CE039 Zeitlupenelfmeter


Klagen, nichts als Klagen: Die Nürnberger fühlen sich um ein (Wembley-)Tor betrogen, die Dortmunder und Freiburger gleich um mehrere Elfmeter. Die Augsburger beschweren sich derweil über den Umgang auf dem Platz und werfen Schiedsrichter Peter Gagelmann vor, ausfallend geworden zu sein. Wir analysieren alle strittigen Szenen, Alex erzählt, wieso es auf dem Platz auch schon mal ein bisschen rauer zugeht (und weshalb das eigentlich nicht der Rede wert ist), und natürlich beantworten wir wie immer ausführlich Hörerfragen. Dazu berichten wir, wie ein Schiedsrichter in Saudi-Arabien fast dem Fair-Play im Weg gestanden hätte, und appellieren ganz zum Schluss an die Schwarmintelligenz der Hörer. Und nun viel Spaß beim Hören von Folge 39!
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Klaas Reese
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Alex Feuerherdt

Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)

Links:

  • Mancher Schiri macht einem das Fair Play ganz schön schwer.
  • In vollem Umfang? Mit vollem Durchmesser? Vollständig? Wie weit muss der Ball denn nun die Linie überschritten haben? Davon hatten wir’s hier schon mal (ab 48:05).
  • Der frühere Bundesligaprofi Sascha Riether hat in England für eine ganz spezielle (und eher unrühmliche) Premiere gesorgt.
  • Collinas Erben bei Twitter und nun auch bei Facebook.
  • Das Collinas-Erben-T-Shirt gibt es hier.
  • Die offiziellen Fußballregeln als PDF-Datei zum Download.

Shownotes:

0:00 Intro: Der Kaiser und die Sklaven – 0:55 Schiris Alaaf! – 2:20 Fair Play in Saudi-Arabien – 6:45 Gertjan Verbeek ist erregt, Josip Drmić enttäuscht – 7:10 Bundesliga, 12. Spieltag, Borussia Mönchengladbach – 1. FC Nürnberg: Wembley-Tor reloaded und ein Pressschlag – 19:20 FC Bayern – FC Augsburg: Abseits von Mandžukić? Handspiel von Boateng? Beleidigung von Gagelmann? – 43:50 VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund: Strafraumduell des Tages: Rodriguez gegen Lewandowski – 49:15 SC Freiburg – VfB Stuttgart: Hand kann allerhand – 55:00 1899 Hoffenheim – Hertha BSC: Elfmeter! Elfmeter? Elfmeter! – 1:06:50 2. Bundesliga, 14. Spieltag, Greuther Fürth – Paderborn 07: Doppel-Rot binnen 60 Sekunden – 1:11:25 Christian Streich hat’s schwer – 1:12:10 Antworten auf die Fragen von Hörern – 1:29:05 Herr Schulz aus Berlin – 1:29:35 Sascha Riether, eine Premiere der besonderen Art und ein Rechercheaufruf an die Hörer – 1:32:05 Kleine Werbeunterbrechung

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75 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Also, wenn die Aussagen von Hellmut Krug in der Spieltagsanalyse als rumgeeiere bezeichnet werden, müssen sich die Ausführungen zum „Verpiss dich“-Vorfall dahinter aber keinesfalls verstecken. Die Krux ist doch die Ungleichheit: Wenn ein Spieler zum Schiedsrichter „Verpiss dich“ sagt, fliegt er achtkantig vom Platz – andersrum sollen sich die Spieler, die ja „auch keine Lämmer sind“, nicht so weinerlich anstellen. Ich finde schon, dass Schiedsrichter Ausdrücke, die sie gegen sich nie dulden würden, auf dem Platz selber auch nicht verwenden sollten.

    • Keine Sorge, so ungleich stellt sich das diesbezüglich normalerweise nicht dar. Der raue Ton ist durchaus beidseitig, und wenn ich als Schiedsrichter verbal austeile, muss ich grundsätzlich auch einstecken können. Ansonsten funktioniert diese Form der etwas derberen Kommunikation als taktisches Mittel bei der Spielleitung nämlich nicht.

      Letztlich hat ein guter Schiedsrichter verschiedene Arten der Ansprache im Repertoire: freundlich, beruhigend, beschwichtigend, energisch. Er wird sie je nach Situation und Spielertyp einsetzen. Und das heißt eben auch: Wenn ein Spieler zum fünften Mal angelaufen kommt, um wild gegen einen Einwurf oder einen Freistoß im Niemandsland zu protestieren, dann kann er nicht mehr mit einer freundlichen Reaktion des Referees rechnen. Und dann wird er normalerweise froh sein, wenn er mit einem Einlauf durch den Schiedsrichter – der auf dem Platz nun mal dafür zuständig ist, Entscheidungen zu treffen und Sanktionen zu verhängen – statt einer Gelben Karte davonkommt.

  2. Mmh.
    Ich kann mir diese Ausgabe nicht herunterladen in ios. :-(
    Haben auch andere das Problem?

    • Ich kann die Folge auch nicht runterladen bzw. anhören (Apple Podcast-App). Kann so weit ausschliessen, dass es an meinem Gerät oder Programm liegt…könntet ihr da mal reinschauen?

  3. Sehr schön wie Christian Dingert in seinem Statement von „Ball muss mit vollem Durchmesser hinter der Linie sein“ spricht, direkt nachdem ihr erklärt habt, dass das mit dem Durchmesser Quatsch ist. Sollte mehr Collinas Erben hören, der Mann!

  4. „Verpiss dich“ hat weder in die eine oder andere Richtung was in der Kommunikation zu suchen. Darüber hinaus finde ich die Rechtfertigung „Entweder beleidige ich dich oder du bekommst eine Karte, also sei mal froh.“ überaus zweifelhaft. Genauso sollte man als Schiedsrichter über ständiges Nachfragen oder Belagern drüber stehen. Vorbildfunktion und so. Kontext hin oder her.

