CE033 Nimmst du ihn runter oder soll ich es tun?


Das Supercup-Finale, José Mourinhos Verschwörungstheorien, Björn Kuipers' Ring, Torsten Lieberknechts Tirade und Hellmut Krugs Erörterung im Torjubel. Dazu strittige Szenen der Bundesliga, ein dickes »mea culpa« und hochinteressante Hörerfragen. Viel Spaß beim Hören!
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Klaas Reese
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Alex Feuerherdt

Musik: Tha Silent Partner – P Pulsar (Album Version)

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Shownotes:

0:00 Intro: Hellmut Krug und Torsten Lieberknecht – 0:50 Die Verschwörungstheorien des »Special One« – 3:40 Ein bisschen Regelkunde für Manuel Neuer und Béla Réthy – 5:15 Darf ein Schiedsrichter Schmuck tragen? – 7:20 Torsten Lieberknecht fühlt sich benachteiligt – 8:00 Bundesliga, 4. Spieltag, Hamburger SV – Eintracht Braunschweig: Immer auf die Kleinen? – 15:25 Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen: Günter Perl mit gutem Auge und präventivem Handeln – 22:10 VfL Wolfsburg – Hertha BSC: Handspiel von Hosogai? Foul an Diego? – 25:40 Hannover 96 – Mainz 05: Ein Assistent mit Adleraugen und ein Ball, der seine Flugbahn partout nicht verändern will – 32:45 1. FC Nürnberg – FC Augsburg: Pinola, Wiesinger und die Vierte Offizielle – 37:30 Schalke 04 – Bayer 04 Leverkusen: Warum nur Gelb für Spahić? – 38:30 2. Bundesliga, 6. Spieltag, Arminia Bielefeld – Fortuna Düsseldorf: Ein vermeintliches Handspiel und ein Schiedsrichter-Funktionär, der zwischenzeitlich im Torjubel untergeht – 46:10 Ein »mea culpa«, eine Richtigstellung und ein Dank an zwei Hörer – 52:00 Antworten auf die Fragen von Hörern – 1:17:30 Ein bisschen Pfeifenwerbung – 1:20:45 Ein Lob den Hörern und Kommentatoren!

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58 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo ihr beiden,

    erstmal vielen Dank für diesen wunderbaren Podcast und die vielen erhellenden Momente! Meine Frage(n) geht an Alex: Ist dein Schiedsrichterlehrwartamt mit allem drum und dran eigentlich ein Vollzeitjob? Wieviel Zeit investiert du da etwa pro Woche? Darfst du etwas über die Aufwandsentschädigung sagen, die du dafür (hoffentlich) bekommst oder kann man davon etwa gar leben?

    LG, der Rossi

    • Nein, ein Vollzeitjob ist diese Tätigkeit nicht, sie ist eigentlich gar kein Job im eigentlichen Sinne, sondern komplett ehrenamtlich. Es gibt auch keine regelmäßige Aufwandsentschädigung, sondern vielleicht mal eine Fahrtkostenerstattung oder eine Einladung zum Essen. Der Zeitaufwand ist unterschiedlich, im Durchschnitt dürfte er – wenn ich zur originären Lehrarbeit noch die Teilnahme an Besprechungen, die Schiri-Beobachtungen am Wochenende und die Mentorate für besonders förderungswürdige Referees hinzurechne – bei etwa 12 bis 15 Stunden pro Woche liegen (»Collinas Erben« ist dabei ausgeklammert).

      • Danke dir für die schnelle Antwort. Allerdings finde ich es doch etwas seltsam, dass nicht mal die Fahrtkosten einer festen Regelung unterliegen. Sowas kriegen ja sogar kleine e.V.’s (Hospizvereine etc.) hin, da sollte der große DfB doch bessere Unterstützung leisten können.

        • Da habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt – die Fahrtkostenerstattung unterliegt durchaus einer festen Regelung, es gibt sie beispielsweise für Fahrten zu Tagungen in der Sportschule Hennef oder für Gastvorträge in anderen Fußballkreisen, aber beispielsweise nicht für Fahrten innerhalb des eigenen Kreises. Für die Schiedsrichter-Beobachtungen im Fußball-Verband Mittelrhein wird je Spiel eine feste Pauschale gezahlt, und wenn sich am Saisonende die Schiedsrichter-Mentoren treffen, ist das meist mit einer Einladung zum Essen verbunden.

  2. Aus gegebenem Anlass ein paar Anmerkungen und Einschätzungen zu den kuriosen Vorkommnissen beim Drittligaspiel MSV Duisburg – Borussia Dortmund II:

    Beim Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund (1:2) am gestrigen Dienstagabend war das sehr seltene Kuriosum zu beobachten, dass eine Mannschaft – in diesem Fall die Dortmunder – plötzlich zwölf Spieler auf dem Feld hatte, wenn auch nur für einige Sekunden. Wie genau es dazu kam, hat ein Besucher des Spiels im Forum von »schwatzgelb.de« detailliert beschrieben:

    »1. Linksverteidiger Bandowski verletzt sich und wird draußen länger behandelt. Er steht in der Nähe des Linienrichters.
    2. Rechtsverteidiger Hornschuh wird kurz draußen behandelt. Dortmund spielt also kurzzeitig 9 gegen 11.
    3. Der Schiedsrichter winkt Hornschuh nach kurzer Zeit wieder rein. Der Linienrichter, bei dem Bandowski steht, interpretiert das als Reinwinken von Bandowski und lässt diesen ebenfalls aufs Feld. Bandowski gewinnt [einen] Zweikampf, aber bei 11 gegen 11.
    4. Der BVB will Bandowski auswechseln. Der Schiedsrichter hatte nicht mitbekommen, dass Bandowski wieder aufs Feld gekommen war (er hatte ja nur Hornschuh reingewunken und auch nur in seine Richtung geschaut), und lässt den Einwechselspieler Günter rein, ohne dass Bandowski vom Feld gegangen ist.
    5. Duisburg bringt den Ball nach der Auswechslung schnell ins Spiel, Dortmund spielt ein paar Sekunden 12 gegen 11, bis Bandowski (ohne weiter einzugreifen) vom Feld humpelt.«

    Nun besagt die Regel 3 (Zahl der Spieler), dass im Falle eines zusätzlichen Spielers auf dem Feld dieser überzählige Akteur zu verwarnen und das Spiel mit einem indirekten Freistoß für den Gegner fortzusetzen ist, sofern die Partie aus diesem Grund vom Schiedsrichter unterbrochen wurde. Das setzt allerdings voraus, dass die Überzahl vom Referee zunächst unbemerkt geblieben respektive ohne seine Zustimmung entstanden ist. Das war hier jedoch augenscheinlich nicht der Fall; vielmehr kam es offenbar durch ein Missverständnis im Schiedsrichter-Gespann dazu, dass Dortmund kurzzeitig zwölf Spieler auf dem Feld hatte. Zu verhindern wäre dies beispielsweise dann gewesen, wenn der Unparteiische beim unter Punkt 3 erwähnten Zweikampf von Bandowski bemerkt hätte, dass hier ein Spieler wieder an der Partie teilnimmt, den er noch gar nicht wieder aufs Feld gelassen hat (sondern – irrtümlich – sein Assistent). Oder wenn er (beziehungsweise sein Helfer an der Linie) sich bei der Auswechslung noch einmal vergewissert hätte, ob der auszuwechselnde Spieler (also Bandowski) tatsächlich bereits draußen ist.

    Der Fehler wäre also, wenn die Augenzeugenberichte denn stimmen, nicht Borussia Dortmund anzulasten, sondern dem Schiedsrichter-Trio. Damit dürfte die Möglichkeit einer nachträglichen Wertung des Spiels für den MSV Duisburg ausgeschlossen sein. Theoretisch in Betracht käme dagegen eine Wiederholung der Partie, sofern das zuständige Sportgericht im Falle eines Duisburger Einspruchs zu dem Schluss kommen sollte, dass es sich hier nicht bloß um eine falsche Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters handelt, sondern um einen gravierenden Regelverstoß. Dafür spricht jedoch nicht viel, denn der Fehler des Unparteiischen hatte allem Anschein nach keinen nennenswerten Einfluss auf den Spielverlauf (und schon gar nicht auf das Ergebnis). Wahrscheinlicher dürfte es daher sein, dass die Spielwertung unangetastet bleibt. Welche Konsequenzen die ganze Angelegenheit für den Referee hat, steht auf einem anderen Blatt Papier.

