter Zeichen passt, stelle ich sie mal hier:
    Wenn ich mir die Spiele der CHAMPIONS LEAGUE, EUROPA LEAGUE und BUNDESLIGA aktuell so anschaue, dann sehe ich aufgrund der Witterung, Spieler mit langärmligen Trikots, Handschuhen usw.
    Jetzt zu meinen Fragen:
    1. Gibt es eine Witterung, bei der es unspielbar wird? Ich meine jetzt nicht Niederschlag, oder Platzverhältnisse, sondern die Temperatur (Wärme/Kälte z.b. -5 bis +30 Grad)
    2. Ziehen die Spieler aus modischen Gründen keine langen Hosen an, oder ist das gemäß des schon öfter bei euch im Podcast erwähnten Regelwerks für Kleiderordnung so geregelt?

    Ich bin gespannt auf die Antwort und möchte mich nochmal ganz herzlich für den tollen und jedesmal immer wieder interessanten Podcast bedanken. Bis bald, Eric

    • Zu 1. — In der Regel 5 (Der Schiedsrichter) heißt es unter »Zusätzliche Erläuterungen des DFB«: »Fußball soll bei Temperaturen ab minus 15 Grad, bei starkem Wind ab Temperaturen von minus 10 Grad nicht mehr gespielt werden.« (Ein Hitzelimit wird nicht genannt.) Wie es in anderen Ländern aussieht und welche Temperaturgrenzen UEFA und FIFA festgelegt haben, weiß ich leider nicht.

      Zu 2. — Theoretisch dürften durchgehende lange Hosen getragen werden. Dass das niemand macht und bei arger Kälte stattdessen kurze Hosen mit langen Unterziehhosen zum Einsatz kommen, wird wohl in erster Linie modische Gründe haben, ja.

  4. Zu Doppelgelb bei BVB-FCB: In der Szene bevor Großkreutz und Mandzukic „kuscheln“ hatte Mandzukic Reus zweimal ziehmlich herb in die Füße getreten.( Das war wohl auch der Grund weshalb Großkreutz da noch was beizutragen hatte.) Für so eine Aktion hat man auch schon mal Gelb gesehen. Und EIGENTLICH muss Gräfe die beiden Situationen getrennt behandeln müssen.(Also Mandzukic runter mit Gelb-Rot)
    Weil Dortmund den Ball sofort wieder zurück hat sieht das wie ne Vorteilssituation aus, bevor Rafinha das ganze nochmal in den Schatten stellt.
    Ich sehe das aber auch so das es für das Spiel besser war da das Spiel mit 22 Mann zu Ende ging, und ich sympathisiere nicht mit Bayern.

  5. Zu der „Pfeif halt selber!“-Situation hätte ich eine kleine Anmerkung. Die ich nur deswegen für erwähnenswert halte, weil sie sich so fein auf Blogger und Podcaster ausdehnen lässt:

    Wenn jemand etwas hauptsächlich als Hobby betreibt, dann ist es absolut zulässig, jedem, der übermäßig herummault, mit der Bemerkung zu begegnen: „Alter, wenn es Dir nicht gefällt, dann mach es doch einfach selber besser. Ansonsten halt einfach mal die Fresse.“ Insbesondere, wenn es arbeitsintensiv ist und den Kram sonst keiner machen will. Deshalb ist das definitiv ein valider Punkt bei Amateurspielen.

    Im Profifußball hingegen begegnen sich Menschen, die für ihre Tätigkeit sehr ordentlich entlohnt werden. Und auch wenn die Bundesliga-Schiedsrichter weniger erhalten als die Trainer kann man doch von ihnen erwarten, dass sie ordentlich ihrem Job nachgehen, mithin ihren Teil der Show abliefern. Lieberknecht, um beim Beispiel zu bleiben, würde sich von einer solchen Ansprache also (endlich) zu Recht verarscht fühlen dürfen. Allein deshalb verbietet sich aus meiner Sicht eine solche Aktion im Zirkus Profifußball.

  6. Zum beliebten Thema ‚Änderung der Abseitsregel‘ eine kuriose Szene aus dem Spiel St. Pauli vs. Köln, 43. Minute:

    Steilpass auf den eindeutig nicht im Abseits stehenden Ujah, der allein aufs Tor gehen kann. Ungeschickterweise möchte auch der deutlich im Abseits stehende Helmes unbedingt an den Ball. Ujah ist aber als erster dran, kann abschließen, doch Schiri pfeift, Ujah schießt an den Pfosten.