    • Ich versuche meinen Punkt noch einmal deutlicher zu machen. Fußball ist nun mal ein emotionaler Sport (zum Glück!), und da werden auf dem Platz eben auch schon mal Sachen rausgehauen, die nicht unbedingt druckreif sind – in allererster Linie und ganz überwiegend natürlich von den Spielern. Da sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden, auch nicht vom Schiedsrichter, sonst wird die gesamte Veranstaltung nachgerade steril. Wenn beispielsweise ein Spieler schmerzhaft gefoult wird, dann aufspringt und im Affekt zum foulenden Spieler sagt: »Hast du sie noch alle, du Idiot?«, dann ist das formal gesehen zwar eine Beleidigung, aber ich habe es trotzdem fast immer vorgezogen, hier beschwichtigend zu agieren, statt zur Karte zu greifen. Und auch bei Protesten gegen meine Entscheidungen hatte ich fast immer eine relativ hohe Toleranzgrenze. Was sich mit Blick auf die vernünftige Durchführung eines Spiels anders lösen ließ als mit Karten, habe ich in aller Regel auch anders zu lösen versucht – und sei es durch eine Replik auf dem Niveau der jeweiligen Reklamation.

      Eindeutig überschritten wird die Grenze, wenn ein Spieler derart brüllt, dass es einfach nicht mehr überhört werden kann, oder wenn er zu Herabwürdigungen greift, die auf die persönliche Integrität zielen. Zu letzteren zählen beispielsweise rassistische, homophobe, sexistische und behindertenfeindliche Vokabeln. Frei nach Wolf-Dieter Ahlenfelder: Wenn mir jemand in Zimmerlautstärke sagt: »Du pfeifst wie ein Arsch«, kann ich, wenn es passt und weiterhilft, immer noch antworten: »Und du spielst wie ein Arsch.« Bei »Du blinde Sau« oder »Ich fick deine Mutter« dagegen gibt es keinen Spielraum mehr.

      Natürlich kann man der Meinung sein, das gehöre sich nun mal alles nicht und solle daher sanktioniert werden. Vorbildfunktion und so. Ich bin da anderer Ansicht. Wenn ich merke, dass ich einen Spieler vor mir habe, den ich mit einer nicht ganz druckreifen Ansage effektiver zur Räson bringen kann als mit einer Karte – und solche Fälle gibt es nach meiner persönlichen Erfahrung zuhauf –, dann mache ich das. Dass die erwähnten herabwürdigenden, auf die persönliche Integrität zielenden Begrifflichkeiten dabei nicht in Frage kommen, versteht sich von selbst.

  5. Pingback: #Link11 – Auf dieser Insel behandeln sie Stadionverbotler mit Hypnose | Fokus Fussball

    • Vieles von dem, was ich als Schiedsrichter sage und tue, hat mit meinem sonstigen Leben nicht viel zu tun. Die Körpersprache bei Ermahnungen von Spielern beispielsweise. Und noch etwas dazu: Ich kommuniziere mit unterschiedlichen Spielertypen auch sehr unterschiedlich. Es gibt welche, mit denen rede ich so, wie ich es gestern in der Kommentarspalte deines Blogs beschrieben habe. Bei anderen wäre genau diese Art fehl am Platz, vielleicht sogar kontraproduktiv. Wieder andere verstehen es einfach nur, wenn man überdeutlich wird (notfalls durch eine tendenziell vulgäre Aufforderung zu verschwinden), während genau das bei den Nächsten zur Eskalation führen würde. Mit der Zeit (und wachsender Erfahrung) findet man ganz gut heraus, welcher Spielertyp welche Ansage benötigt. Selbstverständlich kann man dabei falsch liegen, aber insgesamt habe ich mit dieser, sagen wir mal: zielgruppenorientierten Art der Kommunikation gute Erfahrungen gemacht.

      • Das ist mir natürlich völlig klar, das Du abseits des Platzes nicht so kommunizierst. Und selbstverständlich ist es richtig und angemessen, so zu kommunizieren, dass es beim Gegenüber auch ankommt. Unsere Position ist da nicht sehr weit auseinander; wir setzen allerdings die Grenzen dessen, was in einer bestimmten Situation erlaubt ist, etwas unterschiedlich. Das mag auch damit zu tun haben, dass Du Dich sportlich auf einem Niveau tummelst, das ich nicht erreicht habe und dessen Gepflogenheiten ich nicht beurteilen kann.

        Aus meiner Perspektive würde ich gleichwohl jeden Platzverweis für ein „Verpiss Dich“ begrüßen und finde es auch völlig richtig, dass sich die Augsburger zur Wehr setzen.

  6. Das ist natürlich schön, dass der ein oder andere Spieler das gut versteht und dass diesem dann geholfen ist, wenn er mal angeraunt wird. „Hast du sie da noch alle“ ist aber eine andere Qualität als „Verpiss dich“. Leider versteht das nicht jeder. Sieht man ja jetzt auch in der Diskussion. Und nicht jeder Schiedsrichter weiß diese Worte richtig einzusetzen. Als Schiedsrichter und Ordnungshüter sollte ich in der Lage dazu sein, Spieler mit anderen Mitteln zu behandeln. Ich möchte auch nicht im Eifer des Gefechts vom Polizisten als Penner bezeichnet werden. Emotionalität hin oder her. (Spieler dürfen für Verpiss dich auch gerne eine Karte bekommen).

    Hätte jemand „Schwuler Arsch“ gesagt, wäre die Diskussion auch wieder noch eine andere. Nur mal für den Hinterkopf. Woher weiß ich für wen, was eine Beleidigung ist? Als Schiedsrichter sollte ich einfach darauf verzichten.

    PS: Habe äußerst unterklassig Fußball gespielt und habe hochklassig Inline-Hockey gespielt. Hab ich nie erlebt.

  7. Ich wollte nur noch ganz kurze eine Bemerkung zu den Protesten in Freiburg einschieben. Ihr hattet den Fall Makiadi ja selbst erwähnt, bei dem wir uns vermutlich alle einig sind, dass der Handelfmeter eine Fehlentscheidung war. Dass jetzt in ähnlichen Fällen gegen den SC entschieden wird, bringt natürlich die Gemüter auf.

    Rational hat das eine nichts mit dem anderen zu tun, und man macht eine Fehlentscheidung nicht dadurch gut, dass beim nächsten Mal zugunsten des SCF entschieden wird. Fußball ist aber, wie ja oben bei der Beleidigungsdiskussion zu sehen ist, nicht immer ganz rational, sondern hat mit Emotionen zu tun. Bei den Fans genauso, die können noch nicht mal aus Frust foulen, die können eben nur schreien.

    Es macht aber leichter verständlich, warum Fans (und in diesem Fall auch der Trainer) das Gefühl bekommen, es werde „gegen sie“ entschieden. Ich mag persönlich solche Unterstellungen nicht, aber ich kann sie gerade in so einer Situation voll nachvollziehen.