    Update: Der MSV Duisburg wird keinen Einspruch gegen die Spielwertung einlegen. Auf der Homepage des Klubs heißt es dazu: »Die Bewegt-Bilder der Szene in der 79. Minute geben uns keinen Anlass, eine entscheidende Einflussnahme des bereits ausgewechselten Spielers Jannik Bandowski auf den Spielverlauf beim kurzen Wiederbetreten des Spielfeldes zu erkennen. Wir verzichten deshalb auf einen Einspruch gegen die Wertung der Partie. Der Spieler Bandowski wurde in besagter Szene nach einer medizinischen Behandlung außerhalb des Spielfeldes von Schiedsrichter Marcel Unger wieder auf den Platz gewunken, während gleichzeitig die Dortmunder Bank seine Auswechslung gegen Koray Günter vornahm. Schiedsrichter Unger setzte die Begegnung dann allerdings zu früh fort, während beide Dortmunder Akteure noch auf dem Feld waren.«

  3. Wie die Kollegen von RevierSport sagen, war der BVB-Spieler Bandowski gelb-verwarnt. Das hieße ja, er hätte die Gelb-Rote Karte sehen müssen. Vor- bzw. nach der Auswechslung. Das hieße ja mehr oder weniger, diese Entscheidung hätte eventuell doch Einfluss auf den Spielverlauf nehmen können. Oder?

    • Ja – allerdings auch hier wieder unter der Voraussetzung, dass das Schiedsrichter-Gespann davon zunächst nichts bemerkt bzw. dass Bandowski ohne die Zustimmung der Referees den Platz wiederbetreten hat. Den Augenzeugenberichten zufolge hat ihm einer der Assistenten – das Zeichen des Schiedsrichters an Hornschuh missverstehend – aber den Wiedereintritt genehmigt. Und dann kann man Bandowski dafür natürlich nicht bestrafen, also auch nicht Gelb-Rot zeigen.

  4. Wenn ich das richtig verstanden habe, war der überzählige Akteur ja nicht Bandowski sondern der eingewechselte Günter. Also kein gelb-rot. Zudem hat der Schiedsrichter ihn ja reingewunken. Da wäre die gelbe Karte kaum zu rechtfertigen.

  5. danke für die beantwortung meiner fragen bzw. die lobende erwähnung :-)

    mein bruder und ich haben jetzt aber überlegt, wie sich die pausenregelung, die du letztens erläutert hat (sofern es der schiri auf dem feld merkt setzt er die partie fort, obwohl der pausenpfiff ja grundsätzlich eine gewisse endgültigkeit inne hat) auf den fall auswirkt, dass der schiri die zweite hälfte zu früh abpfeift
    denkbar wären hierbei im grunde 2 möglichkeiten
    1.) er pfeift, sagen wir, nach 88 minuten ab
    2.) er pfeift nach 3 nachgespielten minuten ab und hat aber zuvor 5 anzeigen lassen

    wären beide fälle regelverstöße? bzw. dürfte (oder müsste) er seinen fehler korrigieren, indem er hier einfach mit einem schiedsrichterball fortfährt (sofern er es auf dem platz merkt)?

    sprich: darf er die gleichen korrekturmaßnahmen ergreifen, wie das die regel für eine verkürzte 1. halbzeit vorsieht?

    • Sofern der Schiedsrichter seinen Regelverstoß noch auf dem Platz bemerkt, muss er die noch fehlende Spielzeit sofort nachspielen lassen. Die Spielfortsetzung hängt dann davon ab, wo und wie das Spiel zuvor zu früh beendet wurde: Hat der Referee das laufende Spiel abgepfiffen, gibt es einen Schiedsrichter-Ball, war der Ball aber beispielsweise im Seitenaus, dann wird das Spiel mit einem Einwurf wiederaufgenommen. Ob er nach 88 Minuten abpfeift oder nach 93, obwohl fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, spielt übrigens letztlich keine Rolle, weil die einmal angezeigte Nachspielzeit zwar verlängert, aber niemals verkürzt werden darf.

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  8. In einem Spiel der Regionalliga West (3. Österreichische Spielklasse) kam es ca. 20 Minuten vor dem Ende zu einem gewaltigen Gewitter. Der Schiedsrichter unterbrach aus Sicherheitsgründen die Partie für 15 Minuten. Danach hatte sich das Gewitter zwar verzogen, aber der Platz war völlig unter Wasser. Der Schiedsrichter schlug vor, die Partie auf dem angrenzenden Kunstrasenplatz fortzusetzen. Ein Team verweigerte dies (keine Kunstrasenschuhe) und der Schiedsrichter brach das Spiel dann wegen Unbespielbarkeit des Platzes ab.
    Hat der Schiri mit seinem Vorschlag richtig gehandelt? Kann ein Pflichtspiel wirklich so einfach auf einem anderen Platz fortgesetzt werden?
    Schöne Grüße aus Wien!
    Bernd

    • Nein, das geht normalerweise nicht, es sei denn, die lokalen oder regionalen Durchführungsbestimmungen sehen diese Möglichkeit ausdrücklich vor. Wenn nicht – und das ist die Regel –, muss das Spiel abgebrochen werden, falls der Platz im Laufe der Partie unbespielbar wird. Und was überhaupt nicht geht, ist ein Wechsel der Spielunterlage, wie im geschilderten Fall (von Natur- auf Kunstrasen).

      • Also auch nicht, wenn beide Mannschaften darum bitten?

        Und jetzt mal weg von Regelwerk und Schiedsrichtertaktik zur, äh, Schiedsrichter-Strategie. Es soll ja Menschen geben, die überhaupt keinen Bock haben, in ihrer Freizeit irgendwo hinzueumeln, nur um die letzten 5 Minuten eines beim Stande von 4:1 aus Wettergründen abgebrochenen Totenliga-Spiels nachzuholen. Jetzt mal gesetzt den Fall, das sei regeltechnisch jeweils absolut ausgeschlossen. Wenn jetzt beide Mannschaften übereinstimmend sagen „Och komm, Schiri, wir spielen das schnell auf dem Hockeyplatz zu ende“ oder „Schiri, das war doch schon die 90. Minute vor dem Gewitter, oder? *knick-knack“. Wie reagiert man da tunlichst als Schiedsrichter? Vielleicht sogar ohne Assistenten und Beobachter? Riskiert man lieber seine Karriere oder seine Würde? Wäre die eigene Karriere überhaupt gefährdet?

        • Wir hatten hier in Köln vor ein paar Jahren tatsächlich mal so einen Fall. Da hat der Schiedsrichter die zweite Halbzeit (oder die Verlängerung, weil’s ein Pokalspiel war – ich weiß es nicht mehr genau) auf dem benachbarten Platz austragen lassen, weil der ursprüngliche Platz unbespielbar geworden war. Da er sich nicht sicher war, ob das vom Reglement her überhaupt möglich ist, hat er beide Mannschaften gefragt, ob sie einverstanden sind, und sich dieses Einverständnis auch auf dem Spielbericht quittieren lassen. Wenn ich nicht irre, wurde die Partie aufgrund dieser Einverständniserklärungen ganz normal gewertet, allerdings wurde explizit darauf hingewiesen, dass das eigentlich nicht gehe und es keine weiteren Ausnahmen geben dürfe. (Eine Schiedsrichter-Karriere war da nicht gefährdet, weil es sich um ein unterklassiges Spiel mit einem unterklassig pfeifenden Kollegen gehandelt hat.)

          Ich finde das Vorgehen des Schiris im Grunde genommen pragmatisch und würde auch sagen: Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, dann geschehe es einfach. Ist ja tatsächlich in aller Regel angenehmer, als noch einmal anreisen zu müssen. Allerdings sollte die Spielfläche in solchen Fällen schon identisch sein (was im eben geschilderten Fall auch gegeben war) – das heißt: Wenn eine Partie auf Asche begonnen wurde, sollte sie auch auf Asche zu Ende gebracht werden und nicht beispielsweise auf Kunstrasen, sonst verschafft man einer Mannschaft einen Vor- und der anderen einen Nachteil, der sich ausschließlich aus dem zuvor unvorhersehbaren Wechsel des Untergrundes ergibt. Aber wie es derzeit aussieht, ist die Weiterführung eines Spiels auf einem anderen Platz grundsätzlich eben nicht gestattet.