    Spontan hielt ich die Abseitsentscheidung für vollkommen richtig, weil Helmes zum Ball geht und versucht ihn zu spielen. Aber der Regel nach greift man ja nur dann ins Spiel ein, wenn man den Ball tatsächlich berührt. Und es ist nur strafbar den Gegner zu beeinflussen, indem man ihn angreift. Seinen Mitspieler zu attackieren hingegen ist ja nicht verboten.

    Daher denke ich jetzt: Fehlentscheidung. Das müsste meiner Meinung nach auch als einer der ganz legalen Abseitstricks durgehen. Was es in diesem Fall aber offensichtlich nicht war. Helmes hat sich anschließend noch bei Ujah beschwert, weil er wohl irrtümlich der festen Überzeugung war, dass Ujah und nicht er sich im Abseits befunden hatte.

    • Absolut richtig und perfekt begründet. Auch wenn es irgendwie komisch aussah und man aus alter Gewohnheit einen Pfiff erwarten würde (zumal Helmes hier ja sehr hartnäckig war): Das war tatsächlich kein strafbares Abseits, weil Helmes weder den Ball gespielt noch einen Gegner angegriffen hat.

  7. wieder mal ein schmankerl aus der österreichischen liga
    beim spiel zwischen grödig und dem amtierenden meister austria wien ertönt während eines angriffes der wiener ein pfiff aus dem publikum, die spieler bleiben kurz stehen spielen aber nach einem blick zum schiri bzw. zum assistenten weiter
    die chance ist aber vertan
    der schiedsrichter nimmt diesen pfiff auch wahr, denn in der nächsten unterbrechung lässt er über den stadionsprecher verlautbaren, das spiel im wiederholungsfall abzubrechen. ( zu sehen ab 1:38 http://www.sky.at/web/cms/de/videos-tipp3-bundesliga.jsp?bctid=2880694573001)
    das ist doch der klassische fall für einen regelverstoß oder?
    der referee nimmt den pfiff wahr und lässt weiterspielen und korrigiert den fehler auch bis zur nächsten spielfortsetzung nicht (ich weiß leider nicht was die unterbrechung war, aber das spiel lief jedenfalls entsprechend der situation weiter)
    das ist doch der fall den alex in der entsprechenden folge geschildert hat: er beurteilt die situation nicht falsch, sondern wendet die entsprechende regel nicht an
    es handelt sich in diesem fall also um einen regelverstoß, aufgrund dessen man die spielwertung anfechten könnte, oder?

    • In der Regel 5 (Der Schiedsrichter) heißt es unter »Auslegung der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter«: »Bläst ein Zuschauer in eine Trillerpfeife und ist der Schiedsrichter der Meinung, dass das Spielgeschehen durch diesen Pfiff beeinflusst wurde (z.B. wenn ein Spieler daraufhin den Ball in der Annahme in die Hand nimmt, das Spiel sei unterbrochen worden), wird das Spiel unterbrochen und mit einem Schiedsrichter-Ball an der Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand.«

      Hier wird dem Unparteiischen also dezidiert ein Spielraum gewährt: Er allein hat zu beurteilen, ob eine Beeinflussung vorliegt oder nicht. Meine Vermutung ist, dass der Referee dieses Spiels sich spontan zu stark an dem in Klammern genannten Beispiel orientiert hat: Niemand nimmt den Ball in die Hand? Dann liegt auch keine Beeinflussung vor, also geht’s einfach weiter! Und damit hat er eine Tatsachenentscheidung getroffen, auch wenn es offenkundig ist, dass das Spielgeschehen durch den Pfiff aus dem Publikum beeinträchtigt wurde. Aber hier ist es nicht viel anders als bei einem eindeutigen, aber trotzdem nicht geahndeten Foul: Wenn’s der Schiedsrichter nicht pfeift, läuft das Spiel eben weiter.

      Worauf ich hinaus will: Die Beurteilung der Situation und die daraus resultierende Entscheidung waren zwar zweifellos falsch, aber es liegt kein Regelverstoß vor. Dem steht auch die vom Schiedsrichter veranlasste Durchsage nicht entgegen, denn die wäre – sozusagen als präventive Maßnahme – auch dann fällig gewesen, wenn tatsächlich niemand von dem Pfiff irritiert gewesen wäre.