  8. Keine Ahnung wo ihr Fußball (ge)spielt (habt). Bei mir ist es so, dass ich sowohl im Raum Hannover als auch (vermehrt) im Raum Köln teilweise deutlich Schlimmeres in verschiedenen Sprachen von Spielern gehört habe und so manches Mal ein deutliches Wort des Schiedsrichters – was ich mir viel öfter gewünscht hätte! – für Ruhe auf dem Platz gesorgt hat. (Nein. „Verpiss dich“ aus dem Mund des Schiedsrichters war nicht dabei, aber Ähnliches.)

    Außerdem hat Alex auch gesagt, dass „Verpiss Dich“ nur in seltensten Fällen gefallen ist. Also hängt euch nicht so an diesem Wortlaut auf. Alex hier als bösen Buben in die Ecke zu stellen und so zu tun als ob er sich hier eines üblen Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, weil er hier Worte gebraucht hat, die ihr (und er!) nicht im Alltag nutzen würdet. Ich würde mir auch wünschen, dass auf dem Fußballplatz der Fair Play Gedanke in jeder Minute im Vordergrund steht. Nur weiß ich, dass dem nicht so ist und es auch in Zukunft nicht der Fall sein wird.

    (Und „Schwuler Arsch“ bringt die Diskussion hier nicht weiter.)

  9. Ich habe Alex nicht als bösen Buben dargestellt. Ich finde, dass das eine ordentliche Diskussion darüber ist, ob man als Vertreter eines Sportverbands (natürlich auch als Spieler eines Vereins) so etwas sagen sollte.

    Sonst bin ich beim Kamke.

    Die Äußerung, dass man auch schlimmeres schon gehört hat, macht es ja nicht besser oder „ok“er in meinen Augen. So oder so unter welchen Umständen auch immer, finde ich, dass ein „Verpiss dich“ nicht angemessen ist. „Der schwule Arsch“ bringt die Diskussion deshalb weiter, weil vermutlich viel von der Sichtweise des „Beleidigten“ abhängt. Hätte Gagelmann „schwuler Arsch“ gesagt, wären schnell noch ganz andere Leute hier. Aber egal.

    • Jetzt hängt ihr euch am „bösen Buben“ wie am „Verpiss dich“ auf – aber egal.

      Natürlich macht es die Sache nicht besser, wenn man etwas Schlimmeres gehört hat. Das ist auch gar nicht mein Punkt. Ich denken, dass in einer äußerst aufgeheizten Situation – z.B. Rudelbildung wegen einer schweren Entscheidung kurz vor Abpfiff – eine klare Ansage ein Mittel (vielleicht das einzige?) ist, um die Situation zu entschärfen. In der beispielhaft genannten Situation bringt ein „jetzt beruhig dich aber bitte mal wieder“ einfach wenig bis gar nicht. Dann ist mir ausnahmsweise (!) ein „Verpiss dich“ lieber als eine aus der Situation folgende Verwarnung, Hinausstellung oder Keilerei.

      („Schwuler Arsch“ passt imho nicht in die Diskussion, weil die Art der Beleidigung eine ganz andere Ebene ist, die hier keiner als verzeihlich begreifen würde.)

      • Ich stelle fest, dass ich nirgends hänge. Aber wenn Du mir unterstellst, ich stellte Alex als bösen Buben dar, kann ich das nicht stehen lassen.

        Ansonsten werden wir uns in dem einen Punkt nicht finden: ich finde Gagelmanns Formulierung inakzeptabel, Ihr nicht. So ist das eben.

    • Eine homophobe Beschimpfung hat eine ganz andere Qualität als eine vulgäre Anweisung, weil sie auf die persönliche Integrität zielt. Das hatte ich schon in meiner Antwort auf deinen (Jens‘) ersten Kommentar deutlich zu machen versucht. Im Übrigen ist »Verpiss dich« auch nichts, was von Schiedsrichtern inflationär häufig eingesetzt würde. Vielleicht habe ich da einen falschen Eindruck erweckt, vielleicht habt ihr’s auch falsch verstanden, oder unsere Vorstellungen und Erfahrungen gehen einfach auseinander. Ansonsten: Was Klaas sagt.

  10. Für viele ist schwul keine homophobe Äußerung, sondern einfach nur ein Begriff für etwas nicht so tolles. Das hat sich bei vielen Menschen eingebürgert. Deshalb meinte ich, dass Gagelmanns mutmaßliche Äußerung für den ein oder anderen gar nicht schlimm ist. Hängt halt vom Auge des Betrachters ab. Will nur zeigen, dass es da unterschiedliche Sichtweisen gibt.

    Generell versteh ich, dass das passiert (auch im Eifer des Gefechts) – akzeptabel fänd ich das nicht und ich verstehe, wenn sich Augsburger darüber aufregen.

  11. Ich finde eine Beleidigung auch äußerst unangebracht. Eine unterscheidung zwischen „Spielertypen“ macht das eher noch schlimmer. Sich anzumaßen den einen Beschimpfen zu dürfen weil der das ja eh nicht anders versteht ist eher dreist und in sich schon eine Beleidigung (der ist so doof der versteht das nicht anders). Wenn dann bitte alle gleich Beschmähen.

    Aber das kanns ja nicht sein. Für mich ein Missbrauch einer Machtposition.

    • Wenn ich mir als Schiedsrichter »anmaße«, gegenüber einem Spieler deutlich und unmissverständlich zu werden (von Beschimpfen kann übrigens keine Rede sein), weil ich zu dem Schluss gelangt bin, dass es nicht (mehr) anders geht, dann können Sie sicher sein, dass dieser Spieler mir zuvor gute Gründe für diese Art der Ansprache geliefert hat – beispielsweise dadurch, dass er freundliche(re) Ermahnungen erkennbar ignoriert hat. Selbstverständlich gelten auf dem Platz für alle die gleichen Spielregeln, nur bedarf es eben eines gewissen, sagen wir: taktischen und psychologischen Geschicks bei deren Umsetzung. Als Schiedsrichter habe ich es mit 22 teilweise sehr verschiedenen Charakteren zu tun, und wenn ich die alle unterschiedslos im immergleichen Beamtendeutsch anspreche (oder sie, noch schlimmer, gleichförmig »beschmähe«), dann ist das nicht nur praxisfremd, sondern erfahrungsgemäß die sicherste Methode, um ein Spiel in den Sand zu setzen.