          • Erst mal vielen dank für die aufschlussreiche Antwort. Schöne Anekdote btw.

            Gut, dann weiß ich jetzt, dass Gremien in Grenzbereichen auch mal pragmatisch entscheiden können. Und wo dieser Graubereich auf jeden Fall aufhört.

            Jetzt versetzen wir uns bitte noch mal in die Situation. Ein tabellarisch unwichtiges Spiel zweier freundschaftlich verbundener Mannschaften aus dem Totenliga-Bereich. Ein junger Schiedsrichter, der noch was werden will, einstweilen hier aber völlig alleine pfeift. Ein Spielabbruch in der 85. Minute. Nach einem gemütlichen Viertelstündchen verzieht sich das Gewitter, der Dorfplatz aber ist für heute unbespielbar. Beide Mannschaften wirken jetzt auf den Schiedsrichter ein, das Spiel auf dem Parkplatz zu beenden oder sich doch einfach daran zu erinnern, dass es ganz bestimmt schon die 90. Minute war.

            Der junge Schiedsrichter weiß genau, dass beides keinesfalls gestattet ist. Er weiß aber auch, dass er sich vor den älteren Herren lächerlich und für den Rest seiner Zeit in dieser Liga unbeliebt machen wird, wenn er ihnen eröffnet, dass um das Wiederholungsspiel kein Weg herum führe. Die Spieler – im Hintergrund hat Metzgermeister Schneidereit längst den Grill angeworfen – wirken zwar nicht gerade so, als würden sie ihn verpfeifen. Allein, persönlich kennen tut er sie auch nicht.

            Wie würde der junge Schiedsrichter wohl regieren? Und was würdest Du einem jungen Schiedsrichter, der Dir diese Frage beim Bier vorlegt, raten?

          • Ich hoffe, dass der junge Schiedsrichter sich nicht erweichen lässt, und ich würde ihm auch dringend raten, sich niemals auf so etwas einzulassen. Es gibt kaum ein größeres No-Go für Referees als falsche Eintragungen im Spielbericht, handle es sich nun um eine unterschlagene Rote Karte (weil der Schiri sich bequatschen lassen hat, dass das Foul doch gar nicht sooo schlimm war – »sagt der gefoulte Spieler schließlich selbst«), ein abgeändertes Ergebnis (weil Freund wie Feind sich einig sind, dass das Siegtor in der 90. Minute aus klarer Abseitsposition erzielt wurde) oder eben eine frisierte Spieldauer.

            Solche, sagen wir mal: Konzessionen können auch zum echten Hindernis für die Laufbahn werden. Insofern wird der junge Schiedsrichter – vor die Wahl gestellt, ob er sich lieber bei einer Mannschaft unbeliebt machen oder einen Karriereknick riskieren will – vermutlich zu dem Entschluss kommen, dass es besser ist, zu seiner Entscheidung zu stehen. Genau das wird von einem Schiedsrichter ja auch erwartet.

  9. Noch ne Frage zum Spiel 1. FC Nürnberg vs. FC Augsburg

    Zitat aus nordbayern.de: „Zunächst hatte Weiner, der Gelb-Rot erst nach Rücksprache mit der vierten Offiziellen Bibiana Steinhaus zückte, einen Zusatzbericht angekündigt, weil Pinola vor seinem Abgang die Vierte Offizielle beleidigt haben soll. Weiner aber verzichtete auf den zunächst angekündigten Sonderbericht, somit muss der Argentinier nach seiner Ampelkarte wie üblich einmal pausieren.“

    Ist das eigentlich üblich bzw. gängige Praxis, erst einen Sonderbericht anzukündigen und ihn dann wieder zurückzuziehen? Was bewegt einen Schiedsrichter zu beidem (Ankündigung & Rückziehung)? Gibt es da ggf. schon vor dem Verfassen des Berichts Rücksprache mit dem DFB?

    Beste Grüße, Alexander

    • Über den genauen Ablauf kann ich letztlich nur spekulieren, weil Michael Weiner sich ja nicht dazu geäußert hat. Dass es einen Zusatzbericht geben soll, stand am Montag im »Kicker«; möglich, dass Weiner das nach dem Spiel einem Redakteur dieser Zeitung zugeraunt hatte, aber eher als Überlegung (»Wir erwägen einen Zusatzbericht wegen Pinolas Äußerungen gegenüber der Vierten Offiziellen« oder so ähnlich) denn als konkrete Ankündigung. Diese Variante halte ich zumindest für einigermaßen wahrscheinlich, denn es ist in der Tat unüblich, einen fest angekündigten Zusatzbericht schließlich doch nicht zu verfassen. Dass Weiner in dieser Angelegenheit erst Rücksprache mit dem DFB gehalten hat, glaube ich ebenfalls nicht, denn die Entscheidung, besondere Vorkommnisse im Spielbericht zu vermerken, liegt einzig und allein beim Schiedsrichter, damit hat der Verband nichts zu tun.

      • Danke für dein Feedback, Alex.

        Wenn es nur ein Statement gegenüber einem Redakteur war, dann müssen sie voneinander abgeschrieben haben, denn es waren doch die berühmten „übereinstimmenden Medienberichte“. Neben kicker, hat auch BILD und nordbayern.de sich entsprechend geäußert und das auch recht unzweideutig. – Das Ankündigen und Rückziehen hat durchaus Irritationen und entsprechende Spekulationen über die Motivlage Weiners für dieses Handeln ausgelöst. Daher meine Frage danach, ob es sich da nicht um übliche Floskeln handelt („Dafür gibt es einen Eintrag im Spielbericht!“), die man eh nicht immer für voll nehmen muss.

        „Für Michael Weiner Grund genug, einen Sonderbericht anzufertigen und an den DFB weiterzuleiten.“
        http://www.nordbayern.de/sport/pinola-droht-eine-langere-sperre-1.3131550

        „Mit der obligatorischen Sperre von einem Spiel ist es möglicherweise nicht getan. Denn: Schiri Weiner verfasste einen Sonderbericht. Pinola hatte sich auf dem Weg nach draußen noch mal vor dem Unparteiischen aufgebaut und mit Bibiana Steinhaus, der vierten Offiziellen, diskutiert. Weiner hatte da schon angezeigt, dass er ein paar Zusatz-Zeilen verfassen werde.“
        http://www.bild.de/sport/fussball/fc-nuernberg/ermittelt-der-dfb-gegen-ihn-32069352.bild.html

        • Okay, das klingt tatsächlich nicht nach einem exklusiven, möglicherweise missverstandenen Gespräch mit dem »Kicker«. Interessant ist der etwas nebulöse Satz »Weiner hatte da schon angezeigt, dass er ein paar Zusatzzeilen verfassen werde« – was auch immer mit »angezeigt« gemeint ist. Denkbar wäre, dass hier tatsächlich eine nicht unbedingt wörtlich zu nehmende Floskel, wie du sie genannt hast, ausgesprochen (und gestisch untermalt) worden ist. So etwas ist zumindest ein nicht unübliches taktisches Mittel, um einen renitenten Spieler ruhig zu stellen. Möglicherweise hat das dann jemand aufgeschnappt und in den Rang eines konkreten Vorhabens erhoben. Dass Weiner nach dem Schlusspfiff gegenüber der Presse einen Zusatzbericht ankündigt und dann doch keinen schreibt (oder ihn gar zurückzieht), wäre jedenfalls äußerst ungewöhnlich.

  10. Ich hätte da nochmal ein paar Anmerkungen und Fragen.

    Nachspielzeit Supercup:
    Die Nachspielminute in der 1. Hälfte der Verlängerung hat mich auch verwundert, die in der 2.Hälfte empfand ich zwingend notwendig. Es gab in dieser 2 gelbe Karten, eine gegen Cole wegen Nichteinhaltung des Abstands beim Freistoß (ein Vergehen, was m.E. spielverzögernden Charakter besitzt), die zweite in der Schlussminute beim Abstoß von Cech gegen Ivanovic, die Rethy mit Spielverzögerung begründete. Wenn der Schiedsrichter (insb. bei letzterer) keine Nachspielzeit anordnet, macht er sich doch quasi zum „Komplizen“ des Spielverzögerers, weil durch das Zeigen und Notieren der Verwarnung weitere Zeit verrinnt.