  8. danke vielmals
    wieder was gelernt, ich dachte dass der schiedsrichterball in dem fall zwingend wäre

    in summe zwar ärgerlich aber wohl auch nichts weltbewegendes
    der fan hatte sein ziel ja durch das abbremsen aller beteiligten bereits erreicht
    der schiedsrichterball wäre aller voraussicht sowieso aus der gefahrenzone ges

  9. Was spricht eigentlich gegen den Einsatz von Assistenten an den bisher verwaisten Linien rechts hinten und links vorn? Die würden evtl. mehr bringen als die beiden Hintertorleuteassis. Man könnte sich ja darauf einigen, dass die nicht bei Abseits winken sollen (damit es nicht zu widersprüchlichen Entscheidungen der gegenüberliegenden Assistenten kommt), sondern lediglich bei Seiten- oder Torlinienaus und, viel wichtiger, bei allen strittigen Szenen in ihrem Bereich.

    Sie würden einen großen Teil des Spielfelds abdecken und dem Schiri einiges an Rennereien abnehmen. Der könnte außerdem seine Laufwege auf die Mitte des Feldes konzentrieren.

  10. Hintertorleuteassis ist ja auch ein schönes Wort.

    Hintertorleute oder Hintertorassis wollte ich sagen.

  11. Ich mache gerade etwas ganz fürchterliches: Ich tue mir die ARD-Sportschau an. Könnt ihr mir erklären, warum in der Schlussszene von Nürnberg – Mainz nicht nur Siscovic für seinen Kung-Fu-Tritt Rot sieht, sondern auch Schäfer? Für mich regt sich der Nürnberger Torwart da völlig zu Recht und auch auch in der Intensität absolut anlassangemessen auf. Normalerweise wohl überzogen, sich zu einem sich offensichtlich in echten Schmerzen windenden Sportskameraden und Kollegen herunter zu beugen und diese ins Gesicht zu brüllen, aber ich habe in dieser Situation volles („vollstes“) Verständnis für Schäfer.

    Vielleicht spricht da auch der Eishockey-Spieler aus mir: Ich persönlich (als erklärter Pazifist) hätte Siscovic für die Nummer humorlos eine gezimmert. Da gehört der Torhüter beschützt.

    Das lässt sich natürlich nicht auf den Fußball übertragen. Aber ich persönlich sehe da allenfalls, wenn überhaupt, Anlass für eine Ermahnung des Schiedsrichters („Hier bestraft nur einer und das bin ich – und sag mal, hältst Du mich für blind?“), jedenfalls aber niemals mehr als eine gelbe Karte.

    Oder hat er die dafür bekommen, dass bei der Aktion seine Fäuste in Siskovics Gesicht landen? Das könnte ich fast noch weniger versehen, denn das ist für mich nicht mal ein Foul. Da passt mal der (eklige) Spruch. „Der ist mir in die Faust gerannt.“

    Nur zum Vergleich: Beim 2:1 von Hannover in Stuttgart trifft Ulreich Sanes Kopf auf ganz ähnliche Weise und geht straffrei (oder zumindest verwarnungsfrei, einen einfachen Foulentscheid würden wir ja nicht mitbekommen) aus.

    Ach, und könntet Ihr der um Selbstentschuldigung ringenden Schar um Horst „Geldverbrenner“ Heldt erklären, warum Korb beim Elfmeter nur Gelb sieht? Mich persönlich überzeugt die Argumentation, Boateng habe denn Ball noch gar nicht gehabt. Denn eine hundertprozentige Torchance ist aus meiner Sicht etwas anderes als eine hundertprozentige Chance auf eine hundertprozentige Torchance. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, ob dieses Empfinden von der offiziellen Regelauslegung gedeckt ist.

  12. Kleiner Nachtrag zu BMG-S04: Regelphilosophisch finde ich das Schalker Lamentieren noch grotesker, denn beim anderen Platzverweis in der Partie scheint mir Höwedes Schussabwehr durchaus eine sehr aussichtsreiche Torchance zu unterbinden. Für die hat er – richtigerweise – genau so gelb gesehen (dass dies dann für ihn gelb/rot war, spielt ja wohl keine Rolle).

    [Ich muss natürlich meine Gladbacher Vereinsbrille offen legen]

  13. Klasse Podcas, danke :)

    Wegen dem Pfiff nach Toren:
    Uns hat man das damals unter dem Oberpunkt „Bei zu hoher Benutzung verliert der Piff an Bedeutung“ beigebracht.

    PS: In Italien scheint es auch der übliche Verlauf zu sein (Tor ==> Pfiff ==> Richtung Mittelkreis zeigen)

    Sportliche Grüße
    JR

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