      • Was ich wirklich als befremdlich empfinde, dass dieser Ton sogar in der höchsten Spielklasse in Deutschland durchaus an der Tagesordnung ist Ich dachte eigentlich, dass man dieses „Gassenjargon“ eher auf den Kreisklassen-Grounds in ganz Deutschland wahrnimmt. In meiner Heimatstadt wird Verbandsliga (die 6. Liga) gespielt und dort gab es vor Jahren mal Probleme mit einer Schiedsrichterin, die vom Mannschaftskapitän wohl mit vulgären und frauenfeindlichen Begriffen bombardiert wurde. Er hat den Abpffif der ersten Halbzeit dann natürlich auch nicht mehr erlebt. =)

        Hier hat der Trainer in meinen Augen komplett versagt, weil er ihn durchaus hätte runter nehmen können, auch nach 30 Minuten, um nicht die Auswechslung dem Schiedsrichter in Form eines Platzverweises zu überlassen (Stichwort „Nimmst Du ihn runter oder soll ich es tun ?“) Vor Jahren wurde der selbe Kapitän mal bei einem Auswärtsspiel zur Pause ausgewechselt, weil der Schiri mit den Worten „noch ein Ding und ich schick Dich runter“ mit ihm in RIchtung Kabine gelaufen ist…hier wurde gehandelt, beim anderen Vergehen leider nicht.

        Im Grunde genommen kann sich Gagelmann hier nicht mehr anders helfen und begibt sich freiwillig auf die selbe (niedere) Ebene. Ist sein Pech, wenn er das nicht anders kann.

        Bin gespannt wie das ausgeht, ich schätze es bleibt im Geschäftsgang und die Akte wird in 1-2 Jahre geschreddert, weil er dann die Altersgrenze (endlich ?) erreicht hat.

  12. ich finde die diskussion zwar durchaus spannend
    aber ich frage mich, was die alternative für die „zielgruppenorientierte kommunikation“ wäre
    wenn man den schiri diese möglichkeit nimmt, kann der eigentlich nur noch mit gelben und roten karten agieren
    trägt auch nicht zur beruhigung bei, ganz im gegenteil
    kann ja auch keiner wollen

    zumal alex sehr wohl eine klare grenze zieht, was den wortschatz betrifft
    und da steh ich voll dahinter (und jeder der „schwul“ als eingebürgerte normalbeschimpfung ansieht, sollte auch da mal darüber nachdenken)

    klare, auch deftige worte im sinne einer geregelten spielfortführung sind durchaus zu begrüßen
    herabwürdigendes darfs natürlich von keinem zu keinem zeitpunkt geben
    auch das haben collinas erben deutlich gemacht

    zudem finde ich es seltsam, wenn man einem langjährigen schiedsrichter in einer internetdiskussion die welt erklären will

    • Nur zur Klarstellung. Ich sehe „schwul“ nicht als Normalbeschimpfung an.

      Hier will niemand dem Alex die Welt erklären, sondern wir diskutieren darüber. Verstehe das Problem nicht, wenn man mal anderer Meinung als der SR ist. Scheinbar finden die Augsburger „Verpiss dich“ (wenn es denn so gesagt wurde) auch nicht für so angemessen.

      Wie wir schon festgestellt haben, kommen wir da nicht auf einen gemeinsamen Nenner.

        • @Klaas: Ich vermute zwar nicht, dass ich gemeint bin, Du scheinst Dich auf Patrick oder wahrscheinlich Jens zu beziehen, frage aber zur Sicherheit nach, was Du meinst. Ich verstehe nicht, wofür Du einen Lösungsansatz möchtest. (Ganz ernsthaft.)

          • ich nehme an, klaas will eine alternative zu den markigen worten um eine situation zu beruhigen

            jens: es ist ja kein problem auch mal anderer meinung zu sein, ist ja nicht so dass das wort von alex die wahrheit schlechthin ist
            aber in diesem fall sehe ich nur zwei möglichkeiten
            entweder der schiedsrichter lässt sich die dauernde kritik gefallen und unternimmt nichts-> dann entgleitet ihm das spiel
            oder er reagiert darauf: dann hat er die möglichkeit die szenerie in den griff zu bekommen, wenn er das richtige mittel einsetzt

            und da scheiden sich eben die geister, was dieses mittel ist
            ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein spieler lieber mit einer gelben karte aus so einer phase rausgeht als mit einem verbalen verweis

  13. Eine Frage, die nichts mit der bisherigen Diskussion zu tun hat: Kann der SR eigentlich Auswechslungen verweigern? Anlass für die Frage ist folgender: in Italien, ca. dritte Liga, gab es kürzlich ein Spiel von dem die Gäste-Fans ausgeschlossen waren. In Protest dagegen forderten sie ihre Mannschaft auf das Spiel zu verweigern (und ließen einen Ballon oder Flieger mit entsprechendem Banner über dem Stadion kreisen). Der Verein kam diesem Aufruf dann kreativ nach: Noch in der ersten Minute erkannte der Trainer schwere taktische Fehler und wechselte drei mal, nicht ahnend dass kurz darauf großes Verletzungspech seine Elf heimsuchen und zu einer Sechs machen würde, die dann leider nicht mehr spielfähig war.
    Also: darf der SR solchen Scharaden entgegenwirken?

    • Warum sollte er das tun? Wenn sie sich auf diese Art und Weise lächerlich machen wollen (oder vielleicht auch ein berechtigtes Anliegen vertreten.. naja, unwahrscheinlich, aber lassen wir das), dann lass sie doch. Es kann niemand zum Fußballspielen gezwungen werden.

    • Nein, das darf er nicht. Wenn eine Mannschaft wechseln will, dann hat der Schiedsrichter das zu gestatten. Allenfalls kann er den Zeitpunkt um eine Spielunterbrechung verschieben (etwa dann, wenn der Einwechselspieler sich noch die Schuhe bindet oder wenn eine schnelle Spielfortsetzung zugelassen wurde).

  14. Pingback: blubb | Der Club

  15. Bin mir jetzt nicht ganz sicher, wo ich am sinnvollsten auf Patricks Kommentar antworte, versuch’s mal hier unten.

    Ich hatte gedacht, die Frage nach der Alternative werde aus obigen Ausführungen sowohl von Jens als auch von mir deutlich. Tut mir leid, wenn dem nicht so ist. Kurz: klare Ansprache ja, Beleidigungen nein. Oder anders gesagt: ich zumindest kritisiere diese differenzierte Kommunikation nicht, ganz im Gegenteil. Ich bin nur anderer Meinung, wo die Grenze verläuft. Alex selbst hat im Podcast, wenn ich mich recht entsinne, die Formulierung „Schleich Dich!“ verwendet. Daran stoße ich mich bei entsprechender Vorgeschichte keineswegs. Was natürlich eine sehr subjektive Art der Differenzierung ist.