    Elfmeterschiessen:
    Danke für die Erläuterungen. Diese Wechselmöglichkeit scheint bei den Trainern nicht so bekannt zu sein. Zumindest halte ich es für sinnvoller einen Feldspieler in den letzten Sekunden vom Platz zu nehmen, anstatt einen kalten Torwart ins Tor zu stellen (wie letztes Jahr bei Greuther Fürth gegen Dortmund). Ganz abgesehen von der taktischen Option, welchen Torwart man welchen Elfmeter parieren lässt.

    Ein weiteres (vorletztes) Mal zum Abseits.
    Nach Studium der engl. Regeln und ihrer Erläuterungen habe ich es endlich verstanden (glaube ich zumindest) und dabei würden FIFA-Regeln und DFB-Interpretation auch zusammen passen.
    Das Missverständliche ist nicht das „absichtliche“ sondern der Begriff der „Abwehraktion“. Damit ist mitnichten eine (beliebige) Aktion eines Abwehrspielers gemeint sondern ausschliesslich(!) eine Torschussabwehr. Wenn Krug u.a. also von „Aktion eines Abwehrspielers“ sprechen (wie beim Son-Tor) fällt das nicht unter den Sonderfall „Abwehraktion.“ Das im englischen verwendete „safe“ finde ich da deutlich eindeutiger. Warum man nicht direkt vom Torschuss redet, sondern erst in den Erläuterungen präzisiert, ist mir allerdings schleierhaft. Die Vereinfachung die mit der Regel einhergehen soll, bezieht sich auf die Bewertung „gespielt“ oder „abgelenkt.“ Ein Ball gilt jetzt als gespielt, wenn der Abwehrspieler sich in Richtung des Balles bewegt (damit dann kein Abseits mehr), wenn der Ball auf den Abwehrspieler zukommt, gilt er als abgelenkt (also weiterhin Abseits). Das ist vergleichbar mit der uralten Handspielauslegung.

    Die Lehrvideos, die du erwähntest, sind das dieselben, die José María García-Aranda Encinar verwendet?
    (http://garcia-aranda.com/law11uefa/001.html)
    Meine Frage bezieht sich auf Seite 10, dem Clip1 zum Thema Challenging, wo er sagt, dass diese Szene aktuell nicht als Abseits gelten würde. Ist das aber nicht auch ein Paradebeispiel für den Unterpunkt 4 der Abseits-Auslegungen? Also der, wo der Schiedsrichter schon vorher pfeifen darf, wenn kein anderer Mitspieler den Ball spielen kann, als der im Abseits stehende? Geht der Ermessensspielraum des Schiedsrichter in dem Fall so weit, das sowohl Abseits als auch Tor zulässig wäre?

    • Nachspielzeit Supercup: Einverstanden. Wahrscheinlich war ich da einfach zu unkonzentriert, weil es sich um ein nicht ganz unwichtiges Bayernspiel handelte.

      Elfmeterschießen: Vielleicht liegt der Verzicht auf diese taktische Option ja auch schlicht und ergreifend darin begründet, dass Feldspieler in der Regel nicht unbedingt gute Torhüter sind, auch nicht beim Elfmeterschießen…

      Abseits (I): Du hast völlig Recht mit deiner Interpretation, und in der Tat scheint es, nachdem nun auch der endgültige Regeltext vorliegt (die neuen Regelhefte sind gerade ausgegeben worden), so zu sein, dass der DFB die Änderungen keineswegs anders auffasst als die FIFA. Dessen ungeachtet finde ich es nach wie vor unglücklich, weil reichlich verwirrend formuliert, dass in der Neufassung der Abseitsregel die »absichtliche Abwehraktion« dem »absichtlichen Spielen [des Balles], sofern keine absichtliche Abwehraktion vorliegt«, gegenübergestellt wird (Ersteres hebt eine Abseitsstellung ja nicht auf, Letzteres dagegen schon). Ich halte es außerdem in manchen Situationen für potenziell schwierig – vor allem in den unteren Spielklassen –, zwischen einem als absichtlich gewerteten Spielen des Balles und einem Ablenken zu unterscheiden, selbst wenn man sich an der Faustregel orientiert, dass sich im einen Fall der Spieler einen Schritt auf den Ball zubewegt, während er im anderen Fall nur vom Ball getroffen wird. Nimm beispielsweise diese Szene – für mich ist es vollkommen richtig und nachvollziehbar, dass da auf Abseits entschieden wurde und wird, aber unterscheidet sich diese verunglückte Abwehraktion wirklich im Kern (!) von einem verunglückten Kopfball in den Lauf des im Abseits stehenden Gegners wie in dieser Szene? Mir wäre wohler damit, wenn auch in der zuletzt genannten Situation auf Abseits erkannt werden würde.

      Abseits (II): Der Fall ist tatsächlich tricky. In der Tat könnte sich der Assistent an das von dir genannte vierte Lehrbeispiel erinnert fühlen und sofort die Fahne heben. Allerdings besteht hier noch die Möglichkeit, dass der Verteidiger oder der Torwart den Ball erreicht, deshalb bleibt es bei der Parole »wait and see«. Und dann gilt das, was Garcia-Aranda schreibt: Ein »challenging« liegt hier nicht vor, weil der Ball für den Stürmer zu weit weg ist und er den Verteidiger nicht in einen Zweikampf zwingt (zumindest gilt das, was er da veranstaltet, regeltechnisch gesehen noch nicht als »einen Zweikampf bestreiten«).

      Und tausend Dank für den sehr hilfreichen Hinweis auf Garcia-Arandas Seite! Ich habe den Link eben auch über Twitter verschickt.

      • Ne, der Trick beim Elfmeterschiessen ist dann ja gerade der, dass man 2 gelernte Torhüter im Spiel hat, die sich dann vor dem jeweiligen Elfmeter beratschlagen, wer von beiden den jetzt parieren soll.
        Man stelle sich vor: CL-Finale 2012, 120. Min, Wechsel: Butt für Robben. Und dann diskutieren die vor jedem Schützen „Schau, da kommt der Mata, Manu, übernimm du den mal, wenn später der Drogba kommt, um den kümmert der Jörg sich dann..“ Einfach grandios und macht die Sache für den jeweiligen Schützen bestimmt nicht einfacher.

        Dass die Abseitsregel sehr umständlich und (m.E. unnötig) kompliziert beschrieben ist, sehe ich genauso. Nicht nur beim Betonen des „absichtlichen“ in dem Fall wo das unabsichtliche zur selben Bewertung führt, aber auch bei der Unterscheidung zwischen „abgelenkt“ und „abgeprallt“ (deflected bzw. rebounded). Da gibt es doch keine Situation wo das zu unterschiedlichen Schiedsrichterentscheidungen führen kann, oder?
        Die Entscheidung, ob gespielt oder abgelenkt, finde ich schon einfacher (aber ich bin und war kein Schiedsrichter, kann das also nicht wirklich beurteilen), denn die Frage die sich der Schiedsrichter stellen muss, ist: „Hätte der Ball den Spieler getroffen, wenn er sich nicht bewegt hätte“ Und das sollte meistens gut zu entscheiden sein. Spannend ist der Spezialfall, wenn sich der Spieler sich genau entgegen der Flugrichtung des Balles bewegt. Also der Ball fliegt auf den Spieler zu und der Spieler geht dem Ball entgegen. Gespielt oder abgelenkt?
        Bei der Bewertung dieser Neufassung bin ich bei Dir, das fühlt sich einfach falsch an, dass die zweite Szene kein Abseits sein soll und ich kann mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer Bestand haben wird.
        Der Punkt der mir dabei aufstößt ist folgender: Der Spieler wird doch auf die Devise „Spiel solange weiter, bis der Schiri pfeift“ gedrillt, jetzt ist es aber so, das nicht abgepfiffen wird, WEIL der Spieler weitergespielt hat. Der Spieler wird also dazu gezwungen eine Bewertung vorzunehmen ob sich der Spieler im strafbaren Abseits befindet oder nicht
        (das ist beim passiven Abseits zwar auch der Fall, aber da ist ja klar, dass der betreffende Angreifer eben nicht ins Spiel eingreifen wird), und das in einer ihn grundsätzlich überfordernden Situation (er kann ja den Ball nicht so spielen, wie er das gerne hätte). Und das kann er nicht nur nicht leisten, es ist auch nicht seine Aufgabe Spielsituationen auf Legalität zu überprüfen, dafür sind die Schiedsrichter da.

        Beim der anderen Szene gilt „wait and see“ m.E nicht. Denn das Lehrbeispiel spricht ausdrücklich von anderen Mitspielern (team-mate), ob verteidigende Spieler an den Ball kommen können ist irrelevant. D.h sobald klar ist, dass kein anderer Mitspieler den Ball erreichen kann ist „wait and see“ abgeschlossen.

        • Zum Elfmeterschießen: Da hatte ich dich missverstanden. So, wie du es jetzt noch einmal beschrieben hast (also mit den zwei gelernten Torhütern), ergäben sich tatsächlich bemerkenswerte taktische Möglichkeiten, die ich sehr gerne einmal in der Praxis getestet sähe. Wie ein solches Experiment dann in der Öffentlichkeit beurteilt werden würde, hinge wohl in erster Linie von seinem Ausgang ab: Entweder würde der betreffende Trainer als raffiniertes Genie gefeiert oder als unseriöser Scharlatan ausgebuht werden…

          Zum Abseits: Nein, zwischen »abgelenkt« und »abgeprallt« wird regeltechnisch prinzipiell kein Unterschied gemacht. Wobei »abgelenkt« vielleicht ein bisschen mehr in Richtung »Spielen des Balles« geht, weil ihm bis zu einem gewissen Grad ein aktives Moment innewohnt – und dann haben wir wieder die Schwierigkeit, zwischen absichtlich und unabsichtlich zu unterscheiden. Zum Glück gilt zusätzlich die Anweisung, dass in Zweifelsfällen auf »unabsichtlich« zu erkennen ist.

          Und das »wait and see« gilt in der angesprochenen Szene schon noch. Zwar kann von der angreifenden Mannschaft tatsächlich nur der eine Spieler den Ball erreichen, aber der Schiedsrichter ist beim Abseits zugleich immer angehalten zu beobachten, ob auch wirklich ein Spieleingriff stattfindet. Wenn kein Verteidiger mehr eingreifen kann, weil gar keiner in der Nähe ist, und sich der Angreifer ganz allein auf weiter Flur befindet, soll der Pfiff erfolgen (so macht es auch das Schaubild Nr. 4 deutlich). Kann ein Verteidiger oder der Torwart jedoch kontrolliert den Ball übernehmen, während der Stürmer gar nicht in den Zweikampf geht, besteht keine Notwendigkeit, das Spiel zu unterbrechen.

          Bei der fraglichen Szene könnte man natürlich einwenden, dass das Eigentor gar nicht gefallen wäre, wenn da nicht ein im Abseits stehender Stürmer herumgelaufen wäre. Aber Bewegungen eines im Abseits stehenden Spielers, durch die ein Verteidiger getäuscht oder abgelenkt wird, werden spätestens seit der Neuformulierung ja nicht mehr als sanktionswürdig angesehen. Insofern war das (Eigen-)Tor regelkonform.

          • Meines Erachtens argumentierst Du in der fraglichen Abseitssituation so, als ob in dem Beispiel von „kein anderer Spieler“ die Rede ist („allein auf weiter Flur“). Es wird aber ausdrücklich von „den übrigen Mitspielern“ gesprochen. Diese Möglichkeit ist doch damals eingeführt worden, um die „Sinnlos-Sprints“ die es am Anfang gegeben hat (die, bei denen Spieler über den halben Platz gerannt sind, nur um Abseits gepfiffen zu bekommen sobald sie den Ball berührt haben) zu unterbinden. Jetzt würde wait and see doch bedeuten, Beispiel: Langer Ball nach vorne, Angreifer steht 2m vom Abwehrspieler entfernt im Abseits, beide rennen los. Jetzt soll der Schiri warten, bis der Angreifer den Ball spielt (dann Abseits) oder der Verteidiger den Angreifer einholt (dann fällt das unter Challenging, also wieder Abseits). Das Resultat wäre also, dass es diese „Sinnlos-Sprints“ wieder gibt, die ja eigentlich unterbunden werden sollten.

            Noch etwas:
            „Mit der »absichtlichen Abwehraktion« ist ausschließlich die Torabwehraktion durch einen Feldspieler gemeint, ja (so steht es auch im Schreiben der DFB-Schiedsrichter-Kommission, aus dem ich eben zitiert hatte).“
            Ich bin nicht davon überzeugt, dass diese Unterscheidung (Torwart/Feldspieler) von der Schiedsrichter-Kommision wirklich so gemeint sein soll, denn:
            Wenn der Torwart einen Ball mit einer Hechtparade abwehrt, gilt das nach aktueller Regelung als „gespielt“ (denn er hat sich Richtung Ball bewegt). Wenn das Kriterium „absichtliche Abwehraktion“ nur für Feldspieler gälte, würde ein Angreifer, der an diesen parierten Ball herankommen würde, nicht im Abseits stehen! Das ist offensichtlich so nicht gedacht, Garcia betont beim „deliberate save“ auch „made by any player“ (schliesst also m.E. den Torwart mit ein) und hat auch ein Beispielvideo für „deliberate save“, bei dem ein Torwart die Abwehraktion ausführt.
            (Diese Neufassung hat ja gerade den Sinn, eine Gleichbehandlung von Torwart und Feldspieler zu erzielen, da passt die erneute Unterscheidung des DFB überhaupt nicht rein.)

          • Zum Abseits: Wenn es unzweifelhaft zu einem solchen »Sinnlos-Sprint« kommen würde, kann (!) vorher abgepfiffen werden. Vom Verhalten der Verteidiger steht im Schaubild 4 zwar nichts, aber es ist trotzdem insoweit von Bedeutung, als Situationen denkbar sind, in denen zwar kein anderer Angreifer als der im Abseits befindliche den Ball erreichen kann, aber zunächst noch nicht klar ist, ob es im weiteren Verlauf tatsächlich unweigerlich zu einem Spieleingriff oder zu einer Beeinflussung des Gegners kommen wird, und das ist ja ein wesentliches Kriterium für die Strafbarkeit einer Abseitsstellung. (Genau deshalb ist das auch eine Kann- und keine Soll- oder gar Muss-Auslegung.)

            In der fraglichen Szene, die mit dem Eigentor endet, geschieht genau das: Der Pass kommt in die Mitte, es gibt nur einen Angreifer, der den Ball erreichen kann, und der steht im Abseits. Aber es ist eben – im Unterschied zum in Abbildung 4 skizzierten »Sinnlos-Sprint« – noch nicht klar, ob er auch ins Spiel eingreifen oder einen Gegner beeinflussen wird. Anders hätte es sich dargestellt, wenn der Eigentorschütze, statt sich zum Ball zu orientieren, einfach stehen geblieben wäre. Als ich diese Szene kürzlich auf einem Schulungsabend für Trainer gezeigt habe, lautete deren Einwand dann auch sinngemäß: So wird der Verteidiger ja faktisch dafür bestraft, dass er weitergespielt hat! Kann man so sehen, aber so ist es nun mal seit einiger Zeit bei der Auslegung der Abseitsregel: Insbesondere die Definition, was eine Beeinflussung des Gegners ist, ist deutlich zugunsten der Angreifer verändert worden. (Nebenbei bemerkt: Der DFB scheint die Schaubilder im neuen Regelheft noch nicht aktualisiert zu haben; in den Schaubildern 7, 8 und 9 tauchen jedenfalls immer noch die »Gesten oder Bewegungen« zur Täuschung/Ablenkung des Gegners auf, obwohl die ja aus dem Regeltext bzw. den Anweisungen gestrichen worden sind.)

            Zur »absichtlichen Abwehraktion«: Ich bin schon ganz wuschig von diesen seltsamen Formulierungen, du hast jedenfalls Recht, es gibt die Unterscheidung zwischen Torwart und Feldspieler hier nicht. Die DFB-Erläuterung ist da vielleicht etwas missverständlich, aber ja nicht falsch: »Die Abseitsstellung ist dann strafbar, wenn ein Spieler den Ball aus einer Torabwehraktion eines Abwehrspielers erhält. Die Aktion des Abwehrspielers ist in diesem Fall vergleichbar mit der Abwehr eines Torwarts.« Letztlich soll deutlich gemacht werden, dass die Abwehraktion eines Feldspielers nun der Abwehraktion des Torwarts gleichgestellt ist. Das hätte man gewiss klarer formulieren können, aber es stimmt schon: Eine Unterscheidung wird nicht vorgenommen.