    Mich würde, ganz nebenbei und ganz ernsthaft, auch interessieren, wie Peter Gagelmann auf einen Spieler reagieren würde, der „Verpiss Dich!“ zu ihm sagt.

    • ok, danke jetzt ist es mir klar
      gut, wir ziehen die grenzen halt anders (ich sehe keinen unterschied zwischen „schleich dich“ oder „verpiss dich“)

      ich kann dem argument schon was abgewinnen, dass der schiri nichts verwenden sollte, was er selbst mit einer karte ahnden würde
      aber ich gehe davon aus, dass der schiri wenn er zu einem „verpiss dich“ greift, sich 1.) schon einiges anhören durfte und 2.) bis dahin noch keine karte gezogen hat

  16. Lustiger Dialog oder ?

    Spieler beschwert sich beim Schiri -> Schiri antwortet „Ich kann auch anders – ich hab auch Karten dabei“ -> daraufhin der Spieler „achso sie haben Karten dabei, dann benutzen sie diese doch bitte auch mal, ich dachte bisher, dass sie die Karten vergessen haben“

    Denke sowas gibt dann auch in Addition Gelb wegen Meckern ? =)

  17. Zu den Schuhe binden, fällt mir eigentlich nur ein sehr bekanntes Foto eines Grundschülers aus den USA ein, der bei einer Routine-Kontrolle eines Polizisten diesen mit folgenden Worten anspricht:

    „DU bist doch Polizist, meine Mama hat mir gesagt, dass die Polizei mir immer hilft, wenn ich ein Problem habe…kannst Du mir bitte die Schuhe binden.“ =)

  18. Danke für die Aufklären. Ihr habt es tatsächlich mit guter Begründung geschafft, dass ich meine Meinung geändert und das „verpiss dich“ akzeptiere, wenn es denn tatsächlich gefallen ist, um sich durchzusetzen (wobei es grundsätzlich auf den Kontext ankommt). Was aber mE gar nicht geht, wenn der Augsburger Vorwurf denn stimmt: Dass er zu den Bayern devot ist und die Augsburger dauernd anpflaumt. Und da passt die Umarmung von Pep un dem 4. Offiziellen gut ins Bild.

    • Die Augsburger Vorwürfe halte ich, von außen betrachtet, für reichlich fragwürdig. Beim Gucken des Spiels ist mir aufgefallen (hab’s im Podcast auch gesagt), dass die Augsburger wirklich permanent grundlos (!) bei Gagelmann protestiert haben, auch bei ganz klaren Sachen. Da musst du als Schiedsrichter irgendwann mal den Ton verschärfen, sonst hört das nie auf. Die Bayern haben ihm in dieser Hinsicht keine Probleme bereitet, deshalb bestand auch keine Veranlassung, sie verbal etwas deutlicher anzugehen.

      • Du willst uns doch nicht verklickern, dass Gagelmann mit sowas noch nie konfrontiert war und sich daher nicht anders zu helfen weiß ? Eventuell hat er einfach den richtigen Moment verpasst klare Ansagen vorher schon an die Augsburger zum Ausdruck zu bringen. Dann gibts halt direkt ne Karte ohne Vorwarnung, wenn die Spieler laufend wegen glasklaren Sachen protestieren, eventuell lernen sie es dann in Form einer Verwarnung, dann braucht man nicht mit „Verpiss Dich!“ ankommen.

        • Das ist mir zu schematisch gedacht. Selbstverständlich gibt es Proteste, bei denen es nur eine Karte geben kann. Aber es gibt auch Proteste, auf die man besser (weil effektiver) verbal reagiert – je nachdem beschwichtigend, energisch oder auch mal scharf. Das hängt, wie ich ja schon im Podcast und auch hier in den Kommentaren zu erklären versucht habe, von solchen Faktoren wie etwa dem Spielverlauf, dem Spielcharakter, der Situation und dem Spielertyp ab. Und natürlich auch vom Schiedsrichter selbst. Ich verstehe theoretisch zwar das Bedürfnis nach Einheitlichkeit und einer Minimierung der Spielräume, allein: In der Praxis funktioniert das einfach nicht. Schiedsrichter, die bei Protesten die erwähnten Faktoren nicht berücksichtigen – also nicht einigermaßen flexibel reagieren, sondern strikt nach »Schema F« verfahren –, gehen mit unschöner Regelmäßigkeit unter. Einen guten Referee zeichnet die taktisch geschickte Handhabung von Spielräumen aus. Wer das nicht kann oder will und sich lieber strikt an die Buchstaben des Regelwerks klammert, wird es letztlich nicht sonderlich weit bringen.

          Natürlich kann man geteilter Meinung darüber sein, ob ein Kraftausdruck wie »Verpiss dich« zum aktiven Wortschatz eines Schiedsrichters gehören darf oder nicht. Und ich verstehe es auch, wenn jemand darüber erstaunt oder sogar befremdet ist, dass ein Unparteiischer so etwas sagt. Aber ich habe im Laufe meiner »Karriere« als Schiedsrichter gelernt, dass der Zweck manchmal die Mittel heiligt. Es gibt Spieler, die bekommst du nur nachhaltig in den Griff, wenn du gewissermaßen ihre Sprache sprichst. Eine Karte wegen Meckerns empfinden die als Machtdemonstration und als Ausdruck der Unfähigkeit des Schiedsrichters, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, weshalb diese Sanktion im Zweifelsfall wirkungslos bleiben wird. Das Gleiche kann für bürokratisch korrekt ausgesprochene Ermahnungen gelten. Über ein »Wenn Sie jetzt nicht ruhig sind, muss ich Sie verwarnen« lächeln die vielleicht bloß, während sie bei einem »Hömma, wenn du jetzt nicht den Bagger hältst, gehste duschen« augenblicklich verstehen, was Sache ist. Wieder andere brauchen dagegen genau diese förmlichen Formulierungen, sonst sind sie eingeschnappt, und die Ermahnung geht nach hinten los.

          Was da jeweils wirksam ist, muss man als Schiedsrichter herausfinden, und das klappt desto besser, je mehr Erfahrung man hat. Aber es klappt halt nicht immer, auch nicht in der Bundesliga. Trotzdem halte ich die Aufregung über das, was Gagelmann da gesagt haben soll, nach wie vor für übertrieben.

  19. Danke an Heinz Kamke für die Ausführungen. Das trifft auch meine Idee des Ganzen.

    Ich habe auch nichts gegen Ton verschärfen und sehe auch ein, dass das Sinn macht. Da sind wir uns glaub ich alle einig. Für mich ist einfach „Verpiss dich“ beleidigend und abwertend und hat im Sprachgebrauch eines Offiziellen – einem Richter über das Spiels – nichts verloren.

    Da wir ja nun diese Diskussion führen, scheint es noch mehr Menschen zu geben, die das so sehen. (Was es nicht zwangsläufig richtig macht oder die eine oder andere Meinung bestätigt) – Vielleicht hat auch gerade der Augsburger Spieler, der mit „Verpiss dich“ angefahren worden ist, sich gerade vorher nicht die ganze Zeit beschwert – weiß man es – dann ist eine Verschärfung des Tons seltsam? Die Begründung klingt ja ein wenig so, dass die Augsburger permanent genervt haben und dass das rechtfertigt. Ich finde, dass ein SR da drüber stehen sollte.

    Eine bestimmte Sprache, kann auch ohne vermeintliche Beleidigungen auskommen. Und im Zweifelsfall drohe ich dann mit der Karte.

  20. Ich habe eine Frage zur Einwurf Regelung. Ein Mannschaftskollege in der A-Jugend kann den linken Arm nur sehr eingeschränkt bewegen und es ist ihm nicht möglich, einen Einwurf auszuführen. Der Schiedsrichter des Spiels konnte uns keine Antwort liefern, also hat ein anderer Spieler der Einwurf ausgeführt. Darf der Spieler mit eingeschränktem Arm den Einwurf mit einer Hand ausführen, weil es nicht anders möglich ist, oder würde dies aufgrund von falschem Einwurf abgepfiffen werden und wir sollten lieber einen Mitspieler den Einwurf ausführen lassen?

    Vielen Dank!

    • Aufgrund einer solchen Anfrage hat der Berliner Fußball-Verband sich kürzlich mit dem DFB in Verbindung gesetzt; herausgekommen ist dies:

      http://berliner-fussball.de/spielbetrieb/news/datum/2013/07/25/einwurf-durch-einen-einarmigen-spieler/

      Ein einarmiger Spieler darf nicht benachteiligt, aber auch nicht bevorteilt werden. Das heißt, er darf den Einwurf mit einer Hand ausführen, wenn dies in seinem Wirkungsbereich stattfindet, nicht aber als »Spezialist« daraus einen Vorteil ziehen und jetzt alle Einwürfe seines Teams ausführen. Weiter ist zu beachten, dass der Ball nicht als Schleuderball ins Spiel gebracht wird. Die Ausführung muss von hinten über den Kopf erfolgen.

      • irgendwie widerspricht sich diese stellungnahme für mein dafürhalten
        entweder er darf einwerfen, oder nicht
        denn dadurch, dass er „nur in seinem wirkungsbereich“ einwerfen darf, wird er jedem spezialisten eines anderen teams gegenüber benachteiligt, der wiederum ja überall einwerfen darf

        bei meinem verein sind beispielsweise jeweils die außenverteidiger für den einwurf verantwortlich, und führen 95% aller einwürfe auf ihrer seite aus
        das heißt, dass es sehr wohl einwurfspezialisten gibt
        einem gehandicapten spieler das zu untersagen ist in meinen augen eine klare benachteiligung

        • Der Hintergrund für diese Einschränkung dürfte sein, dass allgemein angenommen wird, dass es ein Vorteil ist, den Ball nur mit einer Hand einzuwerfen, weil man damit weiter und präziser werfen kann – und zwar nicht nur als »Schleuderball« (wie ein Torwart). Ob das stimmt, sei zunächst einmal dahingestellt (ich persönlich glaube nicht, dass es so ist, aber so lautet eben die quasi-offizielle Annahme). Nun steht in den Regeln jedoch, dass der Einwerfer beide Hände gebrauchen muss. Das kann ein Mensch, der nur einen Arm hat, natürlich nicht. Weil man ihn aber nicht benachteiligen will, gestattet man ihm, den Einwurf mit nur einer Hand auszuführen. Gleichzeitig soll er aus dieser Ausnahmeregelung nicht den oben beschriebenen, vermeintlichen Vorteil ziehen dürfen (das ist übrigens auch der Unterschied zu den zweiarmigen Spezialisten: Deren Vorteil erwächst nicht daraus, dass man ihnen eine Ausnahme genehmigt).

          Mit der Wiedergabe des Statements von DFB und BFV war meinerseits keine Wertung verbunden, ich wollte nur darüber aufklären, wie dieser Fall offiziell gesehen wird. In der Praxis könnte es bei der Umsetzung in der Tat zu Schwierigkeiten kommen: Wie weit geht der »Wirkungsbereich« des einarmigen Spielers? Wie erkennt man, ob dieser Spieler ein Spezialist ist? Was mutet man einem Schiedsrichter zu, der einen einarmigen Spieler gegebenenfalls von der Ausführung eines Einwurfs abhalten soll? Und nochmals: Ist es tatsächlich ein Vorteil, den Ball mit nur einer Hand zu werfen? Diese Fragen müsste letztlich natürlich der DFB bzw. die FIFA beantworten.

          • mein statement war auch nicht als angriff oder dergleichen gemeint

            die frage, inwieweit man man behinderte sportler bei den „gesunden“ athleten integrieren kann, ohne die gesunden zu benachteiligen wurde ja u.a. schon bei oscar pistorius debattiert
            dem beinamputierten läufer wurde zunächst der start versagt, weil seine prothesen technologisch weiterentwickelt wären, als menschliche beine

            meine meinung dazu ist klar: wenn ich es dem einarmigen spieler genehmige einwürfe durchzuführen, dann müsste er auch als spezialist eingesetzt werden dürfen

  21. Würdet ihr euch auch einmal einer Entscheidung aus der Vergangenheit widmen? Es geht um ein Spiel, das mittlerweile drei Jahre zurückliegt.

      • DFB-Viertelfinale 2010/11 Hertha gg. Gladbach

        http://www.kicker.de/news/fussball/dfbpokal/spielrunde/dfb-pokal/2011-12/4/1421364/spielanalyse_hertha-bsc-29_borussia-mgladbach-15.html

        http://youtu.be/N8Xwnzk4Qlg

        Es geht mir nicht so sehr um die Täuschung de Camargos, da ist dem Schiedsrichter eine Fehleinschätzung unterlaufen. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.