          • Ja, ich glaube, ich habe den Gedankengang verstanden. Das heisst dann, wenn der Ball mittig in den freien Raum gespielt wird, und der Abwehrspieler kommt von links und der Angreifer von rechts, dann muss abgewartet werden, was passiert. Selbiges bei aufeinanderzurennen von Angreifer und Torwart. (weil bei beiden Situationen möglich ist, dass der verteidigende Spieler den Ball unbedrängt spielen kann). Korrekt?
            Bedeutet aber de facto, dass den Abwehrspielern eine Schiedsrichteraufgabe zugemutet wird (die Bewertung, ob der Angreifer sich im Abseits befand oder nicht) und sich abhängig vom Ergebnis verhalten soll (hier den Ball nicht zu spielen, wenn der Angreifer im Abseits steht). Wenn das dem Abwehrspieler zugemutet werden kann, müsste das für den Angreifer aber auch gelten, oder? Woran erkennt der Schiedsrichter denn dann, das der Angreifer den Ball wirklich spielen will und nicht mit seinem Sprint Richtung Ball den Gegner zu einer verunglückten Abwehr provozieren will? Doch erst dann, wenn der Angreifer den Ball wirklich spielt bzw. den Verteidiger bedrängt. Und konsequenterweise müsste das auch gelten, wenn der Ball z.B. Richtung Eckfahne unterwegs und nur der Angreifer hinterherläuft, denn er kann ja immer noch darauf pokern, dass der Verteidiger die Nerven verliert und zur Verfolgung ansetzt. Damit wäre diese Option des vorzeitigen Abpfeifens obsolet. Oder?

          • Wenn ein im Abseits befindlicher Angreifer und der Torwart aufeinander zulaufen, ist es für den Schiedsrichter tatsächlich sinnvoll abzuwarten, ob der Keeper vorher am Ball ist und ihn kontrolliert spielen kann – schon deshalb, weil er ihn dann schneller wieder ins Spiel bringen kann, als das bei einem indirekten Freistoß der Fall wäre. Eine solche Situation sehe ich häufig bei meinen Schiedsrichter-Beobachtungen im Amateurbereich: Der Assistent hebt die Fahne oft recht früh, wenn kein Mitspieler des im Abseits stehenden Stürmers an den Ball kommen kann, aber der Schiedsrichter wartet noch einen Moment, ob der Torwart in Ballbesitz kommt, und winkt den Assistenten dann gegebenenfalls herunter. (Sollte der Torhüter in einer solchen Situation den Spielbetrieb einstellen, weil er das Fahnenzeichen des Assistenten gesehen hat, dann soll der Schiedsrichter natürlich pfeifen und auf Abseits entscheiden.)

            Ich würde es übrigens nicht so sehen, dass den Spielern Schiedsrichteraufgaben zugemutet werden, sondern vielmehr Regelkenntnisse. Und dagegen ist aus meiner Sicht auch rein gar nichts einzuwenden. Die jeweilige Auslegung der Abseitsregel fließt ja schon lange in die Taktik der Mannschaften ein – sei es beispielsweise in Form der Abseitsfalle durch die Defensive, sei es durch ein Lauern von Angreifern auf eine neue Spielsituation. Das damit einhergehende Risiko ist dann vom jeweiligen Team zu tragen. Dass sich die Auslegung mehr und mehr zugunsten der Offensive verändert hat, ist so gewollt und eine Antwort darauf, dass immer mehr Mannschaften mithilfe der Abseitsfalle den Angriffsfußball zerstört haben.

      • Zu Abseits (I):

        Merkwürdig finde ich, dass in dem Regelheft (zumindest in der online verfügbaren pdf-Version) zunächst jetzt von einer „absichtlichen Abwehrreaktion“ die Rede ist. Handelt es sich dabei um einen Tippfehler? Einen semantischen Unterschied scheint es ja nicht zu geben zur „Abwehraktion“ im darauffolgenden Satz, die in den DFB-Erläuterungen dann etwas holperig mit „Torabwehraktion“ definiert wird.

        Unverständlich ist auch, dass das Abprallen und Ablenken bei dieser absichtlichen Abwehrreaktion nochmal angeführt wird, obwohl das im Absatz zuvor schon per se als abseitswürdig wie bei Latte und Pfosten erklärt wurde. Eine Besonderheit ist die (Tor-)Abwehr(re-)aktion offenbar nur, wenn der Ball (absichtlich) gespielt wird.

        Also:
        Abprallen/ Ablenken > immer Abseits.
        Spielen des Balles > i. d. R. kein Abseits. Ausnahme: der Ball wird im Rahmen einer Torabwehraktion gespielt, die vergleichbar mit der Abwehr eines Torwarts ist.

        Richtig so?

        • Ja, absolut richtig so (wobei man bei einer Abwehraktion regeltechnisch nicht von einem Spielen des Balles, sondern immer von einem Abprallen/Ablenken sprechen würde). Und zwischen »Abwehraktion« und »Abwehrreaktion« besteht kein Unterschied; ich vermute, es handelt sich tatsächlich um einen Tippfehler, und das »re« wird bei nächster Gelegenheit getilgt.

          Holprig formuliert, ja, das trifft es. Holprig und deshalb teilweise verwirrend.

          • Aber wenn man bei Abwehraktionen regeltechnisch immer von Abprallen oder Ablenken sprechen würde, wäre das gesamte Abwehraktion-Geschwurbel erst recht kurios, weil komplett überflüssig. Weil Abprallen/ Ablenken ja eh das strafbare Abseits zur Folge hat, egal ob Abwehraktion oder nicht.

            Wenn ich Garcia-Aranda richtig verstehe, unterscheidet sich regeltechnisch das Spielen vom Ablenken/ Abprallen durch die Absicht bzw. die Bewegung des Spieler zum Ball im Gegensatz zum Angeschossenwerden. Nur beim Torwart spricht man auch da vom Ablenken oder Abprallen.

            Interessanterweise kommt das „absichtlich“ Spielen in Zusammenhang mit den Abwehraktionen nur negativ formuliert vor („…sofern keine absichtliche Abwehraktion vorliegt“ /“…das nicht einer Abwehraktion entspringt“). Das ergibt jedoch nur Sinn, wenn sowas auch bei Abwehraktionen vorkommt.

            So wahnsinnig viele Situationen, auf die das zutreffen könnte, fallen mir auch nicht ein. Wenn ein verteidigender Spieler sich zum auf das Tor zu rollenden Ball hinbewegt und den Ball absichtlich zur Seite wegschießt, und dabei den zuvor im Abseits stehenden Angreifer anspielt, wäre das m.E. z.B. eine. Passiert das sonstwie und -so, ist das kein unzulässiger Vorteil für den Angreifer. Passiert das, weil der Verteidiger versucht „to save a goal from being scored“, ist es Abseits.

          • Bislang lautete der Regeltext an der entsprechenden Stelle so: »›Aus seiner Position einen Vorteil ziehen‹ heißt, dass der Spieler aus einer Abseitsstellung einen Vorteil erlangt, indem er den Ball spielt, der vom Pfosten oder der Querlatte oder von einem gegnerischen Spieler zu ihm springt.«

            Nun lautet der Passus so: »›Aus seiner Position einen Vorteil ziehen‹ heißt, dass der Spieler aus einer Abseitsstellung einen Vorteil erlangt, indem er den Ball spielt, I) der vom Pfosten, der Querlatte oder von einem gegnerischen Spieler zurückprallt oder zu ihm abgelenkt wird; II) der aus einer absichtlichen Abwehrreaktion von einem gegnerischen Spieler zurückprallt, abgelenkt oder zu ihm gespielt wird. Ein Spieler zieht keinen unzulässigen Vorteil aus seiner Abseitsstellung, wenn er den Ball von einem gegnerischen Spieler erhält, der den Ball absichtlich spielt, sofern keine absichtliche Abwehraktion vorliegt.«

            Zur Begründung für diese Änderung teilt die FIFA mit: »Der bestehende Wortlaut führt zu vielen Diskussionen, weil er interpretationsbedürftig und nicht präzise genug ist. Der neue Text entspricht eher dem tatsächlichen Spiel und hält klar fest, was es bedeutet, wenn der Ball abspringt, abgelenkt und absichtlich gespielt wird.«

            Und die DFB-Schiedsrichter-Kommission ergänzt: »Näherer Erläuterung bedarf der Begriff einer ›absichtlichen Abwehraktion‹. Die Abseitsstellung ist dann strafbar, wenn ein Spieler den Ball aus einer Torabwehraktion eines Abwehrspielers erhält. Die Aktion des Abwehrspielers ist in diesem Fall vergleichbar mit der Abwehr eines Torwarts.«

            Lassen wir es mal dahingestellt, ob der neue Text wirklich zu weniger Diskussionen führt. Neu eingeführt wurde jedenfalls der Terminus »absichtliche Abwehraktion«, wobei mir nach wie vor nicht klar ist, inwiefern dieser Begriff gegenüber dem alten Text eine substanzielle (!) Präzisierung darstellt. Letztlich gilt die Faustregel von Garcia-Aranda: Bewegt sich der Verteidiger auf den Ball zu, geht man von einem (absichtlichen) Spielen des Balles aus (dann wäre es kein Abseits, sollte der Ball anschließend zu einem im Abseits stehenden Angreifer gelangen), andernfalls wird er »angeschossen«, und dann bleibt eine Abseitsstellung wirksam.

            Zu deinen letzten beiden Absätzen passt vielleicht diese Szene ganz gut: http://garcia-aranda.com/law11uefa/deflected01.html – Will der Verteidiger da den Ball spielen? Oder prallt der Ball nur von ihm ab? In Zweifelsfällen, so wollen es FIFA und DFB, soll auf Abseits entschieden werden. Ist wohl auch besser so.

          • Der entsprechende Clip ist aber eigentlich „Clip 2 – Deliberate save“ (verlinkung kann ich nicht…) mit dem Bayern-Tor gegen Chelsea.

            Recht ähnliche Situation, beides strafbares Abseits, aber nach Garcia-Aranda aus unterschiedlichen Gründen. Während er in der von Dir verlinkten Szene die Aktion des Verteidigers als unabsichtlich und abgelenkt bewertet, sieht er bei der anderen eine absichtliche Aktion, die nur deshalb Abseits ist, weil der Ball aufs Tor gegangen wäre.

            Edith ergänzt, dass nach meinem Verständnis der Begriff „absichtliche Abwehraktion“ nicht der Präzisierung dient, sondern die Ausnahme von der Präzisierung beschreibt.

            Grundsätzlich gilt die beschriebene Faustregel: Unabsichtlich/ angeschossen etc. wird zu Abseits, absichtlich gespielt bedeutet kein Abseits. Die „absichtliche Abwehraktion“ braucht man für die Faustregel eigentlich nicht. Unabsichtlich/ angeschossen ist eh immer Abseits. Benötigt wird der Begriff nur, um die Situation zu definieren, in der das absichtliche Spielen entgegn der Faustregel trotzdem zum Abseitspfiff führt. Wobei mit Abwehraktion anscheinend eine Torabwehraktion und damit wiederum das Abwehren eines Torschusses gemeint ist. In der deutschen Fassung scheint sich über Erläuterungen schrittweise dem englischen „save“ angenähert zu werden.

          • Ich glaube, jetzt habe ich deine Einwände endlich komplett verstanden (sorry, da stand ich schön auf dem Schlauch…).

            Mit der »absichtlichen Abwehraktion« ist ausschließlich die Torabwehraktion durch einen Feldspieler gemeint, ja (so steht es auch im Schreiben der DFB-Schiedsrichter-Kommission, aus dem ich eben zitiert hatte). Dass dabei das Zurückprallen und Ablenken erwähnt wird, ergibt tatsächlich keinen wirklichen Sinn, weil es ja schon unter I) erwähnt wurde. Sinnhaft ist daher eigentlich nur die Erwähnung des (als absichtlich definierten) Spielens des Balles, weil es eben bedeutet: Normalerweise führt es nicht zu einer Abseitsentscheidung, im Rahmen einer (Tor-)Abwehraktion aber schon.

            Nun kann ich den Unterschied zwischen der vorhin von mir verlinkten Szene (»Ablenken des Balles«) und der von dir angesprochenen Szene aus dem CL-Finale 2012 (»absichtliche Abwehraktion«) zwar begreifen, aber in der Praxis sind die beiden sich dermaßen ähnlich, dass ich es für ausgesprochen fragwürdig halte, sie regeltechnisch anders zu bezeichnen – selbst wenn der Ball im einen Fall eigentlich am Tor vorbeigeflogen und im anderen Fall aufs Tor gekommen wäre. Abwehraktionen im eigentlichen Sinne dieses Wortes sind ja beide. Und wäre es nicht grotesk, die Aktion des Chelsea-Spielers zehn Meter weiter vorne als absichtliches Spielen des Balles zu bewerten (was wohl der Fall wäre, folgt man der FIFA und Garcia-Aranda)?

            Ohnehin gibt es bei den Beispielen für »deliberately playing« einige Szenen, bei denen mir nicht wohl ist, dass da jetzt auf »Weiterspielen« (weil kein Abseits) erkannt wird. Ich bin mir sicher, dass das vor allem in den unteren Klassen für reichlich Zündstoff sorgen wird, zum einen wegen der geringeren technischen Fähigkeiten der Spieler, zum anderen, weil viele Schiedsrichter mit der neuen Faustregel schlichtweg überfordert sein werden.

          • Ich muss gestehen, dass ich meiner Interpretation der Regeländerung bzw. ihrer Erklärung durch Garcia-Aranda selbst misstraue. Denn wenn sie richtig ist, und in den Texten mit der Abwehrakionen lediglich gesagt werden soll, dass ein absichtliches Spielen des Balls eine Abseitsstellung nicht aufhebt, wenn damit ein Tor verhindert wird, kann man sich wundern, wie umständlich ein einfacher Sachverhalt beschrieben werden kann. Und vor allem, wie unfassbar schlecht er ins Deutsche übertragen worden ist.

            Ich weiß nicht, wie eng der Begriff „save“ im Englischen gefasst wird. Wenn damit nur so etwas beschrieben wird wie eine Parade des Torwarts oder eine Rettungsaktion eines Feldspielers, dann wär die englische Regel zwar auch nicht gerade simpel formuliert, aber wenigstens eindeutig. „Abwehraktion“ hingegen ist ein doch sehr weit gefasster Begriff (hätte da im Englischen nicht was mit „defence“ stehen müssen?). In den Erläuterungen sagt man dann immerhin, dass der Begriff näher erläutert werden müsse, aber richtig gut gelingt das ja nicht…

            Die von Garcia-Aranda gewählte Szene ist auch nicht wirklich hifreich. Eben weil sie sich ja nur marginal von der anderen unterscheidet. In diesen beiden Fällen kein Problem, da ja beide Male die gleiche Entscheidung fallen soll. Passiert das allerdings jeweils weiter weg vom Tor, oder sieht im einem Fall der Schiri die Aktion des Verteidigrs als absichtliches Spielen an, oder wär im anderen Fall der Schuss neben das Tor gegangen, wirds problematisch. Aber die Probleme hängen dann mit der Frage zusammen, ob „deliberately playing“ vorliegt. Der „deliberate save“ hebt die Fragestellung auf.

            Prototypisch für den „deliberate save“ wäre es wohl, wenn ein Verteiger den Ball von der Linie kratzt (und von angeschossen oder so keine Rede sein kann) und einen Angreifer anspielt, der vorher im Abseits stand. Möglicherweise kommt das zu selten vor, als dass man da gleich Beispielszenen parat hat.

          • Doch, da wird tatsächlich ein vergleichsweise einfacher Sachverhalt umständlich beschrieben bzw. mäßig ins Deutsche übertragen. »Rettungsaktion« wäre vielleicht nicht mal die schlechteste Übersetzung für »save« gewesen, und dann ist da ja noch das Wörtchen »deliberate(ly)«, das man mit »absichtlich« ebenfalls nicht so recht zu fassen bekommen hat, wie ich finde; »bewusst« oder »willentlich« hätten mir zumindest besser gefallen.