        MIr geht es um die Entscheidung zum Strafstoß. Das Spiel war mit der Ballaufnahme durch den Torwart ja erst einmal unterbrochen und die (vermeintliche) Tätlichkeit des Berliners Hubnik (4) geschah erst nach der Aufnahme durch den Keeper. Warum gibt es dann trotzdem einen Strafstoß? Die Tätlichkeit hatte doch nichts mit dem eigentlichen Spielverlauf zu tun.

        • Das Spiel war nach der Ballaufnahme durch Kraft nicht unterbrochen, es lief weiter (da täuschen die Videoszenen möglicherweise). Sonst hätte es natürlich keinen Strafstoß geben können. Wenn eine Tätlichkeit während des laufenden Spiels begangen wird, dann wird sie auch dort geahndet, wo sie stattgefunden hat, unabhängig davon, wo gerade der Ball gespielt wird oder ob sie etwas mit dem Spielverlauf zu tun hat oder nicht.

          • Danke.

            Und wo und wie wird eine Tätlichkeit geahndet, wenn der Ball nicht im Spiel ist? Um beim Beispiel zu bleiben: wie hätte sich die Situation dargestellt, wenn der Ball ins Aus gespielt worden wäre (Kraft hätte den Ball nicht aufgenommen) und es DANN zur Auseinandersetzung zwischen Hubnik und de Camargo gekommen wäre?

          • Um ein Foulspiel – und um ein solches handelt es sich regeltechnisch ja bei einer Tätlichkeit – mit einem Freistoß/Strafstoß ahnden zu können, muss der Ball zwingend im Spiel sein. Ist er das nicht, bleibt es bei der Roten Karte. Das Spiel wird dann der Unterbrechung entsprechend fortgesetzt. Wenn der Ball also vorher ins Seitenaus gegangen ist, gibt es einen Einwurf, wenn er im Toraus war, gibt es je nachdem einen Abstoß oder Eckstoß.

  22. Zum Thema Videobeweis: Wenn man den so handhaben würde, wie es z. B. im American Football gemacht wird, weiß ich nicht, wo das Problem liegen sollte. Es gibt eine Entscheidung auf dem Platz, die per Videostudium überprüft werden kann. Um die getroffene Entscheidung zu widerrufen, muss sich aus den Bildern eindeutig ergeben, dass diese falsch war. Gibt es diesen eindeutigen Beleg nicht und bleiben Zweifel offen, dann gilt die ursprünglich getroffene Entscheidung. Dann heißt es nach Überprüfung des entsprechenden Bildmaterials: „The ruling on the field stands.“
    Schon klar, dass das beim Football leichter zu machen ist, weil es ohnehin andauern Spielunterbrechungen gibt, aber so kompliziert, wie Ihr in der Sendung getan habt – „Dass wäre schön geworden. Das sitzt irgendwo einer und entscheidet dann womöglich noch falsch…“ -, ist die Sache nicht.
    Im konkreten Fall (Treffer nach dem Lattenpendler?) wäre es dazu im Übrigen gar nicht gekommen: Da der Schiri weiterspielen ließ, gab es gar keine Entscheidung, die überprüft werden hätte können. Das wäre nur möglich gewesen, wenn auf Tor entschieden worden wäre.

    • Super, das heisst also: Wenn der Ball ein paar cm weiter hinten aufgekommen wäre (damit vollständig im Tor), der Schiedsrichter aber dieses nicht erkennt, kann Dein Videobeweis nicht angewendet werden, obwohl er die Situation korrgieren könnte. Wo ist denn da der Sinn?

      • Ist nicht „mein“ Videobeweis, sondern der der NFL. Perfektion wird es nie geben, aber es ist meiner Ansicht nach ein praktikabler Weg, um umstrittene und/oder falsche Entscheidungen zu überprüfen.
        Beispiel: Der Elfer, von dem in der Sendung die Rede war, wo der Spieler einfach ausgerutscht ist. Die Sache hätte binnen kurzer Zeit überprüft und die falsche Schiedsrichterentscheidung zurückgenommen werden können.
        Probleme oder knappe Situationen wird es trotzdem geben können, aber zumindest müsste man nicht dauernd über offensichtliche Fehler diskutieren.

        • Dass damit die Autorität der Schiris untergraben würde, wie diesbezüglich oft zu hören ist, kann ich übrigens nicht verstehen. Mir wäre jedenfalls noch nie aufgefallen, dass NFL-Schiris unter mangelnder Autorität leiden würden…

        • Nochmal: Der Ball ist drin, der Schiedsrichter sieht es nicht, was nützt dann diese Variante des Videobeweises? Beim übersehenen Handspiel/Foul? Was ist mit Abseits? Schiri pfeift, Video zeigt „kein Abseits“, wie geht es weiter? Was ist mit dem Bayern-Tor am letzten Spieltag. Wird zurückgeschaut, ob die Ecke korrekt war? Wie weit wird zurückgeschaut? Bis zur letzten Spielunterbrechung, im Zweifel also mehrere Minuten? Ich erinnere an Tuchel vor ein paar Jahren gegen Bremen, der sich tierisch darüber aufregte, dass ein Zweikampf mit Mittelfeld nicht abgepfiffen wurde.

          • Alles Fragen, die man klären müsste, mein Punkt ist nur, dass es reichlich Situationen gibt, in denen der Videobeweis ohne Probleme Anwendung finden könnte. (Beispiel: das berühmte „Phantomtor“.) Dass damit alle Unklarheiten beseitigt oder strittigen Entscheidungen verhindert werden könnten, behauptet ja niemand. Aber einige unnötige Diskussionen (nochmals Stichwort „Phantomtor“) würden definitiv wegfallen.

  23. Eine Frage die mich sehr interessiert :)
    Kann der Schiedsrichter bei der Entscheidung ob es eine Notbremse war oder nicht die Fähigkeiten des Spielers berücksichtigen? Ich denke dabei auch an das Confed-Cup Finale. Piqué foult Neymar, es gibt Rot. Nebendran läuft jedoch noch ein anderer Spanier mit; Wäre da nicht Neymar am Ball gewesen, von dem man annehmen kann, er hat hier wirlich eine klare Torchance, sondern der langsame Spieler XY, der nicht so geschickt am Ball ist (bsp. auch der Torhüter bei einem Konter am Ende des Spiels), hätte der Schiedsrichter dann die Möglichkeit zu sagen (oder besser denken), dass dieser Spielersowieso nicht schnell genug und taktisch geschickt ist, und das nicht als Notbremse auszulegen?