            Übrigens ist mir doch noch ein Grund eingefallen, warum das Zurückprallen und Ablenken auch bei der »absichtlichen Abwehraktion« erwähnt wird: Ein »deliberate save« kann in seiner technischen Ausführung ja auch danebengehen (Stichwort: Querschläger). Nun könnte man zwar argumentieren, dass es doch wohl logisch ist, dass eine solche misslungene absichtliche Abwehraktion nicht das Abseits aufhebt, wenn schon das Spielen des Balles es in einer derartigen Situation nicht tut. Aber bevor jemand eine Regellücke aufgetan zu haben glaubt, schließt man sie lieber präventiv. Zumindest wäre das meine Interpretation.

          • Wie mir gerade auffiel, hat MiMü das alles bereits zu Beginn der ganzen Diskussion mit viel weniger Worten festgestellt.

  11. Noch ein Nachtrag zu der von euch besprochenen Szene Rapid – GAK. Der Schiri, Thomas Steiner, stand damals auf der Schwelle zum FIFA-Schiri. Nach dieser Szene wurde er aber für ein Jahr in die 2. Leistungsstufe zurückgestuft. Er kam zwar nach diesem Jahr wieder zurück und hatte noch eine gute Bundesliga-Karriere, das FIFA-Wappen war danach aber perdu. Er galt ohnehin immer als ein eher bei Spielern als bei Funktionären populärer Schiri, da er schon gerne einmal fünf gerade sein ließ und im Zweifelsfall die Karten stecken ließ. Dass er hier regeltechnisch ins Straucheln kam, war daher auch nicht so überraschend und hatte dann auch die oben beschriebenen Konsequenzen…

  12. Ich meine gerade bei der ARD-Zusammenfassung von FRA-GEO folgende Szene gesehen zu haben (wo und ob das wirklich passiert ist, das ist für die Frage allerdings völlig unerheblich):

    Stürmer 1 dribbelt sich nahe der Außenlinie gegen zwei Verteidiger mehr oder weniger fest, Stürmer 2 überholt den Pulk aller drei außerhalb des Spielfeldes, also rechts der Außenlinie, biegt nah innen ab und bekommt dann im Lauf innerhalb des Spielfeldes den von Stürmer 1 durchgesteckten Ball. Meine Frage: Darf der das? Oder wär das ein unerlaubtes Verlassen des Spielfeldes?

  13. noch eine frage zu dem szenario, dass 2 torhüter einer mannschaft während des elmeterschießens auf dem platz stehen:
    es ist ja festgelegt, wo die beteiligten zu stehen haben
    der tormann der mannschaft, die gerade schießt, muss ja an der kreuzung strafraum/torlinie stehen
    dürfen dort dann beide stehen, oder müsste der tormann, der als feldspieler deklariert ist immer aus dem mittelkreis angetrabt kommen?
    ein vorteil dieser doppelstrategie wäre ja wohl auch, dass sich die tormänner eventuell beratend zur seite stehen könnten. dies würde aber in dem fall ja eher erschwert werden.
    klar, darüber zu philosophieren ist schon sehr weit hergeholt, aber wenn man dieses szenario zu ende denkt, drängt sich die frage quasi auf ;)

    • An der genannten Stelle (Kreuzung Torline/Strafraumlinie) darf sich nur ein Torwart je Mannschaft aufhalten, wobei aus den Regeln nicht hervorgeht, ob das nun der Keeper zu sein hat, der gerade den Schuss aufs Tor bekommen hat, oder der, der ihn als Nächster erwartet. Der Schiedsrichter würde deshalb wohl im Fall der Fälle eine dieser beiden Varianten festlegen.

  14. je mehr man darüber nachdenkt, umso mehr wünscht man sich, dass sich das ein trainer einmal traut :D

  15. Hallo Alex,
    hier ganz kurz ein paar Links zu den verschiedenen „Grades“ bei der USSF:
    Ganz allgemein, http://www.ussoccer.com/referees/resource-center/refereeing.aspx.
    Dieses Jahr wollen sie wohl was ändern, unsere Kurse waren aber alle noch nach den alten Regeln,
    wir sind alle „Grade 8“:
    http://www.ussoccer.com/news/referee-programs/2013/08/open-letter-to-referee-community.aspx
    Falls Du Dich tiefer in die Materie einarbeiten möchtest, hier finden sich die genaueren Voraussetzungen:
    https://ussoccer.app.box.com/s/aqvmznutzkj7o0qbufb9.
    Frau und Tochter hatten letzten Samstag ihre ersten Spiele, erstere als „center“ für U8, letztere als „AR“ für U12… ;-)

  16. Hallo Erben,
    Ich Verfolge jede eurer Folgen mit großem Interesse.
    Meine Frage bezieht sich auf das Stellungsspiel des Schiedsrichters, bei der letzten Europameisterschaft fiel mir immer wieder auf das die Schiedsrichter häufig im Weg stehen (meistens bei Angriffen an der linken Ecke des Strafraums), sie behinderten zwar nicht aktiv das Spielgeschehen, stellten jedoch zumindest passiv potentielle Pass- oder Laufwege zu.
    Beim Europa-League Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Quarabag Agdam im September wird der Spieler Ozipka vom Schiedsrichter behindert (unabsichtlich).
    Ist euch das Stellungsspiel der Schiedsrichter bei UEFA Spielen auch schon mal negativ aufgefallen und warum tut bei der UEFA niemand was dagegen?
    Freue mich auf die Antwort,
    Clemens

    Hier der Link zur ersten Halbzeit
    http://www.youtube.com/watch?v=ihYe1pQ39sU
    (die Situation ist ungefähr bei Minute 20:40 im Video (21. Spielminute)

  17. Pingback: #Link11: Tim und Jürgen und Kevin und Vic | Fokus Fussball

  18. Beim gestrigen CL-Spiel Napoli-BVB hat sich das ZDF aus meiner Sicht komplett lächerlich gemacht, indem man Rhety das gesamte Spiel seit der Hinausstellung des Dortmunder Trainers über hat spekulieren lassen, wie Klopp sich wohl nun mit seinem Co verständigen oder was er in der Halbzeitpause zu seinen Jungs sagen werde (für Menschen mit einem starken Scroll-Finger: Dieses epochale Fernsehereignis ist z.B. im AAS-Kommentarstrang in etwa ab diesem Kommentar ff. dokumentiert).

    Aus Neugier habe ich versucht, die entsprechende Regelung zu finden. Und zumindest im Regelwerk auf dfb.de finde ich nicht mehr als die Feststellung in Regel 5 „Der Schiedsrichter hat Maßnahmen gegen Teamverantwortliche zu ergreifen, die sich nicht verantwortungsbewusst verhalten, wobei er sie vom Spielfeld und dessen unmittelbarer Umgebung entfernen lassen darf“ (pdf, Seite 29). Auch wenn das die Logik diktiert, so muss doch irgendwo geregelt sein, dass diese unmittelbare Umgebung den Spielertunnel, die Kabine und technische Kommunikationsmöglichkeiten einbezieht. Denn nach dem Wortlaut wäre ja auch eine andere Auslegung denkbar.

    Jetzt korrigiert mich: Was der DFB nicht ins Regelbuch scheibt, das wird von den Fußballregeln nebst nationalen und internationalen bindenden Auslegungen auch nicht geregelt. Die entsprechenden Regelungen werden sich also in irgendwelchen Durchführungsbestimmungen befinden, was ja auch erst mal völlig in Ordnung ist. Nur unterliegen diese doch nicht der Regelungsgewalt des IFAB, oder? Das heißt, wenn irgendein Verband lustig ist, dann dürfte er beschließen, dass ein verwiesener Trainer mit dem Headset unter dem Stadiondach sitzen oder in der Kabine herumcoachen dürfte? Oder habe ich da nur schon wieder was übersehen?

    Damit will ich jetzt nicht das lustige Findet-Klopp-Spiel des ZDF rechtfertigen. Natürlich ist das rein hypothetisches Geplänkel, aber es interessiert mich trotzdem.

    • Wir haben vorhin eine neue Podcastfolge aufgenommen und diese Punkte darin aufgegriffen. Deshalb verweise ich an dieser Stelle einfach mal darauf; die Folge wird im Laufe des Freitags online gehen.

      • Ich habe mir die Folge soeben herunter geladen und bin – selbstredend nicht nur deshalb – so gespannt wie immer.

  19. Pingback: FF55 – Collinas Erben: Innenraumverweis | Fokus Fussball

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