    • Nein, das spielt eigentlich keine Rolle, zumal man von einem Schiedsrichter auch nicht verlangen kann, die Stärken und Schwächen einzelner Spieler zu kennen und dann auch noch in Stresssituationen zu berücksichtigen. Es mag zwar vorkommen, dass ein Referee im Einzelfall ihm bekannte individuelle Qualitäten bei der Urteilsfindung berücksichtigt, aber grundsätzlich wird er von für die jeweilige Spielklasse durchschnittlichen Fähigkeiten ausgehen.

  24. @Flo:
    Klar findet man Situationen, in denen der Videobeweis in der Form leicht einsetzbar wäre. Dazu muss aber gelten: (i) Es gbt einen Pfiff, (ii) nach dem Pfiff folgt eine längere Unterbrechung und (iii) die Entscheidung muss relativ leicht verifizierbar sein. Das sind dann doch eine Menge Einschränkungen, da finde ich „reichlich“ übertrieben. Und die Frage ist: Führt ein recht restriktiv einsetzbarer Videobeweis zu mehr Gerechtigkeit oder zu einer neuen Form der Ungerechtigkeit? Beispiel Frankreich-Ukraine: In der einen Szene pfeift der Schiri ein Abseits, welches keines ist => Pech für Frankreich (man kann ja nicht ein Tor geben, dass nach dem Pfiff des Schiris fällt) (Anm. Ich weiss nicht, wann genau der Schiri gepfiffen hat, ich will nur das Problem verdeutlichen). Bei der zweiten Szene sieht man im Video, dass es Abseits war, deshalb wird das Tor zurückgenommen.
    Das ist doch nicht gerechter als im Moment?
    Ob die NFL-Regelung beim Phantomtor geholfen hätte, wage ich zu bezweifeln. Da hätten doch die Hoffenheimer (obwohl sie sich über den Treffer nicht beschwert haben) eine Challenge nehmen müssen? Überzeugt mich nicht, oder sollen die Mannschaften dann auf gut Glück challengen? Dann kommt man in die Situation, dass man vorher vergeblich seine Challenges verballert und keine mehr übrig hat, wenn Henry in der Nachspielzeit seine Hand zu Hilfe nimmt. Mehr Gerechtigkeit?
    Dazu die „sportethischen“ Fragen: Ist es mit Videobeweis noch legitim, Samstag abend eine Sonderkamera nur auf Lewandowski zu richten, bei Mandzukic aber darauf zu verzichten („Van-Bommel-Cam“)? Usw.
    Klar, alles Fragen, die man irgendwie lösen müsste, aber kommt man dabei wirklich auf ein funktionierendes Ergebnis oder doch nur auf ein Resultat, das nur in einer speziellen Situation funktioniert.
    Wenn ich „Videobeweis“ höre, denke ich immer an Hockey: Eine super dynamische Sportart, bei der die Spieler ständig in Bewegung sind. Dann gibt es wegen irgendwas einen Videobeweis, alle stehen 5 Minuten wartend rum, danach gibt es die Entscheidung „war nicht zu erkennen“ und am Ende wird das olympische Finale durch ein irreguläres Tor entschieden (und im EM-Finale wurde auch eines gegeben). Ich sehe nicht, dass das den Fussball irgendwie weiterbringt.

    • Klar, dass speziell American Football aus einer Reihe von Gründen für den Einsatz von Videobeweisen gut geeignet ist: es gibt ohnehin alle paar Sekunden Spielunterbrechungen; es ist immer klar, wer gerade im Angriff bzw. in der Verteidigung ist; es gibt die Möglichkeit, Time-outs zu nehmen etc. Eine Ungerechtigkeit ergibt sich schon allein daraus, dass die technischen Voraussetzungen wahrscheinlich nicht in allen Fußballstadien gegeben wären – von niedrigeren Spielklassen als der Bundesliga mal ganz zu schweigen, wo Videobeweise gar nicht möglich wären. In der NFL gibt es, wenn ich mich nicht irre, eine zeitliche Begrenzung für die Schiris (eine Minute?), d.h. so lange Unterbrechungen wie im Eishockey gibt es (zumindest deswegen) nicht.
      Was Hoffenheim betrifft: Das war halt eine sehr seltsame Situation – wenn nicht einmal sie protestieren, kann ihnen eben nicht geholfen werden.

  25. Wenn der Torhüter das Feld verlassen muss, muss der Schiedsrichter sicherstellen „dass da ein Keeper zwischen den Pfosten steht“?

    Reicht es nicht, wenn sich ein Spieler Torwarttrikot und Handschuhe anzieht, auch wenn er beispielweise als ein Stürmer spielt?

  26. Ich komme etwas verspätet vielleicht noch mal auf die letzte Folge mit der Biografie von Hans E. Lorenz zurück.
    Ganz abgesehen vom konkreten Fall und Alex‘ Entschuldigung hatte ich schon grundsätzlich den Eindruck, dass zumindest aus der Schiedsrichterperspektive, die Alex hier vortrug, da eher kritische Töne zu den Sportgerichten und ihren Entscheidungen kommen, die nicht immer nachvollzogen werden können.

    Vielleicht mal grundsätzlich und ganz von konkreten Situationen losgelöst gefragt: Stimmt der Eindruck? Und wenn ja: Woran liegt das?
    Letztlich arbeiten doch Schiedsrichter und Sportgerichte auf der Grundlage desselben Regelwerkes, sodass es da eigentlich zu keinen abweichenden Entscheidungen kommen dürfte; es ziehen doch alle am selben Strang. In gewisser Hinsicht kann man das ja dem Verhältnis von Polizisten zu den ordentlichen Strafgerichten vergleichen. Da habe ich aber noch nie von vergleichbaren Spannungen gehört.

  27. Hi,
    könnt ihr in einer der nächsten Folge die Schiedsrichterleistung von Deniz Aytekin im Spiel Kaiserslautern gegen Union Berlin diskutieren. Es gab ja einige Entscheidungen auf beiden Seiten die für Diskussionen sorgten (die Rote Karte gegen Özbek, die z.T. auch von FCK Fans als überzogen angesehen wurde, sowie die Diskussionen mit Idrissou und einigen anderen Spielern) Der Kicker hat ihm allerdings eine 3 gegeben, obwohl ihn viele Fans (auch von Lautern) eher schlecht sahen. Danke im Voraus und generell für den ziemlich genialen Podcast ;)

  28. Pingback: CE40 – Collinas Erben: Babo Gräfe | Fokus Fussball